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Zwei tummeln sich ganz oben, drei müssen zittern

lo; 17. Dec 2010, 12:26 Uhr
Oberberg Aktuell
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Zwei tummeln sich ganz oben, drei müssen zittern

lo; 17. Dec 2010, 12:26 Uhr
Oberberg - Sechs oberbergische Mannschaften mischen in der Bezirksliga mit - OA mit einer Bewertung der Hinrunde, die manche Überraschung bereithielt.
In den vergangenen Jahren war die Meisterschaft  in der Bezirksliga Staffel 1 frühzeitig entschieden. Der SV Schlebusch und die SG Worringen erwiesen sich als kaum bezwingbar und sicherten sich in souveräner Manier die Krone. In dieser Saison spricht alles für ein extrem spannendes Titelrennen, zwischen dem Ersten Wipperfürth und dem Neunten Deutz liegen gerade einmal acht Punkte, wobei die vielen Nachholspiele derzeit für ein schiefes Tabellenbild sorgen. Neben dem VfR mischt auch der TuS Homburg-Bröltal ganz oben mit. Der TuS Lindlar hat den Anschluss ans Mittelfeld geschafft, während Bergneustadt II, Hackenberg und Frielingsdorf um den Klassenerhalt bangen müssen.     

Der VfR Wipperfürth startete mit einer großen Portion Ungewissheit in die neue Spielzeit, nachdem sich mehrere Spieler verabschiedet und kein adäquater Ersatz geholt werden konnte. Trainer Norbert Scheider stapelte tief, sprach von einer "knüppelharten Saison“ und formulierte als bescheidenes Ziel einen gesicherten Mittelfeldplatz. Es sollte alles besser kommen: Der VfR hat die Härtetests im Herbst gut bestanden und sicherte sich die – aufgrund der Spielausfälle allerdings wenig aussagekräftige - Wintermeisterschaft. Zwar zeigt sich der Angriff in gewohnter Torlaune, doch im Gegensatz zu den Vorjahren steht mittlerweile auch die Defensive bombensicher und ließ erst 14 Gegentreffer zu. Auch ein Verdienst von Neuzugang Wael Majouj und Julian Schmitz, der zuvor über fast zwei Jahre wegen Rückenproblemen ausfiel. Dazu kam mit Alessandro Bernardo, der eigentlich zum VfB Schwelm wechseln wollte, ein „verlorener Sohn“ als zusätzliche Alternative zurück.

Prognose: Können größere Verletzungssorgen vermieden werden, hat Wipperfürth das Zeug dazu, bis zum Schluss ganz oben mitzuspielen. Voraussetzung dafür: Unnötige Punktverluste wie gegen Vingst (0:1) und Ostheim (2:2 nach 2:0-Führung) vermeiden.   

Wenn es um die Aufstiegskandidaten ging, wurde der TuS Homburg-Bröltal neben Landesliga-Absteiger RSV Urbach am häufigsten genannt. Nicht verwunderlich, denn auf dem Grötzenberg hat man sich im Sommer im großen Stil verstärkt. Zu Beginn wurde der THB seiner Rolle absolut gerechnet, doch zwischenzeitlich geriet Sand ins Getriebe, was vier sieglose Partien in Serie zur Folge hatte. Trotz weiterer böser Ausrutscher wie beim 0:5 gegen Heiligenhaus befindet man sich zum Abschluss der Hinserie in Lauerstellung. Die vor der Saison neu einstudierte Viererkette hat sich offenbar gefunden und die Angriffsreihe um den höherklassig erfahrenen Serdar Aslan präsentiert sich auch auf der Höhe. Aufgrund des ausgeglichen besetzten Kaders konnte Trainer Dieter Jacobs nicht nur den längeren Ausfall von Spielmacher Festim Mimini, sondern auch die vorzeitigen Abschiede von Spielern wie Ioannis Stavropoulos oder Michael Möller kompensieren.

Prognose: Bruder Leichtfuß war für die zwischenzeitliche Durststrecke verantwortlich und wahrscheinlich kann nur dieser ungebetene Gast den erstmaligen Marsch in die Landesliga verhindern. Alles andere wäre auch eine Enttäuschung, auch wenn Urgestein Jacobs den Aufstieg nicht als Muss ausgeben hat.

Nach dem Derbyerfolg gegen den SV Frielingsdorf am 2. Spieltag warteten der TuS Lindlar und Trainer Werner Thies zunächst vergeblich auf eine Siegesserie, so dass man zwischenzeitlich sogar in bedrohliche Tabellenregionen abrutschte. Den Verantwortlichen war klar, dass die neu zusammengesetzte Mannschaft mit vielen jungen Spielern sich erst noch finden muss. Zum Ende der Hinrunde passte es immer besser und mit zehn Punkten aus den letzten vier Spielen pirschte man sich ans vordere Tabellendrittel heran. Das Kardinalproblem bleibt die Offensive des TuS, die häufig über den Status eines lauen Lüftchens nicht hinauskommt, was nicht nur die Tatsache dokumentiert, dass mit Marco Buchholz ein eher defensiv orientierter Akteur die meisten Treffer erzielt haben. Ganz vorne scheint aber Besserung in Sicht: Youngster Hakan Gürsoy überzeugte in der Schlusssequenz der Hinserie immer mehr und auch Sebastian Hollstein ist nach seiner langwierigen Schulterverletzung wieder fit.

Prognose: Die Lindlarer taten gut daran, mit einem einstelligen Tabellenplatz ein bescheidenes Saisonziel zu formulieren. Kann die gute Herbstform bis ins Frühjahr hinein konserviert werden, ist vielleicht mehr als der derzeitige achte Rang möglich. In Abstiegsgefahr dürfte der TuS nicht geraten.     
    
Als Liga-Neuling legte die U23 des SSV Bergneustadt zunächst einen ordentlichen Start hin. Im weiteren Saisonverlauf blieben die positiven Erlebnisse aber weitestgehend aus und  das junge Team musste teilweise bitteres Lehrgeld bezahlen. Nach der desaströsen Vorstellung  beim 3:6 gegen Deutz trat Trainer Frank Baxmeier zurück. Offenbar gab schon seit längerer Zeit Differenzen zwischen dem Coach und einem Teil der Spieler. Eine Leistungsexplosion war nach der Demission Baxmeiers nicht zu verzeichnen, aber immerhin gelang es den Bergneustädtern, gegen die direkte Konkurrenz zu punkten. Auffällig ist die hohe Zahl von Gegentoren, was unter anderem auch der Tatsache geschuldet ist, dass fast wöchentlich eine geänderte Abwehrformation aufläuft. Wahrscheinlich wird der große Kader in der Winterpause verkleinert. Ob Interimstrainer Speitim Velic über die Saisonunterbrechung hinaus weitermacht oder ein neuer Übungsleiter installiert wird, steht noch nicht fest.

Prognose: Das primäre Ziel muss lauten, die Defensivprobleme in den Griff zu bekommen. Wenn es der SSV-Reserve gelingt, wie bisher die Begegnungen gegen die Tabellennachbarn für sich zu entscheiden oder in diesen Duellen zumindest zu punkten, ist der Klassenerhalt möglich. Dass eigentlich mehr Potenzial in der Mannschaft steckt, zeigte der 3:2-Erfolg gegen Bröltal.

Mit einem neuen Trainergespann und einer verjüngten Mannschaft startete Baris Spor Hackenberg in die neue Spielzeit. Die Euphorie war groß und wurde durch den Auftakterfolg gegen Niehl zusätzlich befeuert. Doch danach ging es steil bergab: Nur noch vier Zähler konnten die Hackenberger in den restlichen elf Partien auf ihren Konto verbuchen. Besonders auf fremden Plätzen zeigte sich das Team nicht Bezirksliga-tauglich, unter anderem ging man in Ostheim (0:9) und Heiligenhaus (2:8) gnadenlos unter. Nach der Pleite im Stadtderby gegen Bergneustadt II stellte Coach Aydin Arslan sein Amt zur Verfügung, der Vorstand lehnte das Rücktrittsgesuch jedoch ab. Bereits 44-mal klingelte es im Kasten von Baris Spor, das seine Abwehranfälligkeit einfach nicht in den Griff bekommt. Verstärkt werden die Probleme durch langwierige Verletzungen von Leistungsträgern sowie (unnötige) Sperren. Torwart Bastian Metz erwies seinen Kollegen mit zwei roten Karten einen Bärendienst. Abwehrchef Mustafa Kuzu droht eine monatelange Sperre, weil er sich bei der Partie in Nippes einer Tätlichkeit gegen den Schiri schuldig gemacht haben soll.

Prognose: Vom Saisonziel „Gesicherter Mittelfeldplatz“ haben sich die Hackenberger längst verabschieden müssen, es ist wieder mal Existenzkampf pur angesagt. Nur mit einer deutlich verbesserten Defensive wird der Ligaverbleib zu schaffen sein. Möglicher Vorteil Baris Spor: Mit dem Rücken zur Wand stand die Mannschaft schon oft, die Kurve hat man immer bekommen.

Was ist bloß mit dem SV Frielingsdorf los? Viele gegnerische Trainer hatten den Überflieger der Vorsaison im Rennen um die Meisterschaft ganz oben auf dem Zettel, man selbst dokumentierte mit der Zielsetzung „Platz vier bis sechs“ gesundes Selbstvertrauen. Doch schnell trat Ernüchterung ein: Das Verletzungspech der vergangenen Rückrunde setzte sich nahtlos fort. Trainer Maik Alzer musste teilweise auf acht Dauerverletzte verzichten und zog sich selbst eine schwere Knieblessur zu, die die Fortsetzung seiner Karriere in Frage stellt. Doch die Krise ist nicht nur auf Verletzungspech zurückzuführen: In der Hintermannschaft leistete sich der SVF folgenschwere Aussetzer und die Torausbeute ist indiskutabel. Die Frielingsdorfer haben den Ernst der Lage erkannt, auf dem Platz versagten der Mannschaft aber zu häufig die Nerven. Dazu gesellte sich die Kellerkind-typische Portion Pech in Form von strittigen Schiedsrichterentscheidungen und Gegentoren in letzter Minute.

Prognose: Ist der in den vergangenen beiden Spielzeiten erfolgsverwöhnte SVF in der Lage, das Ruder herumzureißen? Ligaübergreifend hat sich schon so manches hoch gehandeltes Team verabschiedet, weil es den Abstiegskampf nicht annahm. In der Winterpause hat man genügend Zeit, neue Kräfte zu sammeln. Was Potenzial und Erfahrung angeht, hat die Mannschaft in der „roten Zone“ eigentlich nichts verloren.
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