BLAULICHT

Reichsbürger: Razzia in Gummersbach

Red; 19.03.2020, 14:25 Uhr
Fotos: privat.
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Reichsbürger: Razzia in Gummersbach

Red; 19.03.2020, 14:25 Uhr
Gummersbach – Viele Kräfte der Polizei sind in Windhagen im Einsatz - Der Zugriff soll im Zusammenhang mit einem Reichsbürgerverein stehen (AKTUALISIERT).

In der Nächtenstraße in Gummersbach-Windhagen hat heute Morgen ein Polizeizugriff stattgefunden, der im Zusammenhang mit dem durch Bundesinnenminister Horst Seehofer ausgesprochenen Verbot des Reichsbürgervereins „Geeinte deutsche Völker und Stämme“ stehen soll. Sieben Einsatzfahrzeuge sind vor Ort.

 

NRW-Innenminister Reul nimmt Stellung zur Razzia (Donnerstag, 14:25 Uhr)

 

Innenminister Herbert Reul (CDU begrüßt das Verbot der Vereinigung „Geeinte deutsche Völker und Stämme“ (GdVuSt) sowie seiner Teilorganisation „Osnabrücker Landmark“ durch Bundesinnenminister Horst Seehofer am heutigen Morgen, telt das NRW Innenministerium mit. Maßnahmen gegen die Vereinigung finden seit sechs Uhr in insgesamt zehn Bundesländern, darunter auch an fünf Objekten in Nordrhein-Westfalen statt. „Gerade jetzt, in Zeiten der Coronakrise, müssen wir gegen Leute vorgehen, die Verschwörungstheorien verbreiten und so den Staat unterhöhlen wollen. Das dürfen wir nicht hinnehmen. Deshalb bin ich dem Bundesinnenminister dankbar für sein konsequentes Vorgehen gegen diese braune Soße“, so der Minister.  

 

In Nordrhein-Westfalen wurden Wohnungen unter anderem Gummersbach-Windhagen, Bünde und Preußisch Oldendorf durchsucht. Dabei wurden Schusswaffen, Baseballschläger, Propagandamaterialien sowie Betäubungsmittel sichergestellt. Bei den Maßnahmen in Gummersbach kamen auch Kräfte der Bereitschaftspolizei zum Einsatz.  Die Vereinigung „Geeinte deutsche Völker und Stämme“ leugnet laut Mitteilung die Legitimität der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Institutionen. Ideologisch gehört sie zu den sogenannten „Reichsbürgern“ und „Selbstverwaltern“. Sitz der Vereinigung ist Berlin. Deutschlandweit zählt die Vereinigung etwa 21 Mitglieder, drei von ihnen sind in Nordrhein-Westfalen aktiv. Hinzu kommt ein bundesweites Umfeld von über 100 Personen, davon 15 aus Nordrhein-Westfalen.

 

„Wir zeigen weiter gemeinsam klare Kante gegen Rechts. Hier gibt es keine Toleranz, sondern nur die harte Linie. So schwer die Zeiten auch sind: so schwer können sie nie sein, als dass wir solche Leute gegen Juden und Ausländer hetzen und unsere Demokratie verhöhnen lassen. Diese Typen können sich auch in Corona-Zeiten nicht in Sicherheit wiegen“, so Reul.  In Nordrhein-Westfalen gibt es aktuell rund 3.200 Reichsbürger, knapp Dreiviertel davon sind Männer zwischen 40 und 60 Jahren. 

 

Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz sieht die Bewegung als Gruppe mit erheblichem Gefahrenpotenzial. Rechtsgrundlage des Verbotes ist Artikel 9 Absatz 2 des Grundgesetzes in Verbindung mit § 3 des Vereinsgesetzes. Nach Einschätzung des Bundes- und Landesinnenministeriums verstößt der Verein gegen die verfassungsmäßige Ordnung, läuft nach Zweck und Tätigkeit den Strafgesetzen zuwider und richtet sich gegen den Gedanken der Völkerverständigung.

 

Gegenüber Oberberg-Aktuell gab das Bundesinnenministerium auf Nachfrage bekannt (Donnerstag, 12:10 Uhr)

 

Bundesinnenminister Horst Seehofer hat heute den Verein „Geeinte deutsche Völker und Stämme“ und ihre Teilorganisation „Osnabrücker Landmark" verboten und aufgelöst. Damit wird auf Bundesebene erstmals eine Reichsbürgervereinigung verboten.

 

Seit den frühen Morgenstunden durchsuchen über 400 Einsatzkräfte die Wohnungen von 21 führenden Vereinsmitgliedern in zehn Bundesländern. Die Durchsuchungen erfolgen zeitgleich in Berlin, Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Sachsen und Thüringen. Dabei wurden Schusswaffen, Baseballschläger, Propagandamaterialien sowie geringe Mengen Betäubungsmittel sichergestellt.

 

Weitere Informationen gibt es hier.

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