BLAULICHT

Cannabis-Plantagen in Gummersbach: Verurteilte Gärtner wollen nur noch in ihre Heimat

pn; 16.12.2025, 17:00 Uhr
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Archivfoto: Peter Notbohm ---- Eine hochprofessionelle Cannabis-Plantage fand die Polizei im Rahmen einer Razzia in Strombach.
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Cannabis-Plantagen in Gummersbach: Verurteilte Gärtner wollen nur noch in ihre Heimat

pn; 16.12.2025, 17:00 Uhr
Gummersbach – Im Sommer waren drei Albaner (43, 37, 31) auf Drogenplantagen in Strombach und Rospe erwischt worden – Nun hat das Amtsgericht Gummersbach die Urteile verhängt.

Von Peter Notbohm

 

Die Geschichte ist nahezu immer dieselbe: Albaner, die in ihren Dörfern in ihrer Heimat kaum über die Runden kommen, erhoffen sich in der EU das große finanzielle Glück. Hier sind die Löhne zwar deutlich höher, abgezockt werden sie häufig trotzdem. In ihrer Hilflosigkeit wenden sie sich an Landsmänner und werden von diesen gnadenlos ausgenutzt und auf die schiefe Bahn gebracht. Viele wissen, dass sie Straftaten begehen, können in ihrer Not aber häufig nicht anders handeln.

 

Das gilt auch für drei Männer aus Albanien (43, 37, 31), die sich am Dienstag in zwei getrennten Verfahren vor dem Amtsgericht Gummersbach wegen gewerbsmäßigen Anbaus von Cannabispflanzen sowie der Beihilfe zum Handel mit Drogen verantworten mussten. Die Angeklagten sind dabei nur kleine Zahnrädchen in einer viel größeren kriminellen Gruppierung. Ihnen wird gutes Geld versprochen, wenn sie den Gärtner für die illegalen Drogenplantagen machen.

 

Im Sommer war den Behörden ein großer Schlag gegen eine Drogenbande gelungen. In einer gemeinsamen Aktion unter Leitung der Staatsanwaltschaft Trier hatte die Polizei in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen mehrere Indoor-Cannabis-Plantagen ausgehoben, zwei davon in den Gummersbacher Stadtteilen Strombach und Rospe (OA berichtete). Anders als in vielen anderen Fällen wurden hierbei auch die Hintermänner geschnappt, gegen sie laufen gesonderte Verfahren.

 

In Gummersbach legten alle drei Angeklagten Geständnisse ab. Zu Hintergründen konnten die Männer, die seit fünf Monaten in U-Haft auf den Prozess warteten, allerdings nicht viel erzählen. Der 43-Jährige berichtete, dass er in großer Armut auf dem Land aufgewachsen sei und dort kaum Arbeit finden würde. Zunächst sei er nach Einhoven (Niederlande) gereist, sei aber auch dort nicht fündig geworden. Über einen Landsmann habe er das Angebot als Gärtner der Cannabis-Plantage bekommen. Rund zwei Wochen habe er die Pflanzen in Strombach gepflegt. Bleiben wollte er drei Monate, versprochen habe man ihm 2.000 Euro monatlich – gesehen hat er davon keinen einzigen Euro. In Gummersbach angekommen habe er nur die Anweisung bekommen, die Pflanzen gemäß eines Notizbuches zu pflegen und das Haus nicht zu verlassen, damit die Plantage nicht auffliegt.

 

Ähnliches berichtete auch der 31-Jährige. Auch ihm mangelt es an Schulbildung, sodass er versucht habe, sich mit normalen Gärtnerarbeiten durchzuschlagen. Über Jobs in Griechenland sei er in Deutschland gelandet, wo er von Mitgliedern der Szene als leichtes Opfer ausgemacht und vermutlich auf mehreren Plantagen eingesetzt wurde. In Gummersbach sollte er eigentlich nur dabei helfen Filteranlagen auszuwechseln. Am Tag der Razzia sollte er die Plantage in Strombach, die in den Räumlichkeiten einer alten Großküche einer ehemaligen Fleischerei betrieben wurde, eigentlich schon wieder verlassen.

 

Der 37-Jährige gab an, dass er in Albanien Kredithaien Geld für eine Bäckerei schulde und sich dieses in Europa erarbeiten wollte. In Belgien habe er als extrem schlecht bezahlter Busfahrer gearbeitet und habe sich in seiner Naivität in einem albanischen Café von Landsleuten anwerben lassen – 50 Euro pro Tag habe man ihm versprochen, auch er habe davon keinen Cent gesehen. Zum Staunen brachte der Mann das Gericht mit seiner Aussage, dass in seinem Bergdorf in Albanien Cannabisanbau etwas vollkommen normales sei: „Jedes Kind weiß bei uns, was zu tun ist, um die Pflanzen zu pflegen.“

 

Die beiden Plantagen in Gummersbach waren hochprofessionell ausgebaut. In Strombach ernteten die Ermittler 1.118 Pflanzen mit einem Gewicht von 15,8 Kilogramm ab. Hochrechnungen ergaben, dass die Plantage in ihren vier Zyklen jährlich etwa 88,3 Kilogramm (Wirkstoffgehalt 14,3 Prozent) abgeworfen hätte. In der Rospe war die Plantage über mehrere Etagen in einem stilvollen Einfamilienhaus aufgebaut worden. Hier wurden 1.287 Pflanzen gefunden, die fast schon erntereif waren. Der Zyklus hätten einen Mindestertrag von 30 Kilogramm konsumfähigen Marihuana erbracht.

 

Das Schöffengericht verurteilte den 43-Jährigen und den 31-Jährigen schließlich wegen unerlaubtem Anbaus von Cannabis in einem schweren Fall sowie wegen Beihilfe zum Handel mit Cannabis in einem schweren Fall zu Bewährungsstrafen von jeweils einem Jahr und vier Monaten. Damit folge man den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Beim 37-Jährige hatte das Gericht zwar leichte Zweifel, ob der Mann wirklich nur Gärtner war, das Gegenteil zu beweisen sei aber schwierig, sagte Richterin Ritter in ihrem Urteil. Der Albaner wurde zu einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.

 

Alle drei Männer hatten schon im Vorfeld bekundet, Deutschland sofort verlassen zu wollen, um nach Albanien zurückzukehren. Die Urteile sind bereits rechtskräftig.

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