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Feiern, Kölsch und gute Laune

mg; 27. Jan 2019, 00:15 Uhr
Bilder: Michael Gauger --- Bunt kostümiert und 'jood drupp' präsentierten sich die Herren bei der diesjährigen Sitzung in der Sporthalle der Grundschule.
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Feiern, Kölsch und gute Laune

mg; 27. Jan 2019, 00:15 Uhr
Engelskirchen – Volles Haus bei der Herrensitzung der Närrischen Oberberger – Riesenüberraschung für den Prinzen vor Beginn – Abwechslungsreiches Programm für jeden Geschmack.
Von Michael Gauger

Prinz Vicky I. betrat kurz vor Sitzungsbeginn das Foyer der Grundschule und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Sein Sohn Kevin war nochmals in die grüne Uniform des Zeremonienmeisters gesprungen und machte an diesem Abend noch einmal den, liebevoll „Frosch“ genannten, Job. Da verdrückte der Herr Papa doch ein Tränchen der Rührung. Im Saal selber machten sich zeitgleich nahezu 450 bunt kostümierte Herren daran, sich auf einen vergnüglichen Nachmittag einzustimmen. Literat Dirk Schwamborn hatte zu diesem Zweck ein abwechslungsreiches Programm für die Herrensitzung der Närrischen Oberberger zusammengestellt.

 

[Kommt selten vor - ein sprachloser Prinz Vicky.]

Gemeinsam mit dem Elferrat und der Schlossgarde marschierten die Tollitäten ein, statt Strüßjer gab es heute Aufkleber und Erdnüsse. „Die haben wir natürlich nicht geworfen, das war uns zu gefährlich“, lächelte Prinzessin Katharina. Sitzungspräsident Peter Miebach stimmt die gut gelaunten Herren bei seiner Begrüßung auf einen bunten Abend ein. Nachdem die Schlossgarde unter Kommandant Uwe Lamers ihre Tänze dargeboten hatte, sorgten Prinz Vicky I. und Prinzessin Katharina mit einem ersten Lied weiter für Stimmung und auch Maskottchen „Cordula Grün“ wurde vorgestellt.

Sanitärfachkraft Motombo Umbokko alias Comedian Dave Davis nahm sich selbst, seine Familie, aber auch bayrische Landsleute und die Politik ordentlich und gekonnt auf die Schippe. Den Fotografen zeigte er gerne seine „Schokoladenseite“ und hatte sogleich Tipps zum richtigen Weißabgleich parat. Der Begriff „Schwarzer Humor“ passte bei ihm perfekt.

Die Klüngelköpp hatten die närrische Meute sofort im Griff. Nicht ein Song der Band, der nicht begeistert mitgesungen wurde. Lautstärke und Hallentemperatur hatten zu diesem Zeitpunkt bereits ungeahnte Höhen erreicht. Ob „Bella Ciao“ oder die Statements, dass man aus kölschem Holz geschnitzt sei und mit 4711 getauft wurde, die Herren im Saal zeigten sich textsicher. Mit einer ordentlichen Drum-Performance und reichlich Konfetti wurde es kurz darauf Zeit für einen tänzerischen Programmpunkt. Den übernahmen die jungen Damen des VfL-Balletts, die kreischend und juchzend Saal und Bühne in Beschlag nahmen. Seit über 30 Jahren wird die Truppe, die an diesem Tag wieder nahezu akrobatische Leistungen zu Can-Can- und Schlagermelodien zeigte und bei den eingesprungenen Spagaten so manche Männerseele insgeheim mitleiden ließen, von Petra Klee trainiert.

Sehr locker und publikumsnah präsentierten sich die Jungs von Kasalla, die sich nach etlichen Auftritte in Engelskirchen hier recht wohl zu fühlen scheinen. Rasch holten sie die Mariechen des Schmölzchens auf die Bühne, um später mitten im Publikum zu musizieren. Quasi die Jungs aus der „Stadt mit K“ mitten bei den Herren in dem „Ort mit E“. Alle Jläser huh, Pirate, Mir sin eins – der Chor aus 450 gut angefeuchteten Männerkehlen ließ keinen Song aus.

Kaum zu glauben, dass Redner Dieter Röder alias Ne Knallkopp sofort danach mit seinem Beitrag Gehör fand. Diszipliniert wurde gelauscht, als der weit über 70-jährige Röder auf seine unvergleichliche Art hauptsächlich von familiären Problemen berichtete. Knallharte Zweizeiler, kurz-knackig-kölsch und, obwohl es sich um eine Herrensitzung handelte, nie unter der Gürtellinie, trieben so manchem Kerl vor Lachen die Tränen in die Augen.

[Vollen Körpereinsatz zeigte das VfL-Ballett Engelskirchen.]

Man werde auch künftig, erklärte Miebach auf der Bühne, gegenüber manch anderen Sitzungen am Konzept mit Rednern und Tanzgruppen festhalten und nicht nur auf Bands und Remmi-Demmi setzen. „Sie sind das Salz in der Suppe und gehören auf alle Fälle dazu“, so der Sauerländer. Die Überleitung zum nächsten Programmpunkt war geschaffen. Das Tanzkorps Rot-Weiss ist mittlerweile auf die stattliche Anzahl von über 50 Mitgliedern angewachsen, füllte die ganze Bühne aus und präsentierte zur Begeisterung der Männer die aktuellen Tänze der Session. Eine Rakete war die logische Konsequenz für ihren Auftritt.

Musikalisch rückten drei Damen und drei Herren aus Köln-Ehrenfeld, oder besser „Ihrefeld“, wie Frontfrau Sabi es selbst nannte, an und hatte leichtes Spiel im Oberbergischen. Wie der Bandname „Pläsier“ schon sagt, will dieses Sextett Freude und Vergnügen bereiten. Ihre fetzigen Titel ließen den Saal ordentlich schunkeln, bevor es auf die Zielgerade ging. 15 junge Damen der Fauth Dance Company begeisterten tänzerisch die Herren, von denen nun mittlerweile fast keiner mehr ein Sitzmöbel benötigte. Zu Beginn des Auftritts begab man sich in die Welt des Zirkus, bevor bekannte Karnevalshits choreografisch umgesetzt wurden, bei denen es auch über Tische und Bänke ging.

Die Hausband Seven Up hatte an diesem Tag stets für die passende musikalische Untermalung und entsprechende Tuschs gesorgt.  Den Abschluss machte das Schmölzchen mit einem weiteren Auftritt, bevor Sitzungspräsident Peter Miebach den Herren nach fast sechs Stunden für deren Besuch dankte und sich auf ein Wiedersehen im Jahr 2020 freute.
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