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Solarförderung: 2.000 Jobs in Oberberg bedroht?

nh, bv; 29. Feb 2012, 11:15 Uhr
Archivbild --- Bei vielen Solar-Unternehmen und Kunden schrillen nach dem Vorstoß der beiden Bundesminister die Alarmglocken.
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Solarförderung: 2.000 Jobs in Oberberg bedroht?

nh, bv; 29. Feb 2012, 11:15 Uhr
Oberberg - Bei den oberbergischen Unternehmen, die sich mit Planung, Vertrieb und Montage regenerativen Energien beschäftigen, herrscht Untergangsstimmung, seitdem bekannt wurde, dass die Bundesregierung die Einspeisevergütungen für Solarstrom drastisch nach unten korrigieren will.

Von Nils Hühn und Bernd Vorländer

Seitdem Bundes-wirtschaftsminister Philipp Rösler und Umweltminister Norbert Röttgen kurzfristig die Absenkung der Einspeisevergütungen für Solarstrom vorgeschlagen und auf den 9. März terminiert haben, sind Kunden, die sich Solarmodule auf das Dach setzen wollen sowie Hersteller völlig verunsichert. Dies gilt natürlich auch für die Region. Bei den Unternehmen sind derzeit alle verfügbaren Kräfte auf den oberbergischen Dächern aktiv, um noch Anlagen vor dem Stichtagstermin in Betrieb zu nehmen. Viele Kunden seien zudem bereits von bestehenden Aufträgen zurückgetreten und so säßen die Unternehmen nun auf bestellten Solarmodulen fest, heißt es zwischen Radevormwald und Morsbach.. Denn durch die veränderte Vergütung können die Kunden rein rechtlich von den Aufträgen zurücktreten. Manche oberbergische Unternehmer fürchten gar, dass der gesamte Markt durch die neue Entwicklung zum Erliegen kommt.

Zwar wird derzeit in der Politik an Übergangsregelungen gedacht, doch an der Absenkung an sich soll nicht gerüttelt werden. Für Solaranlagen auf dem Dach soll es statt bisher 24,43 Cent nur noch 19,5 Cent je Kilowattstunde Strom geben. Die Solarbranche warnt vor einem Kahlschlag und vielen Jobverlusten. Röttgen und Rösler wollen mit dem Start zum 9. März vermeiden, dass es zu Schlusskäufen kommt, die die Kosten für die Verbraucher steigen lassen könnten. Die Verbraucher zahlen die Förderung per Umlage über den Strompreis. Die auf 20 Jahre garantierten Vergütungen, die bereits gezahlt wurden und noch zu zahlen sind, summieren sich nach Schätzungen bereits auf insgesamt rund 100 Milliarden Euro. Einen Durchschnittshaushalt kostet der "Solar-Soli" 70 Euro pro Jahr.  

 "Dieser kurzfristige Schlag ist nicht nur ein 'Todesurteil' für viele Handwerksunternehmen in der Branche, sondern auch für viele regionale Energiegenossenschaften, zum Beispiel in Lindlar und Engelskirchen", heißt es in einer Pressemitteilung des ZebiO (Zentrum für biogene Energie Oberberg) zur angekündigten Kürzung der Solarförderung. Der gemeinnützige Förderverein sieht die Klimaschutzziele in Gefahr, aber auch die rund 2.000 Jobs in der oberbergischen Solarbranche. Daher fordert Zebio die Politiker der Region auf, ihre Stimme gegen die "geplante Rolle rückwärts" in Sachen Energiewende zu erheben.

Auch die Energie-Genossenschaft Lindlar ist verärgert über das Vorgehen der Politik. "Viele Bürger, Betriebe und auch wir haben Anlagen geplant, vorbereitet, Vorarbeiten durchgeführt und auch Anlagen in Auftrag gegeben, die nun nicht bis zum 9. März angeschlossen werden können. Hier hat, unter Druck der FDP in Berlin, eigentlich ein Vertragsbruch stattgefunden, der vielen Menschen viel Geld kosten wird", erklären die beiden Vorstände Guido Wendeler und Thomas Willmer.  

"Das  war's dann mit der Energiewende?  Man kann nur noch ohnmächtig staunen", heißt es seitens des Klimabündnisses Oberberg zu den Nachrichten aus Berlin. Statt umweltfreundlichen, regional hergestellten Strom weiter zu fördern, wolle die Bundesregierung offenbar alles daran setzen, um alte Strukturen zu festigen und die Atomindustrie zu stärken, heißt es in einer Mitteilung.
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