FUSSBALL

„Das war der Moment, wo es mir zu viel wurde“

lo; 23.05.2024, 10:02 Uhr
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„Das war der Moment, wo es mir zu viel wurde“

lo; 23.05.2024, 10:02 Uhr
Oberberg - Nach dem Abbruch der Kreisliga D-Partie 1. FC Gummersbach – TSV Ründeroth III hat das Kreissportgericht ein Urteil gefällt – Spiel wurde für beide Mannschaften als verloren gewertet.

Die Saison in den Kreisligen ist vorüber, doch die Vorkommnisse bei der abgebrochenen Kreisliga D-Begegnung zwischen dem 1. FC Gummersbach und dem TSV Ründeroth III am letzten Spieltag sorgten für eine unliebsame Verlängerung. Nach einer rund zweistündigen Verhandlung lautete das Urteil des Kreissportgerichts unter dem Vorsitz von Stefan Flock, dass die Partie für beide Mannschaften als verloren gewertet wird und die Vereine ein Ordnungsgeld in Höhe von jeweils 100 Euro zahlen müssen.

 

Drei Spieler – zwei Akteure des 1. FC und ein TSV-Kicker – bekamen wegen Schiedsrichterbeleidung beziehungsweise unsportlichen Verhaltens Sperren von zwei, vier und sechs Spielen aufgebrummt. Der Gummersbacher Coach Enver Yeniay hatte bereits vor dem Abbruch die Rote Karte gesehen. Er wurde mit einem Innenraumverbot für ein Spiel sowie einem Ordnungsgeld (100 Euro) belegt.

 

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Das Sportgericht folgte weitgehend den Ausführungen des Schiedsrichters, der die Begegnung in der ersten Minute der Nachspielzeit vorzeitig beendete und nicht wieder anpfiff. Nach einem Wortgefecht zwischen einem Zaungast, der sich in der Nähe der Ersatzbänke aufhielt, und einem TSV-Spieler auf dem Platz kam es zu einer Rudelbildung, die sich – unter Beteiligung von Zuschauern und (Ersatz-)Spielern - auf die Tartanbahn an der „Kreishausseite“ im Stadion Lochwiese verlagerte.

 

Als sich der Schiri zur Tribünenseite zurückgezogen habe und von dort weitere, von ihm nicht näher zuzuordnende Zuschauer über das Spielfeld zu der „Menschentraube“ gelaufen seien, habe er sich dazu entschieden, die Partie beim Stande von 3:3 abzubrechen. „Das war der Moment, wo es mir zu viel wurde“, schilderte der Unparteiische. Er pfiff ab und beobachtete die Lage im Anschluss von der Tribüne aus. Körperliche Attacken innerhalb des Pulks – seinen Angaben zufolge seien „um den Dreh 50 Personen“ involviert gewesen - auf der gegenüberliegenden Seite habe er nicht registriert.

 

Mit einem zufällig anwesenden Schirikollegen sei er dann Richtung Kabine gegangen. Auf dem Weg dorthin kam es zu den Beleidigungen durch das FC-Spielerduo. Einer von ihnen war bei der Verhandlung anwesend und entschuldigte sich persönlich für seine verbale Entgleisung. Der Referee stellte klar, dass er zu keinem Zeitpunkt bedroht worden sei. Erst als Vertreter beider Klubs in seine Kabine gekommen seien, um zu fragen, ob das Spiel abgebrochen sei, habe er sich „unwohl“ gefühlt und darum gebeten, dass alle die Kabine verlassen.

 

Speziell die Gummersbacher hätten sich gewünscht, dass der Unparteiische das Spiel, als sich die Lage beruhigt hatte, wieder anpfeift. Die Rudelbildung wurde eingeräumt, „aber es gab keine Schlägerei“, betonte der 2. Vorsitzende des 1. FC, Ruhsen Soylu. Kurios: Später saßen die Mannschaften noch beim Grillen zusammen.

 

Es hätte also alles ganz anders laufen können, zumal beide schon vorher den Aufstieg sicher hatten und sich viele Spieler untereinander kennen. Im Duell des Tabellenersten gegen den Zweiten ging es nur noch darum, wer die Saison als Titelträger abschließt. „Das Spiel wurde innerhalb der Teams vielleicht größer gemacht als es ist. Der Gewinn der Meisterschaft war für die Mannschaften wichtig. Es waren viele Emotionen drin“, erklärte Ründeroths sportlicher Leiter Julian Thielen.

 

Die Gäste hatten viele Fans mitgebracht, einige von ihnen zündeten Pyrotechnik. Dies wurde – übrigens genauso wie der fehlende Ordnungsdienst seitens der Hausherren – bereits von der Staffelleitung sanktioniert und war deshalb nicht Gegenstand der gestrigen Verhandlung. Mit den hierfür verhängten Ordnungsgeldern (Pyro: 100 Euro, fehlender Ordnungsdienst: 30 Euro) seien die Vereine sehr gut weggekommen, hob Stefan Flock hervor.

 

„Spätestens, als die Zuschauer quer über den Platz gelaufen sind, war der Schiedsrichter berechtigt, das Spiel abzubrechen“, so der Vorsitzende in der Urteilsbegründung. Da Ründeroth auf eine Berufung verzichtete, steht Gummersbach, das zumindest in Bezug auf die Spielwertung ebenfalls kein Rechtsmittel einlegen wird, als Staffelsieger fest. Die Meisterschaft hätte der 1. FC lieber auf sportlichem Wege unter Dach und Fach gebracht.

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