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AWO wehrt sich jetzt gerichtlich gegen ver.di

Red; 21. Jun 2016, 10:40 Uhr
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AWO wehrt sich jetzt gerichtlich gegen ver.di

Red; 21. Jun 2016, 10:40 Uhr
Oberberg – Auseinandersetzung über Gehaltsverzicht eskaliert – Arbeiterwohlfahrt wirft Gewerkschaft vor, nicht an Lösungen interessiert zu sein.
Gestern hatte die Gewerkschaft ver.di in einem Aufruf ihren Mitarbeitern empfohlen, den von der finanziell angeschlagenen Arbeiterwohlfahrt Rhein-Oberberg erbetenen Verzicht auf tariflich ausgehandelte Lohnzuwächse in den kommenden Jahren nicht zu unterzeichnen. Die Gewerkschaft hatte gemutmaßt, dass die AWO, die sich selbst durch eine fehlende Refinanzierung ihrer Arbeit gefährdet sieht und deshalb sieben Kindertagesstätten abgeben will, nicht mit offenen Karten spiele und eine gemeinschaftliche Klärung gar nicht anstrebe.

Dies weist Martina Gilles, Geschäftsführerin der AWO Rhein-Oberberg, entschieden zurück. So habe man die tariflichen Gehaltssteigerungen erstmalig nicht an die Mitarbeiter weitergegeben. „Wir bedauern das außerordentlich.“ Die Gründe seien mit dem Betriebsrat erläutert und von einer Wirtschaftsprüfungskanzlei auf Plausibilität geprüft worden. Auch hätten die Zahlen durch eine von ver.di vorgeschriebene Wirtschaftsprüfungsgesellschaft überprüft werden können. „Die Mindestvoraussetzung für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist aber die Abgabe einer Verschwiegenheitserklärung, die wir bis heute nicht erhalten haben“, so Gilles, die den Schwarzen Peter an ver.di zurückgeben will.


Betriebsinterne Daten könnten nicht ohne eine gewisse Absicherung externen Organisationen zur Verfügung zu stellen. ver.di sei offenbar auch nicht an schnellen Lösungen interessiert, hätten doch die Wirtschaftsprüfer in Vorabgesprächen bereits auf monatelange Untersuchungen hingewiesen. Zudem würde ein Gutachten einen mittleren fünfstelligen Betrag verschlingen. „Wir sehen uns daher in der Pflicht, genau zu prüfen, ob diese Investition auch zu einem Ziel führen kann. Wenn nicht, verwenden wir dieses Geld lieber für ihre Gehälter“, schreibt Gilles an die AWO-Beschäftigten.

Auch stelle die Gewerkschaft bestimmte Zusammenhänge „wissentlich falsch dar“. Es gebe keinen Tochterverband, dem die AWO Rhein-Oberberg-Vorsitzende Beate Ruland vorstehe und es werde auch kein doppeltes Spiel gespielt, wie dies ver.di behaupte. Vielmehr versuche der AWO-Bezirksverband, die durch den AWO-Kreisverband abgegebenen Einrichtungen in der AWO-Trägerschaft halten zu können. Aufgrund der finanziellen Ressourcen des Bezirksverbandes könne der sich ein Fortführen von zwei defizitären Kindertagesstätten bis zur Einführung eines neuen Gesetzes leisten. Die Bewerbung um diese Trägerschaft solle unter anderem etwa die Fortführung des Quartierprojektes „Wir in Eichen“ in Waldbröl ermöglichen.

Die AWO Rhein-Oberberg werde sich, so Gilles, es sich jedenfalls nicht mehr bieten lassen, von ver.di mit falschen Informationen angegriffen zu werden. „Bereits heute sind rechtliche Schritte bezüglich der letzten durch ver.di verbreiteten Information auf den Weg gebracht worden“, so die AWO-Geschäftsführerin.
  
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