BLAULICHT

Einbruchsserie vor Gericht: Angeklagte mit abweichenden Strategien

pn; 20.08.2022, 06:00 Uhr
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Einbruchsserie vor Gericht: Angeklagte mit abweichenden Strategien

pn; 20.08.2022, 06:00 Uhr
Gummersbach – Zwei Gummersbacher müssen sich wegen sieben Einbrüchen und einer Brandstiftung vor dem Amtsgericht Gummersbach verantworten – Während einer der beiden Männer alles abstreitet, legt der andere ein umfassendes Geständnis ab.

Von Peter Notbohm

 

Eine Einbruchsserie aus dem vergangenen Herbst beschäftigt seit Freitag das Amtsgericht Gummersbach. Boris T. und Andreas K. (Anm.d.Red.: Alle Namen geändert) sind angeklagt, zwischen dem 21. September und dem 1. Dezember im vergangenen Jahr in mehreren Fällen in Häuser, Fahrzeuge und Firmen eingestiegen zu sein – teils allein, teils gemeinsam. Mit dem Diebesgut sollen sie zudem gewerbsmäßigen Handel betrieben haben. Geschnappt worden war das Duo, als es die Alarmanlage im ehemaligen Autohaus Ley in Derschlag ausgelöst hatte (OA berichtete).

 

Während der 37-jährige Boris T. zum Prozessauftakt ein umfassendes Geständnis ablegte und Andreas K. dabei massiv belastete, bestritt der 41-jährige Gummersbacher nach einer Beratung mit seinem Verteidiger alle Vorwürfe. Mit einer Ausnahme: Dass er versteckt im Heizungskeller des Gebäudes von einem Polizeihund aufgespürt worden war, konnte er nicht abstreiten. Hierfür und auch für das bei ihm gefundene Teppichmesser lieferte er aber zumindest eine Erklärung: „Es hat damals geregnet und das Messer habe ich immer dabei.“ Auch die bei ihm sichergestellten Werkzeuge, das vermeintliche Diebesgut, seien nicht gestohlen gewesen. „Das waren meine“, ließ er Richter Ulrich Neef wissen.

 

Konkret vorgeworfen wurde den beiden Familienvätern ein gemeinsamer Einbruch in das Vereinsheim der SpVg Dümmlinghausen-Bernberg, wo sie einen Laptop, einen Beamer und eine Musikanlage im Wert von 1.000 Euro gestohlen haben sollen. Boris T. soll zudem in einen Imbisswagen in Dieringhausen und das Waldhotel in Marienheide eingebrochen sein. Ein weiterer Vorwurf: Am 16. Oktober soll das Duo in die Werkstatt eines Autohändlers eingebrochen sein und dort neben Geld, Werkzeug und einem Fotoapparat auch einen Audi A4 Avant und einen VW Touareg entwendet haben (OA berichtete).

 

Laut Boris T. habe Andreas K. den VW über einen „semiseriösen“ Gummersbacher Autohändler nach Polen verschoben. Der Audi wurde dagegen zehn Tage später für den Einbruch ins ehemalige Autohaus Ley verwendet. Nachdem die beiden Männer dort aber geschnappt und am nächsten Tag wieder auf freien Fuß gesetzt worden waren, habe Andreas K. ihn gedrängt, das auf einem Parkplatz abgestellte Fahrzeug in Brand zu setzen, um eventuelle Spuren zu vernichten. Das habe er dann auch getan. Der Audi brannte vollständig aus (OA berichtete). Wegen dieser Tat befindet sich Boris T. derzeit auch in Untersuchungshaft in Wuppertal. Andreas K. werden zudem zwei weitere Einbrüche in zwei Wohnwagen in Derschlag im November vorgeworfen.

 

Da das Schöffengericht am ersten Verhandlungstag auf die Vernehmung von Zeugen verzichtete, wurde im Anschluss an die Einlassung der beiden Angeklagten nur noch das psychiatrische Gutachten von Boris T. verlesen. Dieses bescheinigte dem 37-Jährigen zumindest in vier Fällen ein psychotisches Handeln. Der Mann war nach einer Reihe von Schicksalsschlägen im Jahr 2018 (Tod des Vaters, Trennung von der Ehefrau, Verlust von Wohnung und Job) in ein tiefes Loch gefallen und hatte sich in Alkohol und Drogen (Amphetamine und Kokain) geflüchtet. Andreas K. sei sein Drogendealer gewesen und habe ihn auch zu den Taten animiert, behauptete Boris T.

 

Das Gutachten empfiehlt eine Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus für eine Behandlungszeit von zwei Jahren. Eine Maßnahme, auf die auch der 37-Jährige hofft. Nach dem harten Entzug in der Untersuchungshaft, wo er mittlerweile wieder 17 Kilo zugenommen habe, schäme er sich heute, wie er damals gelebt und ausgesehen habe. „Ich will unbedingt eine Therapie machen und Hilfe in Anspruch nehmen, damit so etwas nie wieder passiert.“

 

Der Prozess wird kommende Woche mit mehreren Zeugenvernehmungen fortgesetzt. Dann wird auch ein DNA-Gutachten vorgestellt, dass Andreas T. überführen soll. Das Urteil wird ebenfalls erwartet.

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