BLAULICHT
Beim Dauerthema Personal schaut Waldbröl auch nach Berlin
Waldbröl – Feuerwehrchef Daniel Wendeler blickte bei der Jahresdienstbesprechung zurück auf das vergangene Jahr – Millioneninvestitionen in Gebäude und Fahrzeuge – Es fehlt weiterhin an Kräften.
Von Lars Weber
195-mal musste die Waldbröler Feuerwehr im vergangenen Jahr ausrücken. Das war 50 Mal weniger als im Jahr davor. Feuerwehrchef Daniel Wendeler sprach bei der Jahresdienstbesprechung in der Aula des Hollenberg-Gymnasiums von einem „normalen“ Einsatzjahr. Die Gesamtzahl an Einsätzen blieb aber auf generell hohem Niveau. Es war erst das erste Mal seit 2019, dass die Zahl wieder niedriger geworden sei. In der Zeit von 2019 bis 2023 war die Gesamtzahl gar um 47 Prozent gestiegen. Im Zentrum seines Berichts waren außerdem die kontinuierliche Ausbildung und Fortbildung der Einsatzkräfte und die Millioneninvestitionen in den Bau der neuen Gerätehäuser für die Einheiten Thierseifen, Heide und Geilenkausen sowie in Ausrüstung. In der Aula begrüßen durfte Wendeler unter anderem Bürgermeisterin Larissa Weber, Vertreter der lokalen Politik und Kreisbrandmeister Julian Seeger.
Zu den 195 Einsätzen gehörten 41 Brandeinsätzen, 111 Einsätze der Technischen Hilfeleistung und 43 Fehlalarme. Um diese Einsätze bewältigen zu können, benötigt es vor allem Personal und die nötige Ausstattung, bei beidem spielt der 2022 vom Rat beschlossene Brandschutzbedarfsplan eine entscheidende Rolle. 70 Prozent davon werden oder wurden inzwischen umgesetzt. Im Fokus weiterhin: das Personal. 121 ehrenamtliche Feuerwehrangehörige sorgten aktuell täglich für die Sicherheit Waldbröls, so Wendeler (Foto). „Der Einsatz aller Beteiligten verdient höchsten Respekt und Anerkennung“, dankte der Chef seinen Kameradinnen und Kameraden für ihren Einsatz.
Es fehlten aber weiterhin rund 80 Einsatzkräfte, aktuell tritt die Feuerwehr bei den Mitgliederzahlen etwas auf der Stelle. „Unsere Personaldecke ist auch im Vergleich zu anderen Feuerwehren sehr dünn. Dies bedeutet für die Einsatzkräfte eine hohe Belastung“, so Wendeler.
„Wir rekrutieren 90 Prozent des Nachwuchses aus der Jugendfeuerwehr.“ Dort gebe es nach Corona wieder einen positiven Trend mit jetzt 55 Mitgliedern. Daher werde es auch weiterhin Aufgabe sein, die Jugendarbeit zu unterstützen und zu fördern. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung und dem Rat der Markstadt Waldbröl müsse zudem das Ehrenamt gestärkt werden. Die Attraktivität des Ehrenamtes „Freiwillige Feuerwehr“ müsse gesteigert werden.
Genau hier setzt die Einführung einer Aufwandsentschädigung für alle Einsatzkräfte zum 1. Januar 2025 an, die im vergangenen Jahr vom Rat und Verwaltung initiiert worden war. „Im Dezember 2025 werden die Kameradinnen und Kameraden der Einsatzabteilung zum ersten Mal in der Geschichte der Feuerwehr Waldbröl eine Aufwandsentschädigung ausgezahlt bekommen“, freute sich Wendeler, der sich nochmal bei den Ratsmitgliedern und Larissa Weber bedankte.
Zur Attraktivität der Feuerwehr gehören auch die Gerätehäuser und Fahrzeuge. In den nächsten Jahren werden rund 17 Millionen Euro investiert, um die Maßnahmen des Brandschutzbedarfsplans umzusetzen und den vorhandenen Investitionsstau abzubauen. Allein rund elf Millionen Euro werden für den Bau der drei Gerätehäuser benötigt. Das Gerätehaus Thierseifen wurde bereits fertiggestellt und im April dieses Jahres an die Feuerwehr übergeben. Bei dem Gerätehaus Heide wurde im vergangenen Jahr mit der Planung begonnen. Bisher gibt es aber noch keine Baugenehmigung. Es werde aber weiterhin angestrebt, mit dem Bau noch dieses Jahr zu beginnen. Die Planung des Gerätehauses Geilenkausen soll dann in 2026 erfolgen. Hier sei der Einzug für 2028 geplant.
Ehrungen
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[Kreisbrandmeister Julian Seeger (v.li.), Karl Ernst Höffgen, Sonderauszeichnung in Gold für 50 Jahre Mitgliedschaft in der Feuerwehr, sein ehemaliger Mentor Harald Heidenpeter, früherer Löschgruppenführer Geilenkausen, der Höffgen vor 50 Jahren als 17-jährigen in die Waldbröler Feuerwehr geholt hat, Daniel Wendeler und Bürgermeisterin Larissa Weber.]
Feuerwehrehrenzeichen in Gold mit Goldkranz des Landes NRW – 50 Jahre: Karl-Ernst Höffgen (LG Geilenkausen)
Feuerwehrehrenzeichen in Gold des Landes NRW – 35 Jahre: Thomas Kloppenburg (LG Heide)
Feuerwehrehrenzeichen in Silber des Landes NRW – 25 Jahre: Daniel Plötz (LZ Waldbröl) und Andre Simon (LG Geilenkausen)
Ehrennadel des VDF für 50 Jahre Mitgliedschaft: Karl-Ernst Höffgen (LG Geilenkausen)
Ehrennadel des VDF für 40 Jahre Mitgliedschaft: Jürgen Hein (LG Geilenkausen), Carsten Mortsiefer (LZ Thierseifen), Axel Schlechtriem (LZ Thierseifen)
Ein weiterer wichtiger Meilenstein war laut Wendeler auch die Anschaffung neuer Fahrzeuge, die insbesondere auf die heutigen Anforderungen und den Klimawandel zugeschnitten sind. 2024 sind drei neue Fahrzeuge in den Dienst gestellt worden. Es handelte sich um einen Kommandowagen für die Leitung der Feuerwehr sowie jeweils ein Mannschaftstransportfahrzeug für die Einheiten Waldbröl und Heide. Die nächsten Fahrzeuge sind bereits bestellt: ein HLF20 für den Löschzug Waldbröl, ein GW-L2 mit einer Beladung für die schwere technische Hilfeleistung und ein GW-L2 mit der Beladung Schlauch für die Löschgruppe Heide. Die Auslieferung soll im kommenden Jahr erfolgen. Dieses Jahr werden noch ein TLF3000 für den Löschzug Thierseifen sowie das LF10 für die Löschgruppe Geilenkausen erwartet. Das Fahrzeugkonzept ist damit so gut wie umgesetzt.
Unter dem Strich bleibt das Thema Personalgewinnung entscheidend in den kommenden Jahren. „Wir sind optimistisch, dass uns eine Trendwende wieder gelingen kann“, so Wendeler, auch in gemeinsamer Arbeit mit der Stadtverwaltung. „Tabus darf es bei der Entwicklung von Ideen nicht geben.“ Zudem schaue man bei diesem Thema Richtung Berlin. „Wir sind sehr gespannt, welche Entwicklungen es zu dem Thema Wehrpflicht oder auch allgemeines gesellschaftliches Pflichtjahr geben wird.“
