BLAULICHT

Stromklau war die falsche Sparmaßnahme

lw; 07.11.2022, 16:40 Uhr
Symbolfoto: Gerd Altmann auf Pixabay
BLAULICHT

Stromklau war die falsche Sparmaßnahme

lw; 07.11.2022, 16:40 Uhr
Waldbröl – Mutter und Tochter mussten sich vor Gericht verantworten – Schaden über insgesamt rund 7.000 Euro.

Von Lars Weber

 

Stromsparen ist heutzutage in aller Munde. Hier werden die Laternen früher ausgeknipst. Dort bleiben die Duschen kalt. Aber natürlich ist das Thema nicht neu, schließlich war der Strom auch vor der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine nicht umsonst – es sei denn, man greift zu unerlaubten Tricks. Aus diesem Grund haben sich heute Hilda J. und Nadine K. (Anm.d.Red.: Alle Namen geändert) am Amtsgericht Waldbröl verantworten müssen. Mutter und Tochter wurde vorgeworfen, über einen Zeitraum von fünf Jahren Energie gestohlen zu haben. Die 51-jährige Nadine K. soll noch dazu in sieben Fällen die Bewohner zweier Mietshäuser bei der Nebenkostenabrechnung betrogen haben. Viele Fragen wurden in der Beweisaufnahme allerdings nicht beantwortet. Denn die Person mit den möglichen Antworten ist seit einem Jahr nicht mehr am Leben.

 

Laut Anklageschrift sollen sich die 68-jährige Hilda J. und ihr Mann im Frühjahr 2014 die Frage gestellt haben, wie sie mehr Strom und damit Kosten sparen können. Neben einem Wohnhaus war dies vor allem für ein kleines energieintensives Gewerbe der Waldbrölerin interessant. Die Antwort des Mannes soll aber kein Anbieterwechsel, keine neue Technik und auch kein kaltes Wasser in der Dusche gewesen sein, sondern laut Staatsanwaltschaft habe er die Stromleitung manipuliert und am Zähler vorbei umgebaut. Dabei soll es nicht geblieben sein. Auch an den Leitungen zweier Immobilien soll der Betrug weitergegangen sein mittels eines elektrischen Heizstabs für den Pufferspeicher. So seien etwa die Hälfte der Heizölkosten „gespart“ worden. Den Mietern wurde aber die volle Nebenkostenabrechnung zugestellt.

 

Rund fünf Jahre ging das so, dann flog die Sache auf. Durch Hilda J. soll ein Schaden über 2.400 Euro entstanden sein, durch ihre Tochter fast doppelt so viel (4.400 Euro), weil sie an dem Betrug an den Mietern beteiligt gewesen sein soll. Viele von ihnen waren zum heutigen Verhandlungstermin auch in Waldbröl erschienen. Sie sollten allerdings umsonst auf dem Flur vor dem Gerichtssaal warten. Als Zeugen wurden sie heute doch nicht benötigt.

 

Beide beschuldigten Frauen gaben an, nichts von den Manipulationen gewusst zu haben. Erst, als die Polizei bei ihnen auftauchte, seien sie mit dem Thema in Kontakt gekommen. Alles, was mit Telefon, Heizung oder Strom und auch der Abrechnung zu tun hatte, habe ihr Mann erledigt, sagte Hilda J. zu Richter Dr. Jan Röleke. Nadine K. gab an, dass sie zwar die Häuser gekauft habe. Ihr Vater habe sich aber um die technische Seite gekümmert. Mit ihm hatte sie auch darüber gesprochen, dass die Stromkosten zu hoch seien und sie vielleicht ein anderes Heizsystem benötigten. Wie ihr Vater dieses Problem tatsächlich gelöst hat, konnte das Gericht ihn aber nicht mehr fragen. Der Ehemann und Papa starb vor einem Jahr.

 

Sowohl Richter als auch Staatsanwaltschaft ließen sich darauf ein, die Verfahren gegen eine Geldauflage einzustellen. Hilda J. soll demnach 500 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen. Bei Nadine K. tat sich das Gericht etwas schwerer aufgrund der höheren Schadenssumme. Sie soll 1.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung entrichten. Auch die Angeklagte tat sich aber schwer, diese Lösung zu akzeptieren, da sie sich als unschuldig ansieht. Da allerdings in ihrer aktuellen Heimat im Ruhrgebiet weitere Verfahren wegen Betrugs oder Urkundenfälschung auf sie warteten, die vor allem mit ihrem ehemaligen Partner zu tun hätten, wollte sie die Waldbröler Geschichte hinter sich bringen und stimmte zu.

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