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Kreishaus: 60 Millionen Euro für Erweiterungsbau?

nh; 26. Apr 2018, 15:00 Uhr
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Kreishaus: 60 Millionen Euro für Erweiterungsbau?

nh; 26. Apr 2018, 15:00 Uhr
Oberberg - Die „Zentralisierung von Verwaltungseinheiten“ will die Kreisverwaltung forcieren - Derzeit verteilen sich 20 Liegenschaften allein über die Kreisstadt - Ein Erweiterungsbau soll die Lösung sein.
Von Nils Hühn

Vor fast 50 Jahren, im Frühjahr 1969, zogen die ersten Beamten in das Kreishaus. In einen „kühn konzipierten Bau“, der einen „neuen Akzent im Stadtbild von Gummersbach setzt“, hieß es damals im Kreisblatt am 28. Februar 1969. Fast ein halbes Jahrhundert später ist das Kreishaus mit seinen 60 Metern Höhe immer noch das höchste Gebäude im Kreisgebiet. An einem Ort sollten die Bürger eine Anlaufstelle haben und damit der Service erhöht werden. Im Jahr 2018 sind es ähnliche Gründe, die Landrat Jochen Hagt und Kreisdirektor Klaus Grootens im Kreistag anführten, warum es an der Zeit sei, die Zukunft der kreiseigenen Liegenschaften zu überdenken.

In der Kreisstadt verteilt sich die Verwaltung mittlerweile über 20 Liegenschaften. „Alleine das Jugendamt ist an vier Standorten vertreten“, machte Grootens im Gespräch mit Oberberg-Aktuell deutlich, dass der „Aspekt der Bürgerfreundlichkeit“ hier zu kurz komme. Auch die interne Kommunikation sei schwierig. Hinzukommt, dass es in vielen Gebäuden einen großen Investitionsstau gibt, der Brandschutz macht Probleme und viele Gebäude seien auch nicht wirtschaftlich, da sie über 100 Jahre alt sind und energetisch saniert werden müssten. „Manche Gebäude haben einen sehr hohen Flächenverbrauch, da sie eigentlich Wohnhäuser waren“; erklärt Grootens.


Aus alle diesen und vielen weiteren Gründen hatte der Kreistag die Verwaltung bereits 2016 damit beauftragt, die strategischen Überlegungen zur Zukunft der kreiseigenen Liegenschaften fortzusetzen. Herausgekommen ist die Machbarkeitsstudie „Zentralisierung der Verwaltung“, die von der assmann GmbH in Dortmund ausgearbeitet wurde. In dem über 60-seitigen Manuskript wurde eine ausführliche Ist-Analyse durchgeführt und vier verschiedene Varianten überprüft sowie eine Kosten- und Nutzwertanalyse aufgestellt. Auf Grundlage dieser Studie favorisiert die Kreisverwaltung bereits eine Planungsvariante.

Die Kreisverwaltung sieht sich durch die gutachterlichen Ausführungen der „assmann gruppe“ und die vorliegende Machbarkeitsstudie darin bestätigt, dass eine Zentralisierung der Verwaltungseinheiten am Standort Moltkestraße nicht nur „logistisch sinnvoll, sondern auch für die effiziente Aufgabenerledigung und vor allem unter dem Aspekt der Bürgerfreundlichkeit von großer Bedeutung ist“, so Landrat Jochen Hagt. In den Gremien des Oberbergischen Kreises sollen die Pläne jetzt weiter beraten werden.

Bei der favorisierten Planungsvariante werden die Altbauten II bis IV im Schatten des Kreishauses und das Kantinengebäude sowie die Gebäude „Am Wiedenhof 7-21 abgerissen. Es soll ein Gebäude errichtet werden, das baulich mit dem Kreishaus verbunden werden soll. „Die Altbauten bereiten uns die größten Schwierigkeiten“, erklärte Grootens. Diese Lösung, die nur marginal teuer ist als die anderen Varianten, würde laut den Experten 44,2 Millionen Euro kosten. „Nach dem Vorsichtsprinzip wurde für die Kostenberechnung vom Höchstwert ausgegangen und Nebenkosten mit berücksichtigt“, berichtete Grootens, weshalb die Verwaltung mit Gesamtinvestitionskosten von 60 Millionen Euro ausgeht.

Für das weitere Vorgehen bedarf es einer Definition der städtebaulichen Rahmenbedingungen. Diese sollen kurzfristig in enger Kooperation mit der Stadt Gummersbach formuliert und in einem städtebaulichen Konzept festgehalten werden. Auf Basis des städtebaulichen Konzeptes soll anschließend ein Architektenwettbewerb – beispielsweise als zweistufiger Realisierungswettbewerb – ausgelobt werden. Aufgrund der immer noch anhaltenden Niedrigzinsphase sieht die Verwaltung den Zeitpunkt für eine derart große Investition für richtig an. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, fragte Kreisdirektor Klaus Grootens.
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