BLAULICHT

„Für das Gehirn gibt es keine Cloud“

ls; 06.08.2025, 11:25 Uhr
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Fotos: Leif Schmittgen --- Torsten Meier freut sich über einen Überzug für seinen Rucksack.
BLAULICHT

„Für das Gehirn gibt es keine Cloud“

ls; 06.08.2025, 11:25 Uhr
Bergneustadt - An der ehemaligen Bahntrasse machte die Polizei heute Station, um um für mehr Sicherheit und Rücksichtnahme auf Radwegen zu werben.

Von Leif Schmittgen

 

Torsten Meier schaut etwas verdutzt drein, als er von Hauptkommissarin Ina Beyenburg freundlich zur Seite gewunken wird. Der Bergneustädter ist mit seinem Fahrrad auf der ehemaligen Bahntrasse zur Arbeit in Richtung Derschlag unterwegs und hat rein gar nichts falsch gemacht. „Keine Sorge, die Polizei ist nicht immer böse“, reagiert Kollegin Michaela Barz auf den verwunderten Blick des Radlers. Der Helm sitzt korrekt und auch sein Gefährt ist augenscheinlich verkehrstauglich mit Beleuchtung und Reflektoren ausgestattet.

 

[Jeder Helm verfügt über ein Typenschild mit Herstellungsdatum und sollte nach spätestens acht Jahren erneuert werden.]

 

Als Wegzehrung bietet sie dem Passanten eine Banane an, die gerne angenommen wird. So ist das Eis schnell gebrochen und man kommt locker ins Gespräch. Der ungewöhnliche Polizeieinsatz dient der Prävention, genauer gesagt dem Appell für gegenseitige Rücksichtnahme und Sicherheit auf Radwegen. Der Rucksack des Fahrradfahrers ist zu dunkel, deswegen freut sich Meier über das zusätzliche „Give away“, einen neongelben Überzug, der ihn für Passanten deutlich besser sichtbar macht. Außerdem gibt sie wertvolle Tipps, wie der Helm richtig sitzt. Außerdem gelte es auf die „Haltbarkeit“ zu achten, nach sechs bis acht Jahren sollte  der Kopfschutz wegen Materialermüdung erneuert werden. Ein Typenschild verrät das Herstellungsdatum.

 

[Wie ein Helm richtig sitzt, erläutert Michaela Barz. Im Hintergrund: Der zerstörte Helm einer Elfjährigen...]

 

Ein anderer junger Mann ist ohne Kopfschutz, dafür aber mit dicken Kopfhörern auf seinen Ohren unterwegs. „So sollte man es nicht machen“, sagt Barz. Die Musik schränke die Wahrnehmung der Umgebung merklich ein. „Ich habe meinen Helm heute vergessen“, rechtfertigt er sich. Dieser sei ja keine Pflicht, aber könne Leben retten. Dass man sein Handy mit dicken Hüllen gegen Stürze schütze, sei normal. „Warum dann nicht auch der Kopf“. Ein Smartphone sei schnell repariert. „Für das Hirn aber gibt es keine Cloud zur Datenwiederherstellung“, mahnt die Polizistin.

 

Welche Kräfte bei einem Aufprall absorbiert werden, zeigt der zerstörte Fahrradhelm eines elfjährigen Mädchens, das 2021 auf einem Zebrastreifen in Nümbrecht von einem Auto erfasst wurde. Nicht nur die zerbrochenen Teile, auch Fotos der zerstörten Scheibe und des deformierten Autodachs lassen die Wucht des Aufpralls erahnen. „Ein Gutachten hat ergeben, dass das Mädchen ohne Helm wahrscheinlich nicht überlebt hätte. So kam sie mit Blessuren davon“, weiß die erfahrene Polizistin.

 

[... die einen heftigen Aufprall dank ihres Kopfschutzes überlebte.]

 

Michaela Barz sowie ihre Kolleginnen Lisa Gademann und Ina Beyenburg sind im Opferschutz aktiv und kümmern sich um die Angehörigen von schwer verletzten oder gar verstorbenen Menschen nach Unfällen. Außerdem werben die Beamtinnen für mehr Rücksichtnahme. Die Trasse werde von Radlern, Spaziergängern oder Freizeitsportlern gleichermaßen genutzt, weshalb gegenseitiger Respekt umso wichtiger sei.

 

 

Auch in Hückeswagen und in Nachbarkreisen sind die drei Polizistinnen dieser Tage unterwegs, um auf die Gefahren hinzuweisen. „Die Resonanz ist zum größten Teil positiv“, sagt Barz. „Knöllchen“ werden bei der Aktion „Gemeinsam auf der Trasse - Aber sicher!“ nicht verteilt, es bleibt - wenn nötig - bei mündlichen Verwarnungen. Und wer mit den drei Beamtinnen nicht ins Gespräch kommen möchte, den lassen sie auch passieren.

 

[Lisa Gadenann (v.li.), Ina Beyenburg und Michaela Barz warben auch für mehr Rücksichtnahme.]

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