BLAULICHT

Von der Feier zur Schlägerei

ks; 01.12.2025, 17:25 Uhr
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BLAULICHT

Von der Feier zur Schlägerei

ks; 01.12.2025, 17:25 Uhr
Waldbröl – Die Staatsanwaltschaft wirft zwei Nümbrechtern eine gemeinschaftliche schwere Körperverletzung vor – Verfahren vor dem Amtsgericht Waldbröl.

Im Amtsgericht Waldbröl mussten vergangene Woche Donnerstag gleich zwei Männer auf der Anklagebank Platz nehmen. Zwei Stunden waren für die Verhandlung angesetzt, bevor der Saal ab 12 Uhr für die nächste Sitzung frei sein musste – doch einer der beiden Angeklagten fehlte. Telefonisch zumindest erreichbar, schlug Max L. aus Nümbrecht (Anm.d.Red.: Alle Namen geändert) mit einer 20-minütigen Verspätung im Amtsgericht auf. Schon da war klar, dass es wohl nicht bei einem Termin bleiben würde.

 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 30-jährigen Max L. und Timo F. (29) aus Nümbrecht vor, am 19. November 2023 um 2:20 Uhr auf der Straße „Rolandsborn“ in der Nümbrechter Ortschaft Gaderoth gemeinschaftlich eine gefährliche Körperverletzung begangenen zu haben. Timo F. soll seinem Gegenüber eine Kopfnuss verpasst, dabei aber den Kopf verfehlt und eine Schulter getroffen haben. Und Max. L wird vorgeworfen, eine Ohrfeige ausgeteilt und seinen Gegner gewürgt zu haben. Auch von weiteren Schlägen ist die Rede. Darüber hinaus wird Max L. vorgeworfen, am 1. Oktober 2024 in der Waldbröler Innenstadt im Besitz von 0,34 Gramm Amphetaminen gewesen zu sein.

 

Max L. wollte seiner Anwältin zufolge keine Angaben zum 19. November 2023 machen. Anders war das bei Timo F., der recht ausführlich erzählte. Sein Ziehvater und dessen Frau hätten im Dorfhaus Gaderoth Geburtstag gefeiert. Seine Freundin Emma H. und er hätten noch beim Aufräumen geholfen und dann um etwa 2 Uhr mit einem Taxi nach Hause fahren wollen. Als sie schon im Taxi saßen, sei ein Mann angelaufen gekommen und habe gesagt, dass „da unten jemand Ärger“ habe. Den Mann kannte er von der Feier, sagte der 29-Jährige. Mit dem Taxi seien sie hinter ihm hergefahren. Vor Ort hätte er gesehen, dass dort vier Personen gestanden und eine Person auf dem Boden gelegen habe, die wohl auch getreten worden sein soll.

 

„Da wusste ich noch nicht, dass der das ist“, sagte Timo F. über Max L., der wohl am Boden lag und zuvor ebenfalls auf der Feier seines Ziehvaters gewesen, aber „schon so zwei Stunden“ weg gewesen sein soll. Er sei ausgestiegen und dazwischen gegangen, habe aber „eine verpasst“ gekriegt und sich „nur wehren wollen“. Eine der vier Personen sei abgehauen. Später habe Max L. vor dem Taxi gelegen und sei wieder geschlagen worden. „Einer lag noch auf ihm drauf. Ich habe den runtergezogen“, erzählte Timo F. Zusammen mit Max L. und dem Bekannten von der Feier seien sie ins Taxi gestiegen und davongefahren, wenig später aber zwischen Gaderoth und Prombach von der Polizei angehalten worden.

 

Seine Freundin Emma H. schilderte die Ereignisse ähnlich. In dem Dorfhaus habe es noch eine zweite Feier gegeben. So soll im unteren Bereich ein 18. Geburtstag gefeiert worden sein. „Denen sollte man mal zeigen, wie man feiert.“ Ein Satz, den wohl der Angeklagte Max L. zu dem Mann gesagt haben soll, der sie später auf die Prügelei aufmerksam gemacht habe – und damit wohl die Leute gemeint hat, die unten gefeiert haben. Als sie im Taxi saßen, habe sie mindestens drei stehende Personen und einen Menschen auf dem Boden wahrgenommen. Und sie erinnerte sich auch daran, dass sich noch zwei Personen auf der Motorhaube des Taxis weitergeprügelt hätten. Max L. sei „verdammt aggressiv“ gewesen. Und im Taxi sei danach noch geschrien worden.

 

Max L. äußerte sich lediglich zu dem zweiten Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Er sagte, dass er am 1. Oktober 2024 „bei einem Kollegen“ gewesen sei, als es dort eine Hausdurchsuchung gab, wohl wegen Handels mit Betäubungsmitteln. Auf einem Tisch habe er ein kleines Döschen gesehen, das er mitgenommen habe. „Ich dachte, die lassen mich durch. Ich wollte den schützen“, sagte der 30-Jährige. Aber „das war ein dummer Gedanke.“ Was in dem Döschen war, habe er nicht gewusst. Doch beim Rausgehen sei er kontrolliert worden – und da habe man die Betäubungsmittel bei ihm gefunden.

 

Um 11:47 Uhr musste Richterin Becher vier Zeugen entlassen, die nochmal vorgeladen werden müssen – darunter auch den Geschädigten, der im Rahmen der Verhandlung auch als Nebenkläger gilt. Ein Zeuge wurde aber mit Blick auf die erste Anklage noch kurz gehört, ein 28-Jähriger aus Reichshof. Er sagte aus, dass er auf dem Weg ins Bett war, als Max L. ihn angerufen und gefragt habe, ob er ihn abholen und nach Waldbröl bringen würde. Das habe er auch gemacht. Um wie viel Uhr das war, wisse er aber nicht mehr.

 

Zum Abschluss blickte Richterin Becher noch auf die Vorstrafen der beiden Angeklagten. Über Timo F. gibt es im Bundeszentralregister fünf Eintragungen. Er habe sich mehrfach dem Fahren ohne Fahrerlaubnis schuldig gemacht. Max L. hingeben hat deutlich mehr auf dem Kerbholz; zehn Eintragungen liegen vor. Ob Wohnungseinbruchsdiebstahl, Betrug und Brandstiftung, Trunkenheit im Verkehr, unerlaubter Besitz von Betäubungsmitteln, gefährliche Körperverletzung oder auch Fahren ohne Fahrerlaubnis: bei dem 30-Jährigen kommen einige Vorstrafen zusammen. Zudem gebe es derzeit zwei laufende Bewährungsverfahren. 

 

Fortgesetzt werden soll die Verhandlung am 17. Dezember. Dann sollen nicht nur die vier Zeugen aussagen, die vom Gericht noch nicht gehört worden sind, sondern auch der Taxifahrer, der bislang noch nicht geladen worden ist.

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