BLAULICHT

Mysteriöser Raubüberfall bleibt noch ungeklärt

ls; 02.04.2021, 14:45 Uhr
BLAULICHT

Mysteriöser Raubüberfall bleibt noch ungeklärt

ls; 02.04.2021, 14:45 Uhr
Gummersbach - Im November 2018 soll die Mitarbeiterin eines Autohauses überfallen und beraubt worden sein - Entscheidung musste vertagt werden, weil ein mutmaßlicher Mittäter, der als Zeuge vernommen werden sollte, fehlte.

Von Leif Schmittgen

 

Bei einer Verhandlung vor dem Gummersbacher Amtsgericht hatten die Schöffen unter Vorsitz von Richter Ulrich Neef einige Ungereimtheiten zu klären. Einer der Zeugen hatte sich kurzfristig per E-Mail abgemeldet, da er laut Eigenaussage unter Corona-Quarantäne stehe. Dabei handelt es sich um Kevin J. (Anm. d. Red.: alle Name geändert), der sich wegen gemeinschaftlichen Raubes in einem gesonderten Verfahren verantworten muss. Auf der Anklagebank nahm sein mutmaßlicher Mittäter Mustafa F. Platz. Dem heute 25-Jährigen wird vorgeworfen, am 13. November 2018 die damals 21-jährige Mitarbeiterin eines Autohauses überfallen und ihr 5.200 Euro geraubt zu haben.

 

Eigentlich hätte Silvia S. das Geld aus einem Autoverkauf am Morgen bereits mittags einzahlen sollen, fand in der Kasse aber lediglich die Quittung über den Gesamtbetrag vor, das Bargeld fehlte. Autoverkäufer Kevin J. erklärte, die Käufer hätten das Geld nicht komplett gezahlt, 1.200 Euro würden fehlen. Deshalb werde er das Geld erst am Abend nach seiner Rückkehr vom Außendienst an S. übergeben. Die Käufer aber erklärten, am Morgen des Tattages den gesamten Kaufpreis in bar entrichtet zu haben. J. soll dann Mustafa F. per Anruf mitgeteilt haben, wann Silvia S. das Autohaus verlässt, um sie abzupassen.

 

Bis heute leide die Frau unter den psychischen Folgen, wie sie unter Tränen aussagte. „Ich traue mich bei Dunkelheit nicht alleine aus dem Haus und habe zudem Albträume." Auch fiele es ihr schwer, sich an alle Einzelheiten des Überfalls zu erinnern. Dass ihr damaliger Arbeitskollege und Ex-Freund aber in den Überfall verwickelt sein könnte, vermutete das Opfer sehr schnell. „Sie erzählte mir, dass er der Einzige gewesen sei, der sich nach ihrer Rückkehr ins Autohaus nicht für ihre Notsituation interessiert hätte“, sagte ein enger Freund während der Verhandlung.

 

Weitere Zeugen berichteten, dass die Geschädigte im Juni 2019 zudem den Hinweis einer Freundin bekommen hatte, der Angeklagte habe die Tat einem weiteren Bekannten gegenüber gestanden. Warum sie F. erst vier Monate später bei der Polizei gemeldet habe, begründete die Frau mit der Nichterreichbarkeit des zuständigen Kripobeamten. Erst der Hinweis eines unbeteiligten Polizisten, eine E-Mail zu schreiben, habe die Ermittlungen dann wieder ins Rollen gebracht.

 

Einige Wochen vor dem Raub hatte es zwei Einbrüche in dem Autohaus gegeben, bei denen die Täter den Tresor der Firma ins Visier nahmen. „Die Polizei hat keine Einbruchsspuren außer ein zerbrochenes Fenster gefunden“, sagte der damalige Abteilungsleiter und heutige Filialgeschäftsführer aus. Er hatte Kevin J. einen Tag nach der Tat entlassen. Wie aus den übrigen Zeugenaussagen hervorging, hatten beide Angeklagten in besagtem Zeitraum für einige Monate eine Shishabar in Olpe eröffnet, wo Kevin J. vor Kunden mit teuren Uhren und weiteren Luxusgegenständen geprahlt haben soll.

 

Für Kopfschütteln sorgte die Nachricht des Rechtsanwalts, dass Mustafa F. zeitnah einen Nachweis erbringen wolle, zur Tatzeit gearbeitet zu haben. Er legte zudem einen Gehaltsbeleg für den besagten Zeitraum vor. „Warum haben Sie das nicht vorher gemacht?“, fragte Neef. „Sollte das nachgewiesen werden, wäre das ein Alibi." Da Staatsanwaltschaft und Verteidigung auf die Vernehmung des fehlenden Zeugen bestanden, wurde die Entscheidung vertagt. Ein neuer Verhandlungstermin steht noch nicht fest.

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