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Klassik-Open-Air mit Cross-Over Klassik

vma; 22. Jul 2018, 18:36 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Wieder einmal ein besonderes Musikerlebnis – abenteuerlustig, bunt und international in einer wunderbaren Begegnung von Kammerorchester und dem Ensemble Uwaga!.
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Klassik-Open-Air mit Cross-Over Klassik

vma; 22. Jul 2018, 18:36 Uhr
Nümbrecht – Am lauen Sommerabend vor dem schönen Schloss Homburg fand auch in diesem Jahr wieder ein brillantes Konzert statt - Zu „Alle Menschen werden Brüder“ spielten mit viel Musik von Beethoven das Folkwang Kammerorchester und Uwaga! vor rund 600 .
Die Prognose von Dirigent Johannes Klumpp trat nicht ein: es blieb entgegen der Voraussagen trocken und so konnten die Gäste die Musik der beiden Ensembles bei warmen Temperaturen und Vogelgezwitscher beim „Klassik-Open-Air“ am Samstag auf dem Gelände von Schloss Homburg genießen. Auch wenn Manche bei einem Beethoven-Abend etwas Anderes erwartet hatten: das Folkwang Kammerorchester Essen und Uwaga! spielten auf höchstem Niveau Klassik gemischt mit vielen Spritzern Jazz, Balkan- und Popmusik. Ein Genuss der besonderen Art – und das schon zum zweiten Mal. Denn 2016 waren sie mit ihrem gemeinsamen Mozart-Programm an gleicher Stelle.

[Wieder einmal ein besonderes Musikerlebnis: Abenteuerlustig, bunt und international in einer wunderbaren Begegnung von Kammerorchester und dem Ensemble Uwaga!]

Damals schüttete es dann tatsächlich im zweiten Teil – dieses Mal überschütteten die Musiker die Zuhörer mit der Musik Beethovens unter dem Motto „Alle Menschen werden Brüder“ und sprengten dabei auch stilistische Grenzen. Und dazu sagt Uwaga! „Es tut unserer klassischen Identität keinen Abbruch, solange wir die Substanz in Liebe behandeln“. Genau das ist zu spüren bei ihren Stücken und auch im Zusammenspiel mit dem Kammerorchester. Ein absolutes Dreamteam mit großem gegenseitigen Vertrauen und grandiosem Zusammenspiel. Originale und Fälschungen von und über Ludwig von Beethoven. Alles mit viel Spielfreude vorgetragen.


Da passiert es dann: „Alle Menschen werden Brüder“, zumindest auf der Bühne mit Beethovens 9. Symphonie, die Schillers „Ode an die Freude“ aufgreift mit ihrer gewaltigen Botschaft. Doch ein wenig anders als erwartet, wie Dirigent Johannes Klumpp in seiner Ansage vorwarnte. Denn mit Uwaga! dabei wird es speziell – und das mit großem Spielspaß. Sie werden beschrieben als ein virtuoser klassischer Violinist mit Vorliebe für osteuropäische Zigeunermusik (Maurice Maurer), ein Jazzgeiger mit Punkrock-Erfahrung (Christoph König), ein meisterhaft improvisierender Akkordeonist mit Balkan-Sound im Blut (Miroslav Nisic) und ein Bassist, der sich in Symphonieorchestern ebenso zu Hause fühlt, wie in Jazzcombos oder Funkbands (Matthias Hacker).


[Sichtlich begeistert vom Spiel seines Kammerorchesters und der Musik des Abends war Dirigent Johannes Klumpp.]

Ihr Sound ist vielschichtig und man muss schon etwas genauer hinhören, um die Melodien der klassischen Evergreens wie "Für Elise", "Ode an die Freude" oder "Mondscheinsonate" zu entdecken. Denn Uwaga! drückt den Werken einen ganz eigenen Stempel auf, um Beethoven mit dem Balkan und dem Orient, mit Swing und Rock, zu konfrontieren.

Und das Folkwang Kammerorchester zieht voll mit. Das Orchester feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen und ist beim Publikum sowie bei anderen Orchestern für die gut ausgebildeten Musiker geschätzt. Denn hier werden Abschlussstudenten auf professionellem Niveau in das Berufsleben begleitet. Derzeit besteht das Kammerorchester aus 16 Absolventen und Studierenden. Und die bewiesen auch in Nümbrecht ihr Können. Mit Uwaga! wurde gerade eine CD eingespielt und beim letzten Mal gab es vor dem Schloss Mozart. Der kam dann auch mit in die Zugabe hinein. Besonders auch an diesem Abend das Streichquartett op.130 „Cavatina“, welches im Jahr 1825 entstand. Dieses Musikstück von Beethoven ist an Bord der 1977 gestarteten Raumsonde Voyager II. Klumpp erklärte dazu, dass ihm Beethovens-Stück wie kein anderes zu Herzen gegangen sei und er es selbst nie gehört habe. Denn zum Zeitpunkt, als er das Stück komponierte, war er bereits taub.

Eine wunderbare Melodie, deren Mittelteil beim Klassik-Open-Air etwas anders improvisiert wurde, als bei Beethoven. In dem fulminanten Open-Air-Konzert gab es so einige musikalische Leckerbissen: die „Mondscheinsonate“ von Christoph König oder auch ein kleiner Einblick in das neue Programm von Uwaga! – „Dance“ mit Musik von Daft Punk oder The Prodigy. Akustik-Crossover von Ballett bis Disco. Die vier sind vielseitig und am Samstagabend in Nümbrecht mit ihnen auch wieder einmal das Kammerorchester.
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