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Die Gülleblase ist entfernt

Red; 21. May 2015, 16:02 Uhr
Archivbild: Seit dem Unfall gilt das Naturschutzgebiet Neyetalsperre als ökologisch tot.
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Die Gülleblase ist entfernt

Red; 21. May 2015, 16:02 Uhr
Oberberg – Jüngste Messungen haben Verdacht auf neue Verunreinigung nicht bestätigt - Obwohl die Gülleblase entfernt ist, könnte Neyetalsperre noch kippen. (AKTUALISIERT).
Am 12. Mai wurde die Reinigung von insgesamt 100.000 Kubikmetern Gülle-Wasser-Gemisch vom Talsperrengrund der Neyetalsperre in der Kläranlage Hückeswagen abgeschlossen. Dies teilten der Wupperverband und EWR soeben gemeinsam mit.Wie die kontinuierlichen Untersuchungen des Talsperrenwassers zeigen, hat sich das Vorgehen als sinnvoll erwiesen, um das am höchsten mit Gülle belastete Wasser zu behandeln. Die Nährstoffbelastung mit Stickstoff und Phosphor am Grund der Neyetalsperre hat sich nach dem verheerenden Gülle-Vorfall soweit reduziert, dass eine weitere Reinigung von Talsperrenwasser in der Kläranlage derzeit nicht mehr sinnvoll ist.

Allerdings wird durch den aufgrund des Gülleeintrags deutlich erhöhten Nährstoffeintrag eine über das übliche Maß hinausgehende Algenbildung in den oberen Schichten und eine deutlich erhöhte Sauerstoffzehrung in den Tiefenschichten erwartet. Dies kann zu einem späteren Zeitpunkt dazu führen, dass der Sauerstoff in der Tiefenschicht komplett aufgezehrt wird und im schlimmsten Fall die Talsperre „umkippt“. Dies könnte ein Fischsterben in der Talsperre auslösen und das Ökosystem empfindlich schädigen. Da weiterhin unsicher ist, wie sich die Wasserqualität in der Talsperre entwickelt, wird seit vergangenen Montag Tiefenwasser aus der Neyetalsperre an den unteren Neyebach abgegeben, um der negativen Sauerstoffentwicklung im Tiefenwasser entgegenzuwirken.

Bereits vor zwei Tagen wurde bekannt, dass der Gülletank auf einem Bauernhof in Halver-Kotten (Märkischer Kreis) absichtlich geöffnet wurde. Dies geht aus einem Bericht hervor, der am vergangenen Dienstag im Umweltausschuss des Märkischen Kreises diskutiert wurde. Am 18. März waren rund 1,5 Millionen Liter Gülle aus dem Tank über Zuflüsse und Bäche in die Neyetalsperre gelangt. Dieser Schaden, der ein großes Fischsterben nach sich zog, wurde laut Bericht „durch ein vorsätzliches, rechtswidriges Öffnen der Verschlusseinrichtung“ verursacht und nicht durch die bereits festgestellten baulichen Mängel."


Unklar bleibt hingegen, wer den Tank geöffnet hat. Der Landwirt selbst geht von Sabotage aus, die Polizei ermittelt. Der Bauer selbst ist der Bauaufsicht bereits vor einem Jahr aufgefallen, weil es keine Baugenehmigung für den Tank gab und Risse in den Wänden des Behältnisses festgestellt wurden. Laut Bericht haben diese den Gülleunfall aber nicht verursacht. Inzwischen ist der Gülletank des Landwirts bis auf eine minimale Restmenge vollständig entleert, die Zufahrt zum Gülletank ist abgesperrt.

Vermutete das Forstamt Remscheid gestern noch, dass durch ein übergelaufenes Sicherungsbecken desselben Bauernhofs erneut Gülle in den Neyebach gelangt ist, gab der Oberbergische Kreis heute bekannt, das dies nicht der Fall ist: Der Wupperverband habe unmittelbar nach Bekanntwerden vermeintlich neuer Einträge entsprechende Messungen durchgeführt. Zusätzlich habe auch der Außendienst der Unteren Wasserbehörde des Märkischen Kreises gestern eine Ortsbesichtigung im Bereich des landwirtschaftlichen Betriebes an der Neye in Halver vorgenommen. Auch dabei seien keine erhöhten Werte gegenüber den zuvor durchgeführten Messungen festgestellt worden.

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