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Dramatik und Tragik vor großer Kulisse

lo; 3. Jun 2018, 07:55 Uhr
Bilder und Video: Michael Kleinjung --- Volles Haus in Nümbrecht - Hier bestaunen die Zuschauer einen Zweikampf zwischen Kevin Derksen und Tristan Wolf.
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Dramatik und Tragik vor großer Kulisse

lo; 3. Jun 2018, 07:55 Uhr
Oberberg – Nümbrecht holt in einem spannungsgeladenen Homburger Derby gegen Wiehl einen Drei-Tore-Rückstand auf - Die Landesliga wird präsentiert von der Sparkasse der Homburgischen Gemeinden (AKTUALISIERT, MIT VIDEO).
SSV Homburg-Nümbrecht – FV Wiehl 3:3 (0:1).

Rund 1.000 Zuschauer sahen ein Derby, das im Ranking der spannendsten Nachbarschaftsduelle mit Sicherheit einen vorderen Platz einnehmen wird. Die Gäste träumten nach einer zwischenzeitlichen 3:0-Führung vom vorzeitigen Klassenerhalt, doch die Nümbrechter bewiesen einmal mehr, dass sie über herausragende Comebackqualitäten verfügen. „Wenn man so klar zurückliegt, ist das Ergebnis eine Sensation“, freute sich SSV-Coach Torsten Reisewitz über die Aufholjagd seiner Truppe.

In der Nachspielzeit hätten die Gastgeber die Nummer sogar komplett drehen müssen. Joker Robin Brummenbaum, der den Wiehlern wie beim 2:2 in Hinspiel den Ausgleich eingeschenkt hatte, schaffte aber das Kunststück, den Ball aus zwei Metern Entfernung am leeren Gehäuse vorbeizustolpern. Nach dem Abpfiff räumte der Stürmer ein, gedanklich schon abgeschaltet zu haben. „Ja, das ist leider so“, blieb Brummenbaum nur übrig, seinen Trainer in den Arm zu nehmen und „Sorry“ zu sagen.     

In der ersten Halbzeit hatte sich nicht angedeutet, dass das Match derart dramatische Züge annimmt. Beide Teams bekämpften sich auf spielerisch überschaubarem Niveau, wobei FV-Trainer Jan Kordt dem SSV mit einer Spezial-Maßnahme den Wind aus den Segel nahm. Jan Peters stellte Abwehrchef Julian Schwarz konsequent zu, um dessen präzise Diagonalpässe auf die Außenbahnen zu verhindern.


[Kilian Seinsche, Schütze des 2:3, im Duell mit dem eingenwechselten Wiehler U19-Spieler Simon Weber (li.).]

Der Plan ging auf. „Wir haben uns taktisch gut auf die Spielweise der Nümbrechter eingestellt“, fand Kordt. Den ersten Abschluss Richtung Tor verzeichnete Kerem Kargin – direkt auf Keeper Florian Schneider (12.). Die nächste Gelegenheit für die Gäste war ungleich besser: Ein Einwurf landete bei Luca Dwertmann, der aus der Drehung abzog. Schneider wehrte den verdeckten Schuss mit einem tollen Reflex ab (27.).


Auch danach waren Chancen lediglich in limitierter Auflage im Angebot: Daniel Kelm tauchte frei vor Lukas Hofmann auf, schaufelte das Leder aber drüber (42.). Tom Barths Versuch zischte knapp vorbei (44.), ehe Ozan Taskiran die rechte Defensivseite der Blau-Gelben aufmischte und Luca Dwertmann bediente. Der FV-Kicker bugsierte die Kugel mit der Brust über die Linie – 0:1!

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Reisewitz stellte in der Pause um: Schwarz spielte fortan im defensiven Mittelfeld, dafür rückte Johannes Volk in die Innenverteidigung. Kurz darauf hätte Schwarz seiner Mannschaft beinahe das 1:1 beschert. Der Freistoßspezialist traf mit einem ruhenden Ball den Pfosten (49.). Wiehl konterte diesen Wachmacher eiskalt: Schneider rettete mit dem Fuß gegen Dwertmann, den Abpraller nutzte Michael Möller, der 120 Sekunden später mit einem verwandelten Freistoß einen Doppelpack schnürte und sich vom mitgereisten Anhang ordentlich feiern ließ.


[Zwar konnte SSV-Coach Torsten Reisewitz schon wieder nicht gegen Wiehl gewinnen, aber die Aufholjagd seiner Mannschaft bezeichnete er als sensationell.]

Doch Nümbrecht schlug postwendend zurück: Kilian Seinsche kam im Strafraum zu Fall, den daraus resultierenden Elfer netzte Schwarz ein. Reisewitz wechselte zweimal und brachte Großberndt sowie Brummenbaum - und der Sturmtank bereitete dem FV mit seiner Lufthoheit erneut Riesenprobleme. „Wenn der Gegner lange Bälle spielt, ist das schwierig zu verteidigen“, erklärte Kordt.


[Nach 53 Minuten sahen die Wiehler wie der sichere Sieger aus, doch die Mannschaft von Coach Jan Kordt kassierte noch drei Treffer.]

Obwohl die Reisewitz-Elf jetzt den Gashahn betätigte, war der Gast drauf und dran, auf die Siegerspur abzubiegen: Jan Peters hatte zweimal die Entscheidung auf dem Fuß. Zunächst war er im Pech, als der Pfosten im Weg stand (64.). Die zweite Möglichkeit war jedoch eine Hundertprozentige, die ein Goalgetter normalerweise im Schlaf verwertet. Aus kürzester Distanz schoss er Schneider an (78.).

Dieser Fauxpas kam der Kordt-Equipe, die in der Schlussphase schwer unter Druck geriet, teuer zu stehen. Kilian Seinsche verkürzte nach Vorlage von Brummenbaum, der dann höchstselbst das 3:3 erzielte. Nun waren die SSV-Fans völlig aus dem Häuschen – und trieben ihr Team weiter an. Fast wäre für die Hausherren tatsächlich noch der Sieg herausgesprungen: Hoffmann lenkte einen abgefälschten Schuss von Julian Opitz mit den Fingerspitzen ins Toraus (87.), bevor Brummenbaum tragisch scheiterte (90.+4). Zuvor besaßen Tom Barth und Brummenbaum zwei gute Kopfballchancen (76., 87.), auf der Gegenseite wurde Schneider aus spitzem Winkel von Kargin geprüft (82.).  


[Das Pyro-Duell zwischen den beiden Fanlagern endete ebenfalls unentschieden.]

„Ich denke, dass wir allen gezeigt haben, dass wir nichts verschenken. Das Ergebnis geht unterm Strich vollkommen in Ordnung“, meinte Reisewitz und drückt den Wiehlern im Hinblick auf den Ligaverbleib die Daumen. Sein Gegenüber weiß erst am Sonntagnachmittag, wie viel dieses Unentschieden wert sein wird. „Wir wollten mindestens einen Punkt holen. Das ist uns gelungen. Wenn Schlebusch morgen gegen Lohmar gewinnt, sind wir durch“, sprach auch Kordt von einem gerechten Resultat. Der verspielte Vorsprung dürfte ihm allerdings nicht gefallen haben.               

Tore
0:1 Luca Dwertmann (45.+1 Ozan Taskiran), 0:2 Michael Möller (51.), 0:3 Michael Möller (53. Freistoß), 1:3 Julian Schwarz (54. Foulelfmeter), 2:3 Kilian Seinsche (80. Robin Brummenbaum), 3:3 Robin Brummenbaum (84. Tom Barth).

SSV Homburg-Nümbrecht
Florian Schneider; Ricardo Bauerfeind, Julian Schwarz, Jan Luca Krämer, Philipp Wirsing (81. Julian Opitz), Johannes Volk, Christian Rüttgers, Tom Barth, Kilian Seinsche, Tristan Wolf (55. Mike Großberndt), Daniel Kelm (55. Robin Brummenbaum).

FV Wiehl
Lukas Hoffmann; Kevin Derksen, Dominik Knotte, Waldemar Kilb, Maurice Häger, Kerem Kargin, Ozan Taskiran, Michael Möller, Luca Dwertmann (68. Simon Weber), Markus Wagner (90.+3 Vinzent Stoffel), Jan Peters (86. Radion Miller).

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