WIEHL

„Es kriselt im Kreis“

Red; 26.09.2025, 14:55 Uhr
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Foto: Lars Weber.
WIEHL

„Es kriselt im Kreis“

Red; 26.09.2025, 14:55 Uhr
Wiehl - Beim Wiehler Unternehmen BPW Bergische Achsen sollen in den nächsten zwei Jahren rund 100 Stellen wegfallen - Betriebsbedingte Kündigungen werden vermieden – Betriebsrat lobt Zusammenarbeit mit Geschäftsführung – IG Metall blickt sorgenvoll auf die oberbergische Industrie (AKTUALISIERT).

+++3. Meldung (Freitag, 14:55 Uhr)+++

 

Am Freitgnachmittag teilte ein Unternehmenssprecher von BPW mit: "Mit der Neuausrichtung der Beschäftigungsstruktur ergreifen wir eine Maßnahme, um unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Wir hängen sehr stark von der Transportindustrie ab. Die Nachfrage nach Transporten ist in den letzten zwei Jahren drastisch gesunken. Die Gründe wie eine kriselnde Wirtschaft oder wegfallende Transportrouten sind hinlänglich bekannt. Viele unserer Kunden und Marktbegleiter ergreifen ähnliche Maßnahmen."

 

Zu konkreten Nachfragen von OA, etwa zur Kurzarbeit im Unternehmen oder weiteren Veränderungen bzw. Maßnahmen im Rahmen der angekündigten Neuausrichtung, äußerte sich der Sprecher nicht, sondern erklärte: "Wir sind besonders als familiengeführtes Unternehmen unserer Verantwortung bewusst und setzen immer wieder Maßnahmen zur Stärkung unseres Unternehmens um. Aus wettbewerblichen Gründen berichten wir aber nur in der Öffentlichkeit, wenn unsere Mitarbeitenden betroffen sind und es in unserem Umfeld zu Missinterpretationen kommen könnte."  

 

 

+++2. Meldung (Donnerstag, 16:30 Uhr)+++

 

Von Lars Weber

 

Vor zwei Jahren feierte die BPW Bergische Achsen ihr 125-jähriges Bestehen. Die inhabergeführte Unternehmensgruppe beschäftigt 6.500 Mitarbeitende in 28 Ländern, allein in Wiehl arbeiten davon rund 1.500. Doch in den vergangenen Jahren gab es nicht so häufig Grund zum Feiern. Immer wieder gab es Kurzarbeit in unterschiedlichen Bereichen, vor drei Jahren mussten hunderttausende Achsen zurückgerufen und sicherheitshalber nochmal überarbeitet werden. Über allem schwebt natürlich die Krise der Automobilindustrie, die sich bei dem Zulieferer der Nutzfahrzeugindustrie niederschlägt. Jetzt hat das Unternehmen reagiert, mit einer „Neuausrichtung“ und einem Abbau von 100 Stellen über zwei Jahre auf sozialverträgliche Weise, also vor allem natürliche Fluktuation, wie die BPW selbst in einer Mitteilung erklärte.

 

Die Stimmung sei aufgrund der wirtschaftlichen Situationen und den Schwankungen seit geraumer Zeit nicht so toll, sagt Betriebsratschef Michael Dick auf Nachfrage. Lang- oder auch nur mittelfristige Planungen seien aufgrund der Krise nur schwer umzusetzen. 2023 habe die Zeit der Kurzarbeit angefangen, es gab Abweichungen vom Tarifvertrag. „Das führt natürlich auch zu Unsicherheiten und Sorgen bei den Beschäftigten.“ Gleichzeitig betont er, dass das Unternehmen den Betriebsrat stets frühzeitig in alle Entwicklungen einbinde und die Geschäftsführung immer „Rede und Antwort“ stehe. Es herrsche eine offene Kommunikation.

 

Daher sei auch der jetzig öffentlich gemachte Schritt keine Überraschung für die Mitarbeiter gewesen. Die gefundenen Lösungen seien schließlich besser als betriebsbedingte Kündigungen. Es werde auch versucht, auf die Wünsche der Beschäftigten einzugehen und wo es geht Kompromisse zu finden. Zugleich hat Dick auch nicht den Optimismus verloren. „Wir glauben daran, dass die Aufträge wieder kommen werden.“ Zumal der Standort Wiehl gut aufgestellt sei. „Hier wird weiter investiert“, sagt Dick.

 

IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Haydar Tokmak schaut besorgt auf die wirtschaftliche Situation in Oberberg und sieht es im Umkehrschluss zwar positiv, dass es bei der BPW möglich war, im Rahmen der Neuausrichtung eine sozialverträgliche Lösung ohne betriebsbedingte Kündigungen zu erreichen. Und auch der zumindest vorläufige Stopp der Kurzarbeit sei eine gute Nachricht für die Beschäftigten. Damit würden sie eine schwierige Phase erst einmal hinter sich lassen. Allerdings schaue die IG Metall trotzdem besorgt nach Wiehl. Es sei keine schöne Situation, in der sich die gesamte Branche gerade befinde. „Die Konkurrenz aus China macht viel Druck und auch die Konflikte in der Welt stellen uns vor große Herausforderungen“, so Tokmak. Hinzu komme die Zollpolitik der USA und auch der demografische Wandel, der dazu führt, dass Betriebe händeringend nach Fachkräften suchen, sie aber kaum finden.

 

„Die BPW als einer der größten Arbeitgeber ist ein Motor für den Kreis“, so Tokmak. „Wenn es dem Betrieb schlecht geht, ziehen andere nach.“ Die allgemeine Lage für die Unternehmen und speziell der Zulieferer im Oberbergischen sei demnach unsicher und prekär. „Es kriselt im Kreis. Wir stehen vor großen Herausforderungen und versuchen mit den Betriebsräten und Vertrauensleuten, auf Augenhöhe mit den Unternehmen gute Lösungen zu finden“, so Tokmak.

 

OA hat auch bei der BPW nachgefragt. Bis zum Nachmittag (Stand, 16:30 Uhr) lag noch keine Antwort vor. Weitere Informationen zur Neustrukturierung gab es dementsprechend nicht.

 

Nicht im direkten Zusammenhang mit der Neustrukturierung stehen soll laut OA-Informationen die Verlagerung des Reichshofer BPW-Standorts Hunsheim nach Wiehl. Dieser Schritt werde gerade vorbereitet und soll in den kommenden Jahren über die Bühne gehen. Dabei sollen alle Arbeitsplätze aber erhalten bleiben und es ginge darum, betriebliche Vorgänge zu verbessern und den Platz in Wiehl optimal zu nutzen. Auch dazu hat das Unternehmen Fragen von OA vorliegen.

 

+++1. Meldung (Mittwoch, 17:30 Uhr)+++

 

Die BPW Bergische Achsen KG hat Anpassungen in der Beschäftigungsstruktur angekündigt. Das Wiehler Unternehmen reagiert damit auf die andauernde wirtschaftliche Unsicherheit in der Transportbranche und plant daher Maßnahmen zur Sicherung seiner langfristigen Wettbewerbsfähigkeit, hieß es in einer am Mittwochnachmittag veröffentlichten Mitteilung.

 

Ein zentraler Bestandteil der Maßnahmen sei die Neuausrichtung der Beschäftigungsstruktur. „In den kommenden zwei Jahren werden wir rund 100 Stellen bei BPW abbauen – und zwar auf sozialverträgliche Weise. Das bedeutet: Wir nutzen natürliche Fluktuation, um diesen Prozess zu gestalten und dadurch betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden“, erklärt Barbara Höfel, Mitglied der Geschäftsleitung Personal bei BPW.

 

BPW setze dabei auf eine offene und transparente Kommunikation, individuelle Gespräche und faire Lösungen, so das Unternehmen weiter. Bei einer Betriebsversammlung wurde die Belegschaft bereits über die Pläne informiert. „Wir werden diesen Weg gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden gestalten – verantwortungsvoll, respektvoll und mit Blick auf eine starke und sichere Zukunft“, erklärte Höfel.

 

Die BPW Bergische Achsen KG ist die Muttergesellschaft der BPW Gruppe. Mit etwa 1.500 Mitarbeiter entwickelt und produziert das Unternehmen seit 1898 an seinem Stammsitz in Wiehl komplette Fahrwerksysteme für Lkw-Anhänger und -Auflieger. 

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