BLAULICHT

Bergneustädter vor Gericht: Steuerbetrug und Untreue in Millionenhöhe

pn; 27.10.2020, 15:45 Uhr
WERBUNG
BLAULICHT

Bergneustädter vor Gericht: Steuerbetrug und Untreue in Millionenhöhe

pn; 27.10.2020, 15:45 Uhr
Bergneustadt/Köln – Prozessbeginn am Kölner Landgericht – 47-Jähriger soll mehrere Jahre keine Steuererklärung abgegeben haben - Medion AG um mehrere Millionen Euro geschädigt.

Von Peter Notbohm

 

Das Verlesen der Anklageschrift dauerte fast 45 Minuten, die Staatsanwältin kam nicht nur einmal ins Straucheln bei der Vielzahl an Geldbeträgen und Transaktionsnummern, die sie vortrug. Heute begann am Kölner Landgericht das Verfahren gegen Thomas L. (Anm.d.Red.: Name geändert), dem Steuerbetrug und Untreue im großen Stil vorgeworfen wird. Zwischen Juni 2015 und Februar 2020 soll der in Bergneustadt lebende 47-Jährige entweder keine oder eine falsche Steuererklärung beim Finanzamt in Gummersbach eingereicht haben. Die Staatsanwaltschaft sprach von „14 Handlungen in zwölf Fällen“, bei denen der selbstständige Groß- und Handelskaufmann Umsatz-, Gewerbe- und Einkommenssteuer in Höhe von über 2,33 Millionen Euro verkürzt haben soll.

 

Seit April 2014 war der Mann zudem in selbstständiger Funktion für die Medion AG tätig und soll Gelder des Unternehmens von Juni 2016 bis November 2019 veruntreut haben. Hierbei soll der Firma ein Schaden von über 4,37 Millionen Euro entstanden sein. Hierfür soll er für das Unternehmen Käufe sogenannter E-Wallets (eine virtuelle Geldbörse, die es Nutzern erlaubt, Guthaben auf digitalen Plattformen zu speichern und für Zahlungen im Internet zu verwenden) veranlasst haben, diese anschließend aber nicht an Kunden, sondern an seine eigene Privatadresse weitergeleitet haben. Über Scheinfirmen soll er anschließend die PIN-Nummern an Firmen in Polen weiterverkauft und sich so eine zusätzliche Einnahmequelle verschafft haben.

 

Insgesamt 72 Handlungen wirft die Staatsanwaltschaft dem Bergneustädter vor. Handelte es sich zu Beginn seiner Taten noch um vier- bis niedrige fünfstellige Beträge, wurde er mit der Zeit mit gestellten Rechnungen bis zu 70.000 Euro immer mutiger. Ab 2018 wurde der 47-Jährige schließlich gierig, zweitweise stellte er Beträge von über 150.000 Euro in Rechnung. Für das Verfahren vor der 19. Große Wirtschaftsstrafkammer unter dem Vorsitz von Richterin Dr. Marion Slota-Haaf  sind zwölf Verhandlungstage bis zum 21. Dezember angesetzt, der Oberberger sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Fortgesetzt wird der Prozess am kommenden Montag, 2. November, mit der Einlassung des Angeklagten, der heute stoisch die vor ihm liegende Anklageschrift mitlas. Über seinen Pflichtverteidiger ließ er mitteilen, dass er zur Aufklärung aller Vorwürfe aktiv beitragen möchte.

WERBUNG