BLAULICHT

Geständnis im Marienheider Totschlagsprozess

pn; 03.03.2023, 14:55 Uhr
Foto: Peter Notbohm ----Wegen Totschlags muss sich derzeit ein 35-Jähriger (hier im Gespräch mit seinem Verteidiger) vor dem Landgericht Köln verantworten.
BLAULICHT

Geständnis im Marienheider Totschlagsprozess

pn; 03.03.2023, 14:55 Uhr
Marienheide - 35-Jähriger räumt Tat ein - Kontrollwahn, Eifersucht und Drogen-Cocktail sollen zu der tödlichen Attacke geführt haben - Ex-Freundin musste Tod ihres Bekannten mitansehen.

Von Peter Notbohm

 

Mit dem angekündigten Geständnis des Angeklagten hat erwartungsgemäß der zweite Verhandlungstag im Marienheider Totschlagsprozess begonnen (OA berichtete). Über seinen Verteidiger räumte der 35-jährige Angeklagte ein, im Drogenwahn und aus Eifersucht auf einen 24-Jährigen losgegangen zu sein und diesen mit einem Schraubendreher erstochen zu haben. In den frühen Morgenstunden des 14. August des vergangenen Jahres, gegen 5:15 Uhr, war es vor der Marienheider Wohnung seiner 32-jährigen Ex-Freundin zu der tödlichen Attacke auf den mutmaßlichen Nebenbuhler gekommen.

 

Er habe bereits den gesamten Tag Amphetamine auf der Arbeit konsumiert, sei abends zu einem Kumpel gefahren, habe dort Alkohol getrunken und Cannabis geraucht und später noch einmal Amphetamine genommen. Irgendwann im Laufe der Nacht muss es dann zum Streit zwischen ihm, seiner Ex-Freundin sowie dem vermeintlichen Nebenbuhler gekommen sein, die gemeinsam mit weiteren Freunden in einer Gummersbacher Diskothek feierten. Mehrere Text- und Sprachnachrichten sollen ausgetauscht worden sein, darunter wilde Bedrohungen, wie eine Zeugin später aussagte.

 

Angeklagter gibt jahrelangen Drogenmissbrauch zu

 

Angaben machte der Anklagte auch zu seinen Lebensumständen. Schon früh habe er mit dem Drogenkonsum begonnen, habe deshalb auch immer wieder Stress mit seinen Eltern gehabt und mit dem Fußball spielen aufgehört. Die Beziehung zu seiner Ex-Freundin habe begonnen, als er 20 war. Bevor er vier Jahre später Vater wurde, sei es bereits zur Trennung wegen seines Drogenkonsums gekommen. Über die Trennung sei er trotz anderer Beziehungen nie hinweggekommen. Er habe aggressiv reagierte, zudem räumte er das jahrelange Stalking seiner Ex-Freundin ein.

 

Das Amphetamin haben er tagsüber als Motivation gebraucht, das Cannabis abends zum Chillen, gab er an. Am Wochenende habe er zudem Kokain konsumiert: „Für bessere Stimmung“. Der 35-Jährige stand wegen seines Konsums dem Vernehmen nach auch schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt und meinte, dass eine Therapie wahrscheinlich sinnvoll wäre: „Erst jetzt im Gefängnis habe ich meine Ruhe gefunden und gemerkt, wie aggressiv ich war.“

 

Schlägerei dauerte nur Sekunden

 

Details zu dem tödlichen Angriff und auch zu der Beziehung zu dem Angeklagten machte im Anschluss die 32-jährige Marienheiderin, die alles mit ansehen musste. Die Schlägerei zwischen beiden Kontrahenten habe keine Minute gedauert: „Sie sind sofort wie zwei Tornados aufeinander losgegangen. Der Verstorbene sei im Anschluss noch wenige Schritte auf sie zugegangen, habe sie angeschaut und sei dann einfach umgefallen: „Ich habe zunächst nicht verstanden warum, bis ich das ganze Blut sah.“

 

Zuvor war man zu viert mit dem Taxi wieder nach Marienheide zurückgekehrt. Den 24-Jährigen hatte sie erst wenige Wochen davor kennengelernt. Er habe Interesse an ihr gezeigt, sagte sie aus. Er habe mitbekommen, wie viel Stress ihr Ex-Freund ihr mache und habe die Angelegenheit klären wollen. Noch auf der Taxifahrt habe er sich aber vollkommen ruhig gezeigt und die Todesdrohungen ihres Ex-Freundes nicht ernstgenommen.

 

Vorwürfe in Richtung der Polizei

 

Die Beziehung zu dem 35-Jährigen bezeichnete sie als ein Auf und Ab: „Es war nicht immer schlecht.“ Er habe sich wirklich gefreut, als sie schwanger geworden sei. An seiner Drogensucht, seinem Spielproblem und seinem Verhalten habe das aber nichts geändert, sodass es zur Trennung kam. Den Kontakt zur Tochter habe sie trotz seiner Eifersucht nicht unterbunden. Das Mädchen habe ihren Vater auch lange geliebt. Dass dieser aufgrund seines Drogenkonsums aber Verabredungen nicht einhielt und auch auf Anrufe nicht antwortete, habe viel zerstört.

 

Vorwürfe machte die 32-Jährige in Richtung des Staates. Der Angeklagte habe sie über Jahre bedroht, sie sei auch mehrfach bei der Polizei gewesen. Doch selbst als er mehrfach gegen die einstweilige Verfügung verstoßen habe, sei kaum etwas geschehen. „Es musste erst etwas passieren, bis die Polizei reagiert“, meinte sie. Dass sie mit dem Angeklagten scheinbar heute noch nicht abgeschlossen hat, hörte man aus ihrer letzten Aussage: „Hätte er keine Drogen genommen, wären wir heute noch zusammen.“

 

Ein deutliches negativeres Bild vom Angeklagten zeichnete dagegen die beste Freundin der Marienheiderin, die bei der Disconacht ebenfalls dabei war. Sie sprach in ihrer Aussage von jahrelangem Kontrollwahn, Streit und (psychischer) Gewalt: „Ich habe ihn nie gemocht. Er wollte nicht akzeptieren, dass es im Leben seiner Freundin auch andere Menschen gibt. Er war vollkommen besitzergreifend.“ Die Schlägerei selbst habe sie nicht gesehen, da sie sofort die Nichte der 32-Jährigen ins Haus gebracht habe. Als sie wieder herauskam, habe sie noch versucht den 24-Jährigen zu beatmen – vergebens.

 

Der Prozess wird fortgesetzt.

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