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„Schland“ grölen ist Gift für die Stimme

Red; 2. Jul 2014, 15:00 Uhr
Bilder: privat --- „Intensives Grölen kann der Stimme langfristig schaden“, erklärt Simon Oppenberg, Logopäde und Leiter der logopädischen Abteilung in der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik in Nümbrecht.
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„Schland“ grölen ist Gift für die Stimme

Red; 2. Jul 2014, 15:00 Uhr
Nümbrecht - Wie Fußballfans ihre Stimme auch während der Weltmeisterschaft schonen und Heiserkeit vermeiden können, erklärt Simon Oppenberg, leitender Logopäde in der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik Nümbrecht.
Das Erreichen des Viertelfinales der deutschen Mannschaft hat hierzulande große und laute Begeisterungsstürme ausgelöst. Was aber viele nicht wissen: Das laute und ausgelassene Grölen, Schreien und Singen, wenn die Fans ihre deutschen Kicker feiern, kann der Stimme langfristig schaden. „Schreien oder grölen wir nur etwa dreimal pro Spiel, kann dies der gesunden Stimme nicht wirklich viel anhaben“, erklärt Simon Oppenberg, Logopäde und Leiter der logopädischen Abteilung in der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik in Nümbrecht. Es seien vielmehr die länger anhaltenden, lauten Schreie und das Grölen, die die Stimme ermüden, die Stimmbänder röten und reizen und zu vermehrter Heiserkeit führen.


[Die Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik in Nümbrecht.]

Viele Betroffene würden über ein ständiges Kloßgefühl im Hals mit einem Zwang zum Räuspern oder Hustenreiz, teilweise auch über Schmerzen im Halsbereich klagen. „Im schlimmsten Fall bilden sich so genannte Sängerknötchen aus - das sind gutartige Geschwulste, die zu einer dauerhaften Heiserkeit führen. Die gute Nachricht: Man kann sie operativ entfernen und in einer anschließenden Therapie einen ökonomischen Stimmeinsatz trainieren“, so der Experte aus Nümbrecht.

„Mein Tipp wäre einfach nicht zu grölen, aber dies ist natürlich für eingefleischte Fußballfans keine wirkliche Option.“ Stattdessen rät Oppenberg, viel Wasser oder Apfelschorle - kein Bier - zu trinken, da das Grölen die Schleimhäute austrocknet. Außerdem empfiehlt er Isländisch Moos, da es die Stimmlippen befeuchte und schleimbildend wirke. Ein weit verbreiteter Irrglaube sei hingegen, dass Pfefferminzbonbons helfen könnten. Diese mögen zwar im ersten Moment scheinbar wohltuend wirken - sie reizen aber die Schleimhäute und sind damit eher kontraproduktiv.


„Wenn Sie Ihre Stimme schon so sehr beansprucht haben, dass sie heiser sind, hilft nur noch die Stimmruhe. Eine gesunde Stimme erholt sich dann von ganz alleine“, weiß Simon Oppenberg. Wer seine Stimme auf den Einsatz beim nächsten Spiel vorbereiten möchte, sollte zur Entspannung der Stimmbänder Laute mit einem weicheren Konsonanten, wie beispielsweise einem „w“ oder „m“ in einer angenehmen Tonlage summen. Grundsätzlich gelte für alle Fußballbegeisterte, die nach dem Spiel nicht heiser sein wollen: „Die Stimme darf nicht hart und hoch eingesetzt werden.“
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