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Zeit statt Geld: Großes Interesse an neuer Tarifregel

Red; 23. Nov 2018, 10:00 Uhr
Archivbilder --- Auch im Oberbergischen wurde für die neue Tarifregelung gekämpft.
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Zeit statt Geld: Großes Interesse an neuer Tarifregel

Red; 23. Nov 2018, 10:00 Uhr
Oberberg - Neue Regelungen der IG Metall zur tariflichen Freistellungszeit kommen gut an – Gerade Schichtarbeiter wählen Zeit statt Geld.
Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie in Oberberg zeigen großes Interesse an neuen Möglichkeiten, im kommenden Jahr mehr freie Tage zu haben. Dies ergab eine erste Stichprobenumfrage der Gewerkschaft IG Metall bei Betriebsräten in den Betrieben der Branche. Die neuen Regelungen sehen vor, dass Beschäftigte beruflich kürzertreten können, etwa, wenn Familienaufgaben es verlangen. Die Regelungen gelten für Beschäftigte mit Kindern unter acht Jahren, für Beschäftigte mit zu pflegenden Angehörigen und – wegen der großen Belastung – für Beschäftigte in Schichtarbeit. Bis Ende Oktober konnten sie entscheiden, ob sie für das kommende Jahr acht zusätzliche freie Tage beantragen. Die freien Tage bekommen sie statt eines tariflichen Zusatzgeldes, das im kommenden Sommer ausgezahlt würde.


[Werner Kusel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Oberberg.]

„Wir stellen seit Jahren fest, dass viele Beschäftigte in Schichtarbeit sich zunehmend belastet fühlen. Deshalb wundert es uns nicht, dass gerade sie Zeit statt Geld wählen“, sagt Werner Kusel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Oberberg. Bisher wurden der IG Metall aus einem Viertel der Betriebe der Metall- und Elektroindustrie Zahlen gemeldet. Dort haben bisher rund 1.400 Schichtarbeiter einen Antrag auf zusätzliche freie Tage statt Geld gestellt. Dies sind rund 60 Prozent der Anspruchsberechtigten in diesen Betrieben. Weitere 200 wollen die Regelung nutzen, um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. 150 Beschäftigte wollen die freien Tage zur Pflege von Angehörigen nutzen.



Die tariflichen Regelungen waren im Frühjahr dank massiver Warnstreiks, zu denen zum ersten Mal auch ganztägige Warnstreiks gehörten, erkämpft worden. In den Betrieben in Oberberg hatten über 3.000 Beschäftigte die Arbeit niedergelegt (OA berichtete). „Wie wir jetzt sehen, hat sich der Kampf gelohnt“, sagte Kusel. „Mit dem Tarifabschluss ist uns als IG Metall der Einstieg in eine neue, familienfreundliche Arbeitszeit gelungen. Die tarifliche Freistellungszeit trifft den Nerv der Zeit. Jetzt kommt es darauf an, dass Arbeitgeber und Betriebsräte in Oberberg praktikable Lösungen finden, damit alle Beschäftigte ihr Wahlrecht nutzen können. Mit einer vorausschauenden Personalplanung sollte das gelingen.“
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