BLAULICHT

Im Ernstfall zählt Teamarbeit

lw; 30.10.2023, 14:40 Uhr
Fotos: Thomas Wirczikowski und Michael Gauger (ab Galeriebild 14).
BLAULICHT

Im Ernstfall zählt Teamarbeit

lw; 30.10.2023, 14:40 Uhr
Wiehl – Auf dem Übungsgelände in Brächen organisierte das Kreisverbindungskommando ein realistisches Szenario mit lokalen Hilfsorganisationen, um die Zusammenarbeit zwischen militärischen und zivilen Kräften zu fördern.

Von Lars Weber

 

Mehr als 170 Teilnehmer, etwa 50 Einsatzfahrzeuge, eine Laufzeit über knapp neun Stunden – die vom Kreisverbindungskommando (KVK) groß angelegte Übung auf dem ehemaligen Munitionsdepot in Wiehl-Brächen am Samstag hatte es in sich. Mit dabei waren Reservistenkameradschaften aus Bergneustadt, Lindlar und Nümbrecht, das Gummersbacher und Waldbröler THW, die Feuerwehr Nümbrecht, das DRK, der Malteser Hilfsdienst, die Johanniter, das DLRG und Beamte der Polizeibehörde des Oberbergischen Kreises. Das Kennenlernen und das gemeinsame Arbeiten haben dabei im Mittelpunkt der Übung gestanden. Das erdachte Szenario sei dabei absolut realistisch. „Leider“, wie Oberstleutnant Thomas Meier, Leiter des KVK und Organisator des Tages, im Gespräch mit OA hinzufügt.

 

In diesem Szenario führen zwei Länder im Osten Europas seit anderthalb Jahren Krieg – reale Namen bekommen die beiden Länder dabei nicht. Das eine Land wird von der NATO unterstützt, das andere droht damit, den Krieg auszuweiten. Um Stärke zu demonstrieren, möchte die NATO Manöver im Osten fahren und verschiebt daher Truppen aus dem Westen in dieses Gebiet. Dabei kommen sie auch entlang der A4 vorbei. Der Auftrag des KVK lautete, einen Restraum für die Truppen einzurichten. Dafür wurden die anderen Teilnehmer der Übung benötigt, denen in diesen Szenarien unterschiedliche Aufgaben zugewiesen wurden – aber natürlich warteten auch einige Überraschungen auf die Einsatzkräfte.

 

Das DRK und die Malteser sollten zunächst einen Betreuungsplatz einrichten, auf dem bis zu 500 Menschen betreut werden könnten. Ein Ziel des THW war es, ein altes Sanitärgebäude zu beseitigen. Die Reservisten sicherten indes als Wachzug das Gelände, schließlich war das Brächener Übungsgelände zum militärischen Sicherheitsbereich erklärt worden. DLRG, Johanniter und die Feuerwehr sollten parat stehen, falls etwas passieren sollte – und das tat es natürlich. „Die Lagen sollten ineinander spielen“, so Meier, sodass die Ehrenamtler gemeinsam die Situationen lösen mussten.

 

 

Beispielsweise brach in einem der Übungsgebäude ein Kellerbrand aus, zu dem die Feuerwehr gerufen wurde. Nicht nur mussten sie dabei zwei Personen aus dem Haus retten, eine weitere offensichtlich verwirrte Person wurde plötzlich vermisst. Diese war auf dem Gelände eine Böschung heruntergefallen, wie sich herausstellte. Zur Rettung brauchte die Feuerwehr die Spezialisten der DLRG, die die Person anschließend den Johannitern zur Versorgung übergaben. Noch aufregender wurde es am Zugang zum Gelände, wo nicht nur Demonstranten vorbeischauten, sondern es zwischen Sabotagetrupps und den Wachen auch zum Feuergefecht kam, durch das wiederum ein Waldbrand ausgelöst wurde.

 

Für die Einsatzkräfte kamen all diese Entwicklungen überraschend. Dabei hatte Meier während der aufwendigen Planung der Übung bereits ab dem Frühjahr mit den jeweiligen Führungskräften abgesprochen, worauf besonders Wert gelegt werden soll, was geprobt wird oder welches Einsatzgerät mitgebracht werden kann. 6 Uhr am Samstag ging es dann los, um 15:05 Uhr war die Übung vorbei. „Bis 12 Uhr hatte es durchgeregnet, es herrschten schwierige Bedingungen“, so Meier im Nachgang. Doch unter den Augen des Landrats Jochen Hagt und dem Kommandeur des NRW-Landeskommandos, Brigadegeneral Hans-Dieter Müller, sei die Teamarbeit und die Kommunikation untereinander im Verlauf des Tages immer besser geworden. Meier lobte das Engagement der zivilen Hilfskräfte und der Reservistenkameraden. „Das ist nicht selbstverständlich.“ Das vorrangige Ziel der Übung sei daher „zu 100 Prozent“ erreicht worden. Dass noch nicht alle Abläufe immer gepasst hätten, sei normal. Deshalb werde schließlich geprobt.

 

Am Samstagabend seien viele der Teilnehmer nochmals zum Biwak zusammengekommen, um etwas gemütlicher zusammenzukommen und Telefonnummern zu tauschen. Alle zwei Jahre möchte Meier gerne eine Übung in der Größenordnung organisieren, damit im Ernstfall alle Rädchen zum Wohl der Bevölkerung ineinandergreifen.  

 

Das KVK

Zu den Aufgaben des aus zwölf Unteroffizieren und Offizieren der Reserve bestehenden Kreisverbindungskommandos gehören unter anderem die Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen dem Oberbergischen Kreis und der Bundeswehr, um bei Bedarf schnell und zielgerichtet Einheiten der Bundeswehr zur Bewältigung außergewöhnlicher Ereignisse heranzuführen und aufzunehmen. So war das Kreisverbindungskommando zum Beispiel während der Pandemie oder auch in der Sturmtiefnacht im Juli 2021 im Kreis im Einsatz.

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