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'Mieser Taschenspielertrick auf Kosten des Waldes'

Red; 26. Dec 2018, 16:59 Uhr
Archivbild: Bernd Vorländer.
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'Mieser Taschenspielertrick auf Kosten des Waldes'

Red; 26. Dec 2018, 16:59 Uhr
Lindlar - NABU Oberberg nimmt ausführlich Stellung zur Erweiterung des Industrieparks Klause 5 und übt scharfe Kritik an der Planung.
Am Donnerstag, 20.12, endete die Frist für Stellungnahmen zur Bauleitplanung für das Industrie- und Gewerbegebiet Klause 5 in Lindlar. Auch der NABU Oberberg hat die Möglichkeit genutzt, sich zu äußern und in seiner 19-seitigen Stellungnahme etliche Bedenken gegen die Pläne vorgebracht. Man fordert schließlich die Einstellung des Projekts. nach Ansicht des NABU zeige eine Vielzahl von seltenen Arten, dass das Waldgebiet ökologisch viel wertvoller sei, als dies die Planunterlagen annähmen. Dass der NABU im Klauser Wald schon im Herbst 2017 seltene Schmetterlinge nachgewiesen habe, habe die Planer nicht beeindruckt.

Für die in der Erstuntersuchung des NABU gefundenen Rote Liste-Arten sei ein Ausgleich vorgesehen, so der NABU in einer Mitteilung. Dies gehe jedoch an der NABU-Forderung völlig vorbei: „Wir wollen nicht für 'Jedes Tierchen sein Pläsierchen' – wir wollen endlich eine ehrliche ökologische Gesamtbewertung“ sagt Michael Gerhard vom NABU Oberberg-Kreisvorstand. Genau das sei bislang verweigert worden. Den ökologischen Wert des Waldgebietes habe man in der neuen Planfassung sogar noch geringer eingestuft, als in den Entwürfen von 2017.


In seiner Stellungnahme legt der NABU Oberberg nach eigenen Erkenntnissen weitere Daten zur Schmetterlingsfauna vor: Insgesamt 50 Schmetterlingsarten der Roten Listen und Vorwarnlisten kämen im Klauser Wald vor, was die Erwartungen der Erstuntersuchung aus den Herbst 2017-Erfassungen erheblich übertreffe. Das zeige, dass das Waldgebiet ökologisch deutlich unterschätzt werde.

Durch die geplante Kanalisierung aller Niederschläge aus dem heutigen Waldgebiet heraus verliere der Horpebach etwa 20 Prozent seines Einzugsgebietes. Das könne  der kleine Bach ebenso wenig verkraften wie der Weyerbach, der nach den Plänen zusätzlich etwa 100.000 Kubikmeter pro Jahr aufnehmen müsse, die ihm künstlich zugeführt würden, so der NABU. In den Planunterlagen finde sich weder zum Wasserschwund im Horpebach, noch zum Wasserüberschuss im Weyerbach eine Aussage. Der Weyerbach fließe in den Lennefer Bach, der im Lindlarer Ortszentrum verrohrt sei. Kein Wort finde sich in den Plänen, ob diese Verrohrung große Starkregen im künstlich vergrößertem Einzugsgebiet überstehen würden, kritisiert der Umweltverband.

Durch die geplante Bauleitplanung sei die Vernichtung von 23 Hektar Wald geplant. Es werde aber nur etwa elf Hektar neuer Wald aufgeforstet. Lindlar wolle eine Regelung nutzen, die nur für besonders waldreiche Gemeinde gelte, was die Kommune gar nicht sei. In einer besonders waldreichen Gemeinde reiche bei Waldverlusten eine Aufwertung von vorhandenem Wald oft als Ausgleich aus, in anderen Gemeinden müsse aber Wald neu aufgeforstet werden - im gleichen Umfang wie er verloren gehe, so der NABU Oberberg. Lindlar wolle sich diesen Bonus über die interkommunale Zusammenarbeit mit dem besonders waldreichen Engelskirchen verschaffen aufgrund eines Vertrages von 2009 mit dem Forstamt, den sonst niemand kenne. „Ein mieser Taschenspielertrick auf Kosten des Lindlarer Waldes. Wir können nicht verstehen, dass das Forstamt in Gummersbach solche Tricks mitmacht“, meint Michael Gerhard vom NABU Oberberg.

Schließlich fehle es angesichts des ökologischen Schadens von 23 Hektar  Waldverlust an einem hinreichenden Bedarf: Für die Firmen, die wirklich nach Bauland suchen, ließen sich auch andere, weniger empfindliche Flächen finden. „Einen so großen und für Natur, Klima, Wasser und Erholung wichtigen Wald zu zerstören, nur damit Firmen aus den Ballungsräumen angelockt werden können – das können wir als Naturschutzverein nicht akzeptieren“, spricht sich Rainer Ufer vom NABU Lindlar gegen das Projekt aus.
  
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