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Vom Firmenlenker zum ministeriellen Gesandten?

bv; 6. Oct 2014, 14:46 Uhr
Bilder: Bernd Vorländer --- Dass bei ONI weit über dem Landesdurchschnitt ausgebildet wird, hob Guntram Schneider besonders hervor.
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Vom Firmenlenker zum ministeriellen Gesandten?

bv; 6. Oct 2014, 14:46 Uhr
Lindlar – NRW-Arbeits- und Sozialminister Guntram Schneider würde ONI-Chef Wolfgang Oehm am liebsten als Botschafter für gute Unternehmenskultur durchs Land schicken – Düsseldorfer Ressortchef war bereits zum dritten Mal in Lindlar zu Gast.
Von Bernd Vorländer

Es hätte nicht viel gefehlt und Wolfgang Oehm, Chef des Lindlarer Energie-Optimierers ONI, hätte sich noch im Herbst seines beruflichen Lebens über ein neues Job-Angebot freuen können. Der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Guntram Schneider, der bereits zum dritten Mal in seiner Amtszeit das Unternehmen besuchte, lobte ONI über den grünen Klee und hätte Oehm wohl gerne als Botschafter eines Vorzeige-Unternehmens mit auf seine Dienstfahrten im Land genommen. „Gäbe es mehr ONI’s in Nordrhein-Westfalen, hätten wir viel weniger Probleme“, so der SPD-Politiker.


[Firmenchef Wolfgang Oehm (li.) legt in seinem Unternehmen Wert auf ein gutes Betriebsklima und einen gesunden Altersmix.]

Es sei bewundernswert, mit welcher Zähigkeit und welchem Weitblick Oehm das Unternehmen zu einem der Trendsetter und Aushängeschilder in NRW entwickelt habe. „Ich komme viel herum im Land, aber ONI ist ein wirkliches Musterbeispiel dafür, wie man mit Forschergeist und guter Unternehmensführung zum Erfolg kommen kann", meinte Schneider. Was dem Minister vor allem imponierte, war der Altersmix der inzwischen auf 340 Beschäftigte gewachsenen Belegschaft. 15 Prozent der Mitarbeiter bei ONI sind älter als 55 Jahre, mit 36 Auszubildenden liegt man weit über dem Landesdurchschnitt von sechs Prozent.


Und das hat laut Schneider nicht nur damit zu tun, dass Wolfgang Oehm ein Menschenfreund sei, sondern liege auch an handfesten betriebswirtschaftlichen Gründen. Bei ONI habe man begriffen, dass die Erfahrung älterer Arbeitnehmer ein hohes Gut sei, das woanders oft geringgeschätzt werde. Gerade junge Beschäftigte profitierten in hohem Maße vom Wissen gestandener Kollegen. „Ich kenne da ganz andere Fälle. In meinem Wahlkreis werden Arbeitnehmer mit 45 Jahren als zu alt abgelehnt“, warnte der SPD-Minister vor einer fatalen Fehlentwicklung.


[Arbeitsminister Guntram Schneider wusste wovon er sprach, als er mit den Auszubildenden diskutierte - schließlich hat er selbst eine Ausbildung zum Werkzeugmacher absolviert.]

Die Landesregierung werde an zahlreichen Stellschrauben drehen, um der prognostizierten Fachkräftelücke entgegen zu treten. „Wenn wir nichts tun, fehlen uns 2020 über 600.000 Facharbeiter“, so Schneider, der weiterhin bei der Bewältigung der Probleme auch auf das duale Ausbildungssystem setzt. „Das ist etwas, worum uns viele andere Nationen beneiden.“ Ein gemeinsamer Gang mit Oehm, Lindlars Bürgermeister Dr. Georg Ludwig, Vertretern von IHK, Arbeitsagentur, Handwerks- und Arbeitgeberverbänden durch das Unternehmen schloss sich an und Schneider nutzte die Gelegenheit, mit den Mitarbeitern etliche Gespräche zu führen. Gerade die jungen ONI-Beschäftigten staunten, wie kundig Schneider war. Kein Wunder, schließlich hat der Minister selbst in den sechziger Jahren eine Ausbildung zum Werkzeugmacher abgeschlossen.
  

[Minister Guntram Schneider (Mitte) freute sich, wieder einmal bei ONI in Lindlar vorbeischauen zu können.]

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