WIEHL

Viel Input für die Lachmuskeln

vma; 21.11.2023, 13:00 Uhr
Fotos: Vera Marzinski --- Hennes Bender freute sich schon vorab auf ein Wiedersehen und begann sein Programm mit dem Finale.
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Viel Input für die Lachmuskeln

vma; 21.11.2023, 13:00 Uhr
Wiehl – Bissiges Kabarett und pointierte Comedy erlebten die Gäste mit Fritz Eckenga und Hennes Bender im Burghaus Bielstein.

Von Vera Marzinski

 

Eigentlich hatte der Kulturkreis Wiehl drei Comedy-Abende angekündigt, aufgrund des Bahnstreiks fiel die Veranstaltung mit „Klima-Ballerina“ Anny Hartmann aus. Dafür waren die beiden weiteren Abende nicht nur gut besucht, sondern boten auch viel Input für die Lachmuskeln. „Hirnschmelze“ heißt das neue Programm von Fritz Eckenga und Hennes Bender betonte: „Wiedersehen macht Freude“.

 

Bender war zwar zum ersten Mal beim Kulturkreis Wiehl zu Gast, doch einige Besucher hatten ihn schon live gesehen – und die anderen begeisterte er an diesem Abend erstmalig. Er ist ein Freund vieler Worte und stellt sich ohne Punkt und Komma den großen Fragen des Lebens. In Bielstein fing er gleich mit dem Finale an und sang „I did it my way“. Seine Begründung: „Wenn es Euch nicht gefallen sollte, könnt ihr nach Hause gehen und sagen, das Ende habe ich gesehen.“  

 

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Der 1,62 Meter große Komiker, Synchronsprecher und Schauspieler ist 1968 in Bochum geboren, wo er heute noch lebt. Er sei zu alt für einen Irokesenschnitt und einen Dutt. Und wie Iggy Pop mit 75 mit nacktem Oberkörper auf die Bühne gehen? Dazu befand er: „Man kann auch nicht in Würde altern.“ Bender selbst sei so alt, dass er beim Rückwärtseinparken immer das Radio ausmache. Und als er jung war, hatten die Koffer keine Rollen. Außerdem hörte er schon Hörspiele auf Langspielplatten und zu Fernsehserien musste man früher genau zum Ausstrahlungszeitpunkt zu Hause sein.

 

Ernste Töne verpackte Bender humorvoll. Beispielsweise mit Blick auf die Besetzung der Realfilme des Disney-Konzerns. „Arielle kann alles sein: dunkel- oder hellhäutig. Hat jemand von uns schon mal eine Meerjungfrau gesehen und könnte uns sagen, wie sie tatsächlich aussehen muss? Nein!“ Vor Zombies habe er keine Angst mehr, da er erleben musste, wie sich Menschen im Supermarkt verhalten, wenn die letzte Rolle Klopapier im Regal liegt. Auch Hefe war in der Coronazeit schnell weg. Benders Schlussfolgerung: „Wir scheinen das Volk für Kacken und Backen zu sein.“  Natürlich hatte er auch ein paar seiner „Asterix auf Ruhrpott-Deutsch“-Hefte im Gepäck, wovon mehrere Exemplare als Weihnachtsgeschenke mitgenommen wurden. Nach solch einem Abend kann man nur sagen: „Wiedersehen macht Freude“.

 

[Fritz Eckenga fand für die großen und kleinen Probleme deutliche Worte - gereimt oder ungereimt, auf jeden Fall aber satirisch verpackt.]

 

Freude machte auch die „Hirnschmelze“ von Fritz Eckenga. Er habe sein neues Programm so nennen müssen, da angesichts des "enormen Wirklichkeitsverbrauchs" der Schädel dauerhaft brumme und sich zwischen Frontallappen und Stammhirn zu viel schmoddriger Content angesammelt habe. Seit 50 Jahren sei er Humor-Heilpraktiker, denn Lachen sei die beste Medizin. Er wisse nicht, wo „bei Ihnen die Grenze ist“, kam als Feststellung ans Publikum nach „Tumor ist, wenn man trotzdem lacht“. Das sollte der Onkologe zur Stimmungsaufhellung besser nicht seinem Chemo-Patienten sagen. Andersherum ginge der aber, so Eckenga.

 

Ausführlich erklärte er, dass er seit der dritten Impfung mit Biontech einen Chip im Arm habe, mit dem er bezahlen könne und ins Stadion käme. Allerdings erhielt Eckenga als Kind schon Auffrischungsimpfungen durch das Spielen an und in der Emscher, die als offener Schmutzwasserlauf früher Abwasser transportierte. Die „Köttelbecke“ – so wird der Fluss ebenfalls genannt – prägte sich tief in die Landschaft des Ruhrgebiets ein. Er sei Autodidakt mit der typischen Ruhrpott-Biografie. Und da passt natürlich auch der Name seines neuesten Buches „Der Gesang der Köttelfische“, aus dem es eine Kostprobe fürs Publikum gab.

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