BERGNEUSTADT
Stephinchen erstürmen die Feste
Bergneustadt - Eisverkäuferinnen und Zwerge setzen den Neustädter Rathauszirkus schachmatt.
„Na, wie sehen wir aus?“, rief Stephinchenführerin Antje Schnellenbach, als sie mit ihren Weibern als Eisverkäuferinnen verkleidet das Rathaus stürmte. „Wir wollen den Neustädter Einzelhandel retten!“ Pünktlich um 11:11 Uhr posaunten sie in die Menge: „Kauft bei den Stephinchen! Wir sind attraktiver als jeder Automat – und als Amazon erst recht!“ Neben Gummibärchen verteilten sie auch „Hilfsmittel“ für die Stadtverwaltung. Für Kämmerin Janina Hortmann gab es Tempotaschentücher. „Angesichts der Haushaltslage nimmt sie besser gleich einen Aufnehmer“, grinste Schnellenbach. Bürgermeister Matthias Thul, der im Herbst erneut kandidieren will, bekam einen Bohrer – für die dicken Bretter, die er noch zu bohren hat.
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[Das singende Karnevalsduo Kevin Mankel (v.li.) und Rainer Tomasetti brachte aus der Belmicke kölsche Lieder mit.]
Da der Bürgermeister auf einem Stuhl gefesselt aus dem Rathaus geschoben wurde, war das nach einem kurzen Rätsel mit dem Stadtschlüssel schnell zugunsten der Stephinchen entschieden. Bis Aschermittwoch wird das Rathaus nun in ein Shoppingcenter und eine Eisdiele verwandelt. „Wir feiern unterm Zirkuszelt für eine fröhlich, bunte Welt“, hieß es bei den Rathausfrauen und ihrem „Zirkusdirektor“ Matthias Thul. Der ließ es sich nicht nehmen, eine Büttenrede an sein Narrenvolk zu richten. Er erinnerte daran, dass die Stephinchen nun das Sagen hätten, aber mit Bedacht handeln sollten, wenn sie an seiner Stelle die Stadt regieren. Zur Unterstützung stellte er ihnen eine Kiste mit einer langen Liste an Problemen bereit.
Dazu gehörten unter anderem das leidige Thema Parken, obwohl es in der Stadt keine einzige Parkuhr gibt, das furchtbar laute Spielen der Kinder und natürlich die vielen Baustellen. „Wenn Tempo 30 wirklich überall eingehalten würde, hätten es die Bürger vielleicht leichter, stehen im Stau und können sich in Ruhe die Baustellen anschauen“, meinte er augenzwinkernd. Doch auch ernste Themen sprach er an. Vielfalt, Toleranz und Menschlichkeit seien für Bergneustadt von großer Bedeutung. „Wir werden nicht ruhen, um diese Werte in unserer Stadt zu verteidigen. Demokraten müssen unser Schicksal lenken und stets das Wohl aller Menschen im Blick behalten, damit Bergneustadt für alle, die hier friedlich leben, ein echtes Zuhause bleibt“, betonte Thul. Dann übergab er das Wort wieder an die Stephinchen: „Jetzt seid ihr am Zug! Ich bin mir sicher, dass ihr ohne Firlefanz unserer Stadt neuen Glanz verleihen werdet!“
Die dritte Frauenpower auf dem Rathausplatz kam aus der Sparkasse. Schon früh hatten sich die Damen dort als Schnewittchen und die 17 Zwerge verkleidet. Auch Sparkassenchef Frank Grebe, der in diesem Jahr das letzte Mal vor seinem Ruhestand die Sparkassenfrauen an Weiberfastnacht besuchte, musste sich in ein Zwergen-Kostüm quetschen – allerdings stand auf seiner Schürze: „Kein Zwerg“. Das hätte ihm auch niemand abgenommen.
Für musikalische Unterhaltung sorgten Rainer Tomasetti & Kevin Mankel. Zudem besuchten jede Menge Kindergartenkinder aus mehreren VfsD-Kindergärten die Feierlichkeiten. Sie organisierten gemeinsam einen kleinen Karnevalsumzug über den Marktplatz und warfen mit viel Freude den Besuchern Kamelle zu. Anschließend stand das zu einem Zirkuszelt umgestaltete Foyer des Rathauses allen offen, um in der Manege bei Musik auf den Beginn der tollen Tage anzustoßen.


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