BLAULICHT

Drogenhändler oder doch nur rekordverdächtiger Eigenbedarf?

pn; 06.03.2023, 17:00 Uhr
Foto: Peter Notbohm ---- Vor dem Kölner Landgericht muss sich ein 33-jähriger Wiehler (hier mit seinem Verteidiger Udo Klemt) verantworten.
BLAULICHT

Drogenhändler oder doch nur rekordverdächtiger Eigenbedarf?

pn; 06.03.2023, 17:00 Uhr
Wiehl – Polizei findet bei Hausdurchsuchung unter anderem fast ein Kilogramm Marihuana – Vor dem Kölner Landgericht behauptet ein 33-Jähriger nun, es handle sich um reinen Eigenbedarf.

Von Peter Notbohm

 

Seit vergangener Woche muss sich Adam T. (Anm.d.Red.: Name geändert) vor dem Kölner Landgericht wegen bewaffneten Drogenhandels verantworten. Bei einer Hausdurchsuchung am 6. September des vergangenen Jahres waren bei dem 33-jährigen Mann aus Wiehl fast ein Kilogramm Marihuana, etwa 60 Gramm Haschisch, knapp 20 Gramm Amphetamin sowie kleine Mengen LSD und Kokain gefunden worden. Weil die Ermittler zusätzlich eine PTB-Waffe, einen Elektroschocker, ein Tierabwehrspray und ein Messer mit einer 12,5 Zentimeter langen Klinge fanden, geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Angeklagte gewillt war, die Betäubungsmittel zu verteidigen – notfalls mit Gewalt.

 

Kein Wunder, dass Richter Ralph Ernst, Vorsitzender der 14. Großen Strafkammer, angesichts einer drohenden Strafe von fünf bis 15 Jahren dem Wiehler den dringenden Rat gab, es mit der Wahrheit zu versuchen: „Das Schlechteste ist, wenn man mit dieser nur scheibchenweise herausrückt.“ Adam T. räumte anschließend den Besitz der Drogen ein, bestritt allerdings vehement, ein Drogendealer zu sein.

 

Vielmehr behauptete er, dass es sich dabei um Eigenkonsum gehandelt habe. Neben zwölf Flaschen Bier habe er auch täglich bis zu ein Gramm Amphetamin geschnupft. Um abends dann „wieder runterzukommen“, habe er zwei bis drei Gramm Marihuana geraucht. Der Vorsitzende wirkte davon zunächst allerdings wenig überzeugt und bohrte nach, auch weil die Ermittler zusätzlich Verpackungsmaterial und eine Feinwaage – typische Utensilien eines Drogendealers - gefunden hatten.

 

Doch Adam T. blieb bei seiner Geschichte und tischte dem Gericht zudem eine kuriose Geschichte auf, weshalb er solch große Mengen vorrätig hatte. Er habe Geld unter der Kellertreppe seines Opas gefunden, sagte er: „Ich habe es nicht mal gezählt, weil es so viele Scheine waren.“ Die Polizei hatte im September auch rund 43.000 Euro sichergestellt. 5.000 Euro hatte der Angeklagte nach eigenen Angaben da schon für das Marihuana ausgegeben. Seine Erklärung: „Ich hatte keinen Bock mehr auf die ganzen Leute aus der Drogenszene. Da habe ich meinem Kumpel gesagt, er soll mir was mehr mitbringen.“

 

Dem Wiehler auf die Spur gekommen war die Polizei durch einen anonymen Hinweis. Sein Verteidiger Udo Klemt vermutete einen Rachefeldzug und wähnte den Ex-Freund der Ex-Freundin als Tippgeber. Auf Nachfrage des Richters, ob er ermittelt habe, meinte der Rechtsanwalt nur lapidar: „Mache ich doch immer, wie Sie wissen.“ Zunächst habe er noch die Ex-Freundin als Tippgeberin vermutet, „aber die schreibt meinem Mandanten Liebesbriefe in die JVA“.

 

Für den Prozess sind vier Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil wird für den 17. März erwartet.

WERBUNG