Die einstige Nation der Sparer entwickelt sich zunehmend zu einer verschuldeten Nation. So ist die Zahl der aufgenommenen Darlehen laut Zahlen der Schufa von 2015 auf 2016 nochmals deutlich gestiegen. Grund für die steigende Zahl an Krediten ist sicherlich die Niedrigzinspolitik der EZB.

Noch vor einigen Jahren galten die Deutschen als passionierte Sparer. Doch inzwischen nutzen auch immer mehr Verbraucher Kredite, um sich lang gehegte Wünsche oder ein Auto zu finanzieren. Für die Banken ist die Kreditvergabe meist attraktiver als eine Verzinsung von Guthaben. Sie können ihre Darlehen über günstige Kapitalaufnahme bei der EZB refinanzieren und so auch mit kleinen Verbraucherkrediten Geld verdienen. Die steigende Zahl an Neukrediten lässt sich an handfesten Zahlen belegen. So hat die Schufa ermittelt, dass 2016 rund 7,7 Millionen Darlehen von Verbrauchern aufgenommen wurden. Demnach waren es fast 230.000 Ratenkredite mehr als im Vorjahr.

Günstige Zinsen sind treibende Kraft

Die Kreditzinsen sind für Konsumenten auf einem historischen Tiefstand. Bei Elektronikmärkten oder anderen Händlern sind teilweise „Null-Prozent-Finanzierungen“ möglich, also zinslose Darlehen für Konsumgüter mit Laufzeiten, die meist kürzer als 36 Monate sind. Einige Banken überraschen sogar schon mit negativen Zinsen für Kredite. Der Kunde erhält somit sogar Geld, wenn er einen Kredit aufnimmt.

Die günstigen Zinsen sind der entscheidende Faktor für die so kreditfreundliche Stimmung im Land. War es vor einigen Jahren noch Usus, auf Fernseher, Autos oder Konsumgüter zu sparen, können diese heute manchmal sogar ohne Zusatzkosten finanziert werden.

Laut einer von smava.de initiierten und von Forsa durchgeführten Erhebung nehmen die meisten Verbraucher klassische Ratenkredite auf. Mehr als 40 Prozent davon werden laut der Daten der Studie für den Auto- oder Motorradkauf eingesetzt. Über 30 Prozent der Darlehen werden für Konsum- und Gebrauchsgüter wie Waschmaschinen, neue Rechner oder Fernseher verwendet. In deutlich geringerem Umfang werden Darlehen für Renovierungsarbeiten in Wohnungen oder Häusern eingesetzt – nur 10 Prozent der Befragten setzen die aufgenommenen Kredite für diese Zwecke ein. Ebenso viele Schuldner nutzen günstigere Kreditkonditionen für eine effiziente Umschuldung.

Trotz günstiger Konditionen bleibt ein Darlehen ein Kredit mit Rückzahlungsverpflichtung

„Null-Prozent-Finanzierung“, „Niedrigzinsalarm“ oder andere Schlagworte geistern in der Werbung, in Anzeigen oder in TV-Spots durch die Welt. Verbraucher werden dadurch animiert, neue Schulden aufzunehmen. Sicherlich sind die Zinsen historisch niedrig, die Konditionen so gut wie noch nie. Doch tatsächlich muss auch das Geld für die fälligen Raten erst einmal verdient werden. Selbst wenn der Kreditnehmer keine Zinsen für seinen Ratenkredit bezahlen muss, ist eine solide Haushaltsrechnung vor jeder Kreditaufnahme Pflicht. Denn wer leichtsinnig mit seinen Finanzen haushält, kann von der finanziellen Schieflage mittelfristig in den finanziellen Untergang rutschen. Zwar sind die Privatinsolvenzen in den letzten Jahren wieder gesunken (Quelle: https://www.crifbuergel.de/de/aktuelles/studien/schuldenbarometer-2016-rueckgang-der-privatinsolvenzen-in-deutschland), aber mit fast durchschnittlich 10.000 insolventen Privatpersonen pro Monat in Deutschland ist die Zahl immer noch auf einem hohen Niveau.