BLAULICHT

Flut: Etliche Dämme geschützt

ls; 01.08.2021, 09:00 Uhr
Fotos: Leif Schmittgen(Titelbild/Textbild 1)/THW --- Das, was Christian Groth am Übungsdeich in Windhagen den THW-Auszubildenden beibringt, kam nun mehrfach in der Praxis zur Anwendung.
BLAULICHT

Flut: Etliche Dämme geschützt

ls; 01.08.2021, 09:00 Uhr
Gummersbach - Christian Groth vom THW sicherte während und nach dem Unwetter mehrere Gewässer und schildert bei OA seine Erlebnisse.

Von Leif Schmittgen

 

Christian Groth vom Ortsverband Gummersbach des Technischen Hilfswerks (THW) ist Spezialist für Wasserbauwerke, sogenannter Deichverteidiger und technischer Berater. Dafür hat er Lehrgänge absolviert und ist inzwischen auch Ausbilder für den Verbandsnachwuchs. Das, was er sonst am Deich auf dem Betriebsgelände in Gummersbach-Windhagen bei Übungen vermittelt, wurde während und nach dem Unwetter vor gut zwei Wochen bittere Realität. Denn mehrmals musste er innerhalb und außerhalb des Kreises sein Fachwissen anwenden, um Dämme vor dem Überlaufen und Brechen zu sichern. Zunächst war er, wie die meisten der 38 Mitglieder aus Gummersbach, zum Befüllen von Sandsäcken abberufen worden. Mehrere Lastwagenladungen kamen auf dem Gelände an: „Wir haben 10.000 Säcke vorbereitet und somit 100 Tonnen Gewicht verarbeitet“, so Groth.

 

[Viele Tonnen Sand bewegten Christian Groth, hier mit Ortsgruppenleiter Torsten Simon, und die vielen weiteren ehrenamtlichen Helfer des THW in den vergangenen Wochen.]

 

Noch am gleichen Abend erreichte ihn dann der erste fachspezifische Notruf: Es ging zur Diepental-Talsperre nach Leichlingen, wo der Damm überzulaufen drohte. „Trotz Fahrt mit Blaulicht und Sirene war die Fahrt wegen überschwemmter und durch Holz versperrter Straßen schwierig, bis wir endlich den Einsatzort erreichen konnten“, erinnert sich der 46-Jährige. Vor Ort drohte das Bauwerk überströmt und dadurch von oben abgetragen zu werden. Die darunter liegende Ortschaft wurde vorsorglich evakuiert. „Gegen Mitternacht war das Wasser bereits kniehoch“, berichtet er. Zum gleichen Zeitpunkt stagnierte der Pegel aber glücklicherweise  und die Gefahr eines Bruchs war gebannt. Selbstständig hätten die Helfer die Einsatzstelle aber nicht mehr verlassen können und wurden mit Booten der DLRG weggefahren.

 

Der nächste Einsatz führte den Deichverteidiger abermals nach Hückeswagen zum Beverteich (Foto). Bekanntlich mussten auch dort Menschen wegen eines drohenden Dammbuchs in Sicherheit gebracht werden. Dort unterstützte der Deichverteidiger die Drohnengruppe der Feuerwehr Gummersbach-Windhagen, indem er die Luftaufnahmen begutachtete, um eine Einschätzung über die Standfestigkeit des Bauwerks abzugeben. Gemeinsam mit den Kollegen fand er eine sogenannte Quelle - Löcher, durch die das Wasser dringt und weitere Risse entstehen können, die den Damm von innen aufweichen und zum Brechen bringen können. 

 

 

Mit dem Bau einer sogenannten Quellkade, einem U-förmigen Sandsackgebilde vor dem oberarmdicken Loch, wollte man den Druckausgleich wieder herstellen. Händisch transportierten rund 50 Helfer dafür etwa 4.500 Sandsäcke (45 Tonnen) zur Gefahrenstelle, da diese mit Fahrzeugen nicht erreichbar war. Schließlich wurde die Bruchgefahr durch den Einsatz gebannt. Ein weiteres Mal zum Beverdamm führte es Groth, weil es eine Ortschaft unterhalb des Teichs zu schützen galt. Durch das kontrollierte Ablassen des Wassers an der Talsperre baute man vorsorglich Schutzeinrichtungen, um eine Flutung der dortigen Häuser zu verhindern. Ein Schaden wurde letztlich abgewendet.

 

[In Leichlingen wurde der Damm eines Teiches gesichert.]

 

Einige Tage später rückte der THW-Helfer erneut nach Leichlingen aus. Dort war der Damm eines Teiches so weit durch Wassermassen aufgeweicht, dass er nachzugeben drohte. Nach Begutachtung vor Ort bestätigten sich die Befürchtungen. „Es herrschte Gefahr im Verzug. Ein Seniorenheim in der Nähe wurde daraufhin evakuiert, auch danebenliegende Wohnhäuser drohten überspült zu werden." Das Wasser musste abgepumpt werden. Beeindruckt war Groth von der Unterstützung ortsansässiger Landwirte, die Güllewagen zur Verfügung stellten. Nach mehrstündiger Arbeit war die Gefahr schließlich gebannt und die Menschen konnten in ihre Häuser zurückkehren.

 

Zurückblickend freut sich der ehrenamtliche THW-Helfer über die hervorragende Zusammenarbeit mit seinem Deichverteidiger-Kollegen Markus Klaar aus Wermelskirchen und Stefan Prahl von der Bergungsgruppe aus Hückeswagen sowie den vielen Helfern seiner und anderer Hilfeeinrichtungen. Unzählige weitere Einsatzstunden leistete Christian Groth beim Wiederherstellen der Einsatzbereitschaft auf dem Gelände in Windhagen. Dort galt es nach den Missionen aufzuräumen und das Material zu reinigen. Seit 2001 engagiert sich der 46-Jährige nunmehr beim THW und findet dort den für ihn optimalem Ausgleich zu seiner beruflichen Tätigkeit als Versicherungskaufmann.

 

Rechtsform THW

 

Wie der Gummersbacher Ortsgruppenbeauftragte Torsten Simon berichtet, ist das THW eine zivil geführte Bundesanstalt und setzt sich überwiegend aus ehrenamtlichen Helfern zusammen. Die Mitarbeiter kommen im Katastrophenschutz zum Einsatz und sind normalerweise den örtlichen Feuerwehren bei Einsätzen unterstellt. Im Stabsdienst sind aber auch hauptamtliche Kräfte eingesetzt, die bei Großlagen die Koordinierung der Kräfte innehaben und die regionalen Leitstellen besetzen. Das THW wurde am 22. August 1950 gegründet. Vorläufer war die 1919 gegründete Technische Nothilfe (TN), die bis 1945 existierte.

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