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Demente Kunden vor aberwitzigen Transaktionen schützen

Red; 20. Apr 2016, 13:40 Uhr
Bilder: OBK --- Wie schwer es Demenzkranken fällt, einen Stift zu führen oder einen Löffel zu halten, konnten die Bankberater am Demenzparcours nachempfinden.
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Demente Kunden vor aberwitzigen Transaktionen schützen

Red; 20. Apr 2016, 13:40 Uhr
Oberbergische - Das Sozialamt des Kreises schult Zielgruppen wie Bank- und Sparkassen-Angestellte in der Region im Umgang mit demenzkranken Kunden – Unterstützung kommt vom Demenz-Servicezentrum Bergisches Land.
„Habe ich nun Geld abgehoben, oder nicht?“ - Demente Menschen erinnern sich oft nicht, welche Dinge sie bereits erledigt haben. Schon scheinbar einfache Aktionen können demenzkranke Menschen vor große Probleme stellen: Sie scheitern am Geldautomaten oder wiederholen dasselbe Bankgeschäft immer wieder. Als Konsequenz drohen hohe finanzielle Probleme. Über das „Tabuthema Demenz“ und die damit verbundenen Gefahren klärt das Amt für Soziale Angelegenheiten des Oberbergischen Kreises gemeinsam mit dem Demenz-Servicezentrum Bergisches Land auf. Nach Schulungen, beispielsweise für Bedienstete von Behörden und Feuerwehren, hat ein Expertenteam jetzt Bankberater der Sparkasse der Homburgischen Gemeinden in Wiehl im Umgang mit Demenzkranken geschult.

„Der Kreis lädt verschiedene Zielgruppen ein, um sie mit dem Thema Demenz vertraut zu machen. Nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch im beruflichen Alltag erleben wir Menschen, die nicht so reagieren, wie es aus Sicht eines Gesunden 'normal' wäre“, erklärte Dietmar Kascha, Leiter des Amtes für Soziale Angelegenheiten. „Am Bankschalter erscheinen Kunden, die ihren Dispositionsrahmen ausgeschöpft haben und keine Abhebungen mehr vornehmen können. Sie halten sich ungewöhnlich lange in der Filiale auf und wirken desorientiert. Wir können Beschäftigte im Umgang mit verwirrten, demenzerkrankten Kunden schulen und ihnen Anregungen vermitteln, die den Umgang im beruflichen Alltag erleichtern.“



Auch die Sparkasse in Wiehl hat Handlungsbedarf gespürt. „Demenz ist anfangs oft nicht eindeutig zu erkennen. Wir wollen die Kranken nicht bloßstellen. Menschen mit Demenz, die noch uneingeschränkt geschäftsfähig sind und nicht betreut werden, können mit ihrem Geld machen, was sie wollen. Aber wir sehen uns in der Verantwortung, Demenzkranke vor aberwitzigen Transaktionen zu schützen. Also schulen wir unsere Kundenberater darin, eher noch mal nachzufragen", erklärte Wolfgang Abegg. Er ist zuständig für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit bei der Sparkasse Wiehl.

„Die Berater sollten sich im Umgang mit Demenzkranken Zeit nehmen und versuchen, etwas über den Kunden zu erfahren und vor allem auch Angehörige einzubinden“ findet Monika Wilhelmi vom Demenz-Servicezentrum Bergisches Land. „Wir wollen für den Umgang mit demenzkranken Menschen sensibilisieren."


[Dietmar Kascha, Leiter des Amtes für Soziale Angelegenheiten, berichtet über die Herausforderungen im Umgang mit immer mehr alten Menschen, die an Demenz erkranken.]

Die Bankangestellte Martina Löttgen aus Nümbrecht ist froh über die praxisnahe Schulung: „Die Sparkasse hat mit ihren vielen Filialen auch viele ältere Kunden. Ich finde es wichtig, dass das Verständnis zwischen Sparkassenberater und Kunde sehr gut ist. Dies klappt aber nur, wenn der Sparkassenmitarbeiter seine Kunden gut kennt. Ich fühle mich jetzt viel sicherer im Umgang mit demenzkranken Kunden. Wir haben gelernt, Ruhe in das Gespräch zu bringen und das es empfehlenswert ist, den Kunden in einen Nebenraum zu bitten, wo es keine störende Ablenkung für ihn gibt."

Weitere Informationen erhalten Interessierte auf der Internetseite des Oberbergischen Kreises www.obk.de. Hier findet man unter Soziales und Pflege Flyer zur Senioren- und Pflegeberatung zum kostenlosen Download und Kontaktdaten. Vor Ort stehen zusätzlich in allen Städten und Gemeinden im Kreis die Beratungsstellen der Senioren- und Pflegeberatung zur Verfügung.
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