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Wachsam und wirksam gegen Hass und Gewalt

us; 18. Nov 2018, 18:38 Uhr
Bilder: Ute Sommer --- Mit erschütternden Versen, berührender Musik und mahnenden Worten erlebten die Teilnehmer des Wiehler Volkstrauergedenkens eine eindrückliche Veranstaltung.
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Wachsam und wirksam gegen Hass und Gewalt

us; 18. Nov 2018, 18:38 Uhr
Wiehl - Im Gedenken der millionenfachen Opfer der beiden Weltkriege sowie der nationalsozialistischen Herrschaft hatte der Heimatverein Wiehl zu einer Feierstunde in den Ratssaal der Stadt eingeladen.
Wenn er daran denke, gestern noch Gast auf einer ausgelassenen Karnevalsfeier gewesen zu sein und jetzt die Besucher zur Feier des Volkstrauertages zu empfangen, könne der emotionale Bruch größer nicht sein, gestand der erste Vorsitzende des Wiehler Heimatvereins, Maik Adomeit, in seiner Begrüßung am Sonntag. Doch habe sich unsere freiheitliche Demokratie aus dem Leid vieler tausender Toter entwickelt, was die nachfolgenden Generationen zu tiefem Dank verpflichte.

[Für die Kranzniederlegung am Ehrenmal im alten Kurpark zeichneten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Wiehl verantwortlich.]

Die Poems "Des Krieges Buchstaben" von Friedrich von Logau und "Der Schläfer im Tal" vom französischen Dichter Arthur Rimbaud setzten den Grundton für das Erinnern an unbeschreibliches Leid, Grausamkeit und Elend, welche die Kriege in der Vergangenheit über Menschen brachten und es in der Gegenwart immer wieder tun. „Kriege werfen lange Schatten auch auf nachfolgende Generationen", machte der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Wiehl, Sören Teichmann, mit Verweis auf aktuelle Zahlen deutlich. So verzeichne das UN-Flüchtlingshilfswerk für das vergangene Jahr weltweit 186 gewaltsame Konflikte, von denen heute 20 der höchsten Eskalationsstufe zugerechnet werden und 18 von ihnen begrenzte Kriegshandlungen beschreiben.

Als Folge von Kriegen, Konflikten und Verfolgungen befänden sich 68,5 Millionen Menschen auf der Flucht. „Wir alle haben das Glück in Frieden und Freiheit leben zu dürfen, doch wir müssen Gewähr leisten für deren Erhalt", mahnte er. Es gelte wachsam gegenüber extremistischen Tendenzen zu sein, sich wirksam gegen ausgrenzende Ideologien und Gewalt zu stellen sowie wissend mit Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit umzugehen. "Die Toten lehren uns Verantwortung für unser Zusammenleben in Wiehl, in Deutschland und der ganzen Welt".


Martina Sonnenberg, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde, rief die Schrecken der Kriege in eindrücklichen Worten aus persönlich erlebter Familiengeschichte in Erinnerung. Mit Hinweis auf aktuelle Gerichtsverfahren, in denen sich hochbetagte KZ-Schergen verantworten müssen, verwies sie auf den Wochenspruch aus dem 2. Korintherbrief mit Vers 5, 10: „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeder empfange nach dem, was er getan hat im Leib, es sei gut oder böse." Vor diesem Hintergrund tue das Wissen darum gut, dass es mehr gebe, als menschliche Gerechtigkeit. „Wir müssen an Opfer erinnern, um neue Opfer zu verhindern".

Der musikalische Rahmen der Gedenkveranstaltung lag in Händen eines Querflötentrios, mit Svenja Decker, Leonie Dörr und Lea Sieler. Im Anschluss an die Feierstunde legten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Wiehl Kränze am Ehrenmal im alten Kurpark nieder.  
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