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Mäh-Mannschaft auf vier Beinen

Red; 28. Sep 2010, 16:23 Uhr
Oberberg Aktuell
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Mäh-Mannschaft auf vier Beinen

Red; 28. Sep 2010, 16:23 Uhr
Oberberg - Schafe im Dienste der Wasserkraft – Sie sollen auf den Dämmen und Grünflächen rund um die Wasserkraft­werke entlang der Agger grasen.
Fünf Wasserkraftwerke erzeugen entlang der Agger sauberen Strom. Die Anlagen rund um die Kraftwerke und Stauseen müssen aber gepflegt und regelmäßig auf ihre Sicherheit überprüft werden. Da ist Wildwuchs nicht erlaubt. „Bislang mussten wir regelmäßig mit Freischneidern, Mähbalken und Traktoren unsere Mitarbeiter losschicken und die Flächen mähen las­sen“, berichten die Geschäftsführer Max von Stockhausen und Dr. Bernd Walters. Eine personalintensive und aufwändige Arbeit: „Wir würden unsere Mitarbeiter gerne für andere Arbeiten einsetzen.“

Betriebsleiter Matthias Jesse kam auf die Idee, inspiriert von Vorbildern entlang der Nordsee, eine Dammbeweidung mit Schafen zu organisieren. Eine solche Dammbeweidung hat gleich mehrere Vorteile: die Mäh-Mann­schaft der Aggerkette kann sich anderen Aufgaben widmen, die Schafe halten nicht nur die Vegetation kurz, sie sorgen auch dafür, dass durch ihre kleinen Klauen die Dämme stabilisiert werden und langfristig sogar im Un­tergrund aktive Wühltiere vertrieben werden. So steigert der Schaftritt die Qualität der Dämme. Jesse: „Da lag es nahe, auch im Oberbergischen nach Schafhaltern zu suchen, die eine Beweidung der Dämme übernehmen – ich denke, wir haben in der jetzt gestarteten Kooperation eine gute Lösung für alle Beteiligten gefunden.“


Denn die Schäfer erhalten im Rahmen des Pflegevertrages zusätzliche Einnahmen und Weideflächen. „Wir können so auch zeigen, wie wertvoll die Arbeit unserer Schafe für die Landschaft ist und neue Einsatzbereiche er­schließen“, sind sich Margret Lüdenbach, Werner Feckinghaus und Peter Schmidt einig.

Für Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus „ist es sehr erfreulich, dass hier in Engelskirchen eine solche ökologisch sinnvolle und  für Ober­berg neue Maßnahme gestartet wird.“ Und dies unter schwierigeren Bedin­gungen als bei einer Deichbeweidung an der Nordsee. Viele Spaziergänger nutzen die Dämme als Erholungsraum, Hundehalter führen ihre Tiere aus, die Dammanlagen sind wesentlich schmaler als im Norden. So wird die Aggerkette in einige neue Zaunanlagen investieren, um eine sichere Be­weidung zu ermöglichen.  Mit Elektronetzen ergänzen die Schäfer je nach Notwendigkeit. Jesse: “Wir wollen unsere Dämme und Betriebsgelände gerne auch künftig für die Naherholung zur Verfügung stellen – dies setzt aber voraus, dass sich Spaziergänger, Radfahrer und andere an die Spiel­regeln halten.“ So gilt es, die Zäune nicht zu überschreiten, auch wenn die Dämme zeitweise beweidet und somit gesperrt sind. Denn auf Grund der schmalen Flächen kann eine durchgängige Begehbarkeit für Spaziergänger nicht sichergestellt werden. Besonders achtsam müssen Hundehalter sein. Denn „unsere Schafe unterscheiden nicht, ob der Hund klein oder groß ist oder vielleicht nur spielen will“, betonen die Schäfer. Schafe haben immer Angst und versuchen zu fliehen. Darum gilt: Wo Schafe weiden und parallel Wege für den Spaziergang offen sind, da sind die Hunde anzuleinen und bei Fuß zu führen. Rücksicht sollten auch die Angler üben, deren Fisch­rechte weiter Bestand haben werden.  „Es wäre schade, wenn auf Grund des Fehlverhaltens weniger wir unsere Betriebsgelände für die Naherho­lung schließen müssten“; so Aggerkette-Geschäftsführer Max von Stock­hausen – und auch Bürgermeister Gero Karthaus appelliert an die Vernunft der Anwohner: „Wir haben hier ein beispielgebendes Projekt, das wir alle unterstützen sollten.“
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