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Der Dümpel wird zum Regionalflugplatz

ls; 1. Apr 2019, 06:00 Uhr
Bilder: Leif Schmittgen, Michael Kleinjung (Titelfoto) --- Die Rasenpiste auf dem Dümpel ist voraussichtlich in drei jahren passè, der angrenzende Wald bleibt trotz Landebahnverlängerung allerdings größtenteils erhalten.
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Der Dümpel wird zum Regionalflugplatz

ls; 1. Apr 2019, 06:00 Uhr
Bergneustadt - Voraussichtlich ab 2022 werden in Bergneustadt auch Geschäftsreisende mit kleineren Flugzeugen landen können – Rasenbahn soll durch Teerpiste ersetzt und deutlich verlängert werden.
Von Leif Schmittgen

Es ist das letzte große Projekt von Jürgen Salewsky, das jetzt in die Tat umgesetzt wird. Der 68-Jährige hatte sich auf der Mitgliederversammlung des Luftsportclubs (LSC) Dümpel vor einigen Wochen nicht mehr zum 2. Vorsitzenden wählen lassen (OA berichtete), bleibt aber weiterhin im Hintergrund aktiv: „Bevor ich mich ganz von der Vereinsarbeit zurückziehe, bringe ich die begonnene Arbeit noch zu Ende“, sagt der begeisterte Flieger, der rund 40 Jahre in verschiedenen Vorstandsgremien der Vereine am Platz tätig war.  


[Jürgen Salewsky stellte der Öffentlichkeit im Clubhaus auf dem Dümpel gestern Nachmittag die Pläne für die Erweiterung des Flugplatzes vor.]

Das von ihm bereits vor rund fünf Jahren angestoßene Projekt „Landebahnerweiterung“ auf dem Bergneustädter Flugplatz nimmt nun konkrete Formen an: Wie kürzlich bekannt wurde, werden Fördermittel für das ehrgeizige Projekt in Aussicht gestellt. „Solange das nicht geklärt war, wollten wir das Thema nicht öffentlich machen“, so Salewsky. Er unterhält durch seine langjährige Vereinsarbeit gute Kontakte zur Bezirksregierung Köln und zur Wirtschaftsförderung des Landes NRW. In Düsseldorf gab es jetzt die Zusage, dass ein Ausbau der Start- und Landebahn förderfähig sei.

 
Derzeit geht man auf dem Dümpel davon aus, 70 Prozent der Kosten durch Landeszuschüsse decken zu können. Etwa 1,3 Millionen Euro möchte man in die Hand nehmen, um den Flugplatz zukunftsfähig zu machen und auch für kommende Generationen zu erhalten. Doch was genau ist geplant? Kurz gesagt: Die Rasenpiste wird durch eine Teerbahn ersetzt. Aber nicht nur das. Sie soll zudem verlängert werden, damit künftig nicht nur einmotorige Maschinen bis zu 1,5 Tonnen in der Feste landen können, sondern eben auch kleine Geschäftsflugzeuge mit bis zu 5,5 Tonnen Startgewicht, also auch kleine Learjets mit Düsenantrieb.

[Die Landebahn muss auch aus Naturschutzgründen verlegt werden.]

Man erhofft sich dadurch eine Steigerung der jährlichen Flugbewegungen von etwa 6.500 auf circa 10.000 Starts und Landungen. „Um das Ziel zu erreichen, ist eine Verlegung der Piste um einige Grad unumgänglich“, erklärt Salewsky und möchte damit gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: „Die Anwohner von Pernze werden dann nicht mehr so stark dem Fluglärm ausgesetzt“, sagt er. Die Flugzeuge werden künftig über das Gebiet um die Rengser Mühle den Flugplatz ansteuern. Ein weiterer Vorteil aus Sicht des Flugplatzplaners: Der Wald unmittelbar hinter der bestehenden Landebahn bleibt trotz Verlängerung nahezu erhalten: „Wir werden für den Neubau so wenige Bäume wie möglich fällen“, sieht Salewsky auch die Naturschützer auf seiner Seite.


[Der Umbauplan liegt der Bezirksregierung vor und wird zeitnah genehmigt.]

Auf offene Ohren stieß man vonseiten des LSC in den bisherigen Gesprächen bei der Kreisverwaltung. „Für die Stärkung des Industriestandorts Oberberg halte ich die Erweiterung für sehr sinnvoll“, sagt Landrat Jochen Hagt auf Nachfrage von OA. Die großen Firmen der Region könnten das Angebot des Flugplatzes dazu nutzen, um ihre Geschäftspartner standortnah zu empfangen. „Das ist attraktivitätssteigernd für die Wirtschaft“, ist sich der Landrat sicher. Besonders zu Stoßzeiten sind nach Ansicht Hagts die Autobahnen rund um den Köln-Bonner Flughafen so überlastet, dass es zu langen Staus kommt. Somit sei mit einer deutlichen Zeitersparnis bei Geschäftsmeetings im Kreisgebiet zu rechnen.


[In Zukunft werden kleine Learjets in Bergneustadt landen können, ob das Terminal allerdings wirklich vergrößert wird, steht derzeit noch in den Sternen.]

Und auch im Bergneustädter Rathaus kam die Nachricht vom Dümpel offensichtlich gut an: „Wir freuen uns immer über mehr Besucher in Bergneustadt“, resümiert Bürgermeister Wilfried Holberg die vorangegangenen Gespräche. Überlegungen, das derzeit laufende Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) auf den Ortsteil Dümpel zu erweitern, wurden im Rathaus bereits angestellt: „Wir müssen zunächst prüfen, inwieweit das möglich ist“, so Holberg.


[Ob und wie die marode Zufahrt zum Flugplatz saniert werden kann, wird derzeit im Bergneustädter Rathaus geprüft.]

Die Zufahrt zum Flugplatz befindet sich in schlechtem Zustand. Der Fliegerclub ist Eigner der Straße, die Stadt aber für die Bewirtschaftung und Instandhaltung der Zuwegung verantwortlich, da diese als Rettungsweg ausgewiesen ist. Die Bedingungen für eine Sanierung - und damit in Zusammenhang stehende Finanzspritzen - müssen bei den schwierigen rechtlichen Gegebenheiten zunächst geprüft werden. Das Stichwort „Steigerung des Tourismus“ könnte nach Ansicht des Stadtoberhaupts hilfreich sein. Von allen Seiten wünscht man sich natürlich eine breitere und vor allem sanierte Zufahrt ohne Schlaglöcher zum künftigen Regionalflugplatz. „Unsere Stadtplaner werden in Kürze mit der Prüfung beauftragt“, berichtet der Bürgermeister.  

Rund 360.000 € müssen die LSC-Mitglieder für den Ausbau selbst berappen. Da man sich noch in der Planung befindet und mit dem Baubeginn nicht vor 2021 zu rechnen ist, ist man zuversichtlich, das Geld bis dahin durch Spenden zusammenzubekommen. Finanzierungsverhandlungen mit regionalen Unternehmen sollen schnellstmöglich aufgenommen werden. 


[Insgesamt zwölf dieser Spendenboxen wurden auf dem gesamten Flugplatzgelände angebracht.]

Die Befürchtung einiger Mitglieder, dass das Projekt derart finanziert werden soll, indem man künftig Eintritt für das beliebte Flugplatzfest verlangt, zerstreute Salewskys Amtsnachfolger und Organisator des Festes, Boris Gorski (41), sofort: „Das Fest bleibt für unsere Gäste auch weiterhin kostenlos, genauso wie das Parken“, versichert der frisch gewählte Vereinsvize auf Nachfrage von OA. Stattdessen entschied man sich für das Anbringen von zwölf Spendenboxen auf dem gesamten Flugplatzgelände und hofft so auf Unterstützung nicht nur aus Firmenkreisen, sondern eben auch aus Privatschatullen.  


[Je nach Spendenaufkommen wird überlegt, ob auch der Tower auf dem Dümpel erweitert werden soll.]

Und sollte die Spendenbereitschaft groß sein, denkt man bei den Dümpelfliegern über die Installation einer Beleuchtung der Landebahn (Befeuerung) nach. Etwa 200.000 € würde das kosten, schätzt Salewsky, der sogar noch weiter träumt. „Es gab Anrufe einer Charterfluggesellschaft, die sich an den Kosten zur Erweiterung des vorhandenen Terminals beteiligen würde“, so der Bergneustädter. Er tritt aber sofort auf die Euphoriebremse: „Dann würden wir hauptamtliche Flugleiter einstellen, denn der Tower müsste ganzjährig von 8 bis 20:30 Uhr, bei planmäßigem Flugbetrieb mitsamt Abfertigungsbetrieb besetzt sein“. Das gehöre zu den Auflagen des Luftfahrtbundesamtes, wenn ein regelmäßiger Flugbetrieb zu Geschäftszeiten genehmigt werden soll, weiß Salewsky aus Erfahrung. Doch allein mit der Landebahnerweiterung wird für den Hobbypiloten und viele weiterer LSC-Mitglieder ein lang gehegter Traum in Erfüllung gehen: den Dümpel zum Regionalflugplatz umzubauen und ab 2022 den erweiterten Betrieb aufzunehmen.


[Die Anflugkoordinaten des Dümpels müssen auch auf den Luftraumkarten aktualisiert werden.]
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