BLAULICHT

Überfall auf 86-Jährige: Fahndung nach Mittätern

ks; 16.02.2024, 14:30 Uhr
Foto: Katharina Schmitz --- Die Angeklagten Dimitrios E. (2.v.l.) und Jakub A. (3.v.l.) zusammen mit ihren Verteidigern Gerhard Schaller (l.) und Gottfried Reims.
BLAULICHT

Überfall auf 86-Jährige: Fahndung nach Mittätern

ks; 16.02.2024, 14:30 Uhr
Bergneustadt/Köln – Nach dem gewaltsamen Überfall auf eine Bergneustädter Seniorin müssen sich zwei Männer vor dem Kölner Landgericht verantworten – Zwei weitere Tatbeteiligte sind bislang nicht bekannt (AKTUALISIERT).

+++2. Meldung (Freitag, 16. Februar, 14:30 Uhr)+++

 

Wie die Polizei mitteilt, werden die beiden Mittäter der Angeklagten, die bislang nicht ermittelt werden konnten, im Rahmen einer Öffentlichkeitsfahndung gesucht. Die Fahndung ist hier einsehbar. Dort gibt es auch Fotos von den Männern. Hinweise zu den Tatverdächtigen nimmt das Kriminalkommissariat 1 unter der Tel.: 02261/81 99-0 oder per E-Mail an poststelle.oberbergischer-kreis@polizei.nrw.de entgegen.

 

+++Ursprünglicher Bericht (Dienstag, 13. Februar, 17:30 Uhr)+++ 

 

Im vergangenen Juni wurde in Bergneustadt eine 86-jährige Frau überfallen (OA berichtete). Aufgezeichnet wurde der Überfall von einer Videokamera am Eingang des Hauses – der dazugehörige Clip ging viral. Die Kölner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass an der Tat insgesamt vier Personen beteiligt waren. Zwei Täter sind bislang nicht bekannt, die anderen beiden müssen sich seit dem heutigen Dienstag vor einem Schöffengericht der 10. Großen Strafkammer am Landgericht Köln verantworten.

 

Die Staatsanwaltschaft wirft Jakub A. und Dimitrios E. (Anm.d.Red.: Namen geändert) vor, gemeinschaftlich einen schweren Raub nebst gefährlicher Körperverletzung begangen zu haben. Am Morgen des 16. Juni soll Dimitrios E. zusammen mit zwei unbekannten Mittätern um 8:11 Uhr an der Haustür der Seniorin geklingelt haben, Jakub A. sollte die Örtlichkeit laut Staatsanwaltschaft absichern.

 

Nachdem die 86-Jährige die Tür geöffnet hatte, habe einer der Männer „Hallo, Polizei“ gesagt. Daraufhin seien die Männer in das Haus eingedrungen, die Seniorin sei auf den Boden gebracht, mit Kabelbindern gefesselt und geknebelt worden. Der Kopf der Dame sei in einen Kissenbezug gewickelt worden. Neben Bargeld stahlen die Täter zwei Colliers, eines silbern, das andere golden, sowie Ringe und zwei Uhren. Die Frau sei gefesselt, auf dem Boden in Embryostellung liegend, zurückgelassen worden.

 

Am 28. September des vergangenen Jahres wurden sowohl Jakub A. als auch Dimitrios E. vorläufig festgenommen, seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft. Vorausgegangen war jeweils ein Haftbefehl, der vom Kölner Amtsgericht erlassen worden ist. Beide Männer sind 40 Jahre alt. Jakub A. ist polnischer Staatsangehöriger und war zuletzt wohnhaft in Bergisch Gladbach, Dimitrios E. kommt aus Leverkusen und ist deutscher Staatsbürger.

 

Die beiden Angeklagten äußerten sich über ihre Verteidiger zu den Vorwürfen und räumten diese im Grundsatz ein. Rechtsanwalt Gerhard Schaller sagte über seinen Mandanten Dimitrios E., dass dieser mit zwei weiteren Tätern an der Türe gestanden habe. Getroffen habe man sich in Bergneustadt, um an Geld und Wertgegenstände zu kommen. Was da genau passiert, sei dem Leverkusener erst später klar geworden.

 

Dimitrios E. habe mitgemacht, es nicht geschafft, einen Absprung zu machen. Gefesselt worden sei die Frau von einem der Mittäter, der andere Mittäter habe nach Bargeld und Schmuck gesucht. Was der 86-Jährigen angetan worden ist, habe er nicht mitbekommen. Sein Mandant hätte finanziellen Druck gehabt, schlicht und ergreifend Geld gebraucht und am Morgen noch Alkohol und Kokain konsumiert, ergänzte der Verteidiger.

 

Jakub A. wird vertreten von Gottfried Reims. Der Rechtsanwalt erklärte, sein Mandant sei angesprochen worden, ob er bei einer Aktion auf der rechtsrheinischen Seite als Aufpasser mitmachen wolle. Der Angeklagte habe sich dazu bereit erklärt – allerdings nur, wenn keine Waffen mitgeführt würden. Er sei am Morgen abgeholt worden und habe ein Funkgerät erhalten. Dass bei dem Raub eine Frau zu Schaden gekommen ist, habe er erst Tage später erfahren.

 

Zum heutigen Prozessauftakt waren insgesamt vier Zeugen geladen – unter anderem die ehemaligen Mieter der Seniorin, die zum Tatzeitpunkt unterhalb der 86-Jährigen in einer Souterrain-Wohnung lebten. Die Mieterin schilderte, dass sie von den Hilferufen der Dame geweckt worden sei. Mit einem Ersatzschlüssel sei sie zusammen mit ihrem Partner in die Wohnung der Frau gelangt, habe sie im Flur nur im Nachthemd bekleidet, blutend und an den Händen und Füßen gefesselt auf dem Boden entdeckt. „Das war wie in einem schlechten Film“, sagte die 38-Jährige. Während ihr Partner den Rettungsdienst und die Polizei verständigt habe, habe sie versucht, ihre Vermieterin zu befreien.

 

Angaben zu den anderen zwei beteiligten Personen machte am Vormittag keiner der beiden Angeklagten. Geld oder einen Teil der Beute hätten die Angeklagten für ihr Mitwirken nicht erhalten – obwohl das vorher ausgemacht worden sei. Insgesamt sind für den Prozess vier Verhandlungstage vorgesehen. Das Urteil soll am 4. März fallen.

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