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Oberberg: Azubi-Abbrecherquoten gering

bv; 9. Apr 2018, 16:40 Uhr
Symbolbild.
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Oberberg: Azubi-Abbrecherquoten gering

bv; 9. Apr 2018, 16:40 Uhr
Oberberg – Kreishandwerkerschaft wie auch Industrie- und Handelskammer können bundesweite Entwicklung in der Region nicht bestätigen.
Von Bernd Vorländer

Die Zahl erschreckte viele in der vergangenen Woche. Da berichtete die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf den Entwurf für den Berufsbildungsbericht, dass 2016 in Deutschland jeder vierte Auszubildende seine Lehre abgebrochen habe. Damit liege die Abbrecherquote so hoch wie seit den 1990er-Jahren nicht mehr. Zahlen, die die Kreishandwerkerschaft nicht bestätigen kann. Die Wirklichkeit in der Region sehe anders und viel positiver aus, so Katrin Rehse, Sprecherin der Kreishandwerkerschaft. Immer wieder gebe es in einzelnen Jahren Ausreißer, sodass bestimmte Berufsgruppen eine verhältnismäßig große Abbrecherquote verzeichneten. „Das ist aber eine natürliche Schwankung, die sich zumeist im darauffolgenden Jahr wieder einpendelt“, so Rehse, die eine Auflösung im ersten Ausbildungsjahr als nicht dramatisch ansieht. „Da orientieren sich sowohl die jungen Menschen als auch deren Ausbildungsbetriebe erst einmal.“ Viele „Abbrecher“ würden nach kurzer Zeit eine neue Ausbildung beginnen.


Dies kann auch der Sprecher der Industrie- und Handelskammer Köln, Tobias Havers, bestätigen. „Wir haben keine Ausbildungs-Schieflage, so Havers. 2017 seien lediglich 7,7 Prozent der Ausbildungsverträge im Bereich der IHK Köln aufgelöst worden. "Nach unserer Erfahrung ist die tatsächliche Quote derer, die ohne Ausbildung bleiben, gering. Die meisten Auszubildenden schließen einen neuen Ausbildungsvertrag in einem anderen Beruf oder einem anderen Unternehmen ab. Sie brechen also nicht ab, sondern wechseln", sagt Christopher Meier, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK Köln.

Havers sieht als Gründe für eine Vertragslösung oftmals falsche Berufsvorstellungen, Unterforderung oder ungünstige Arbeitszeiten wie auch ein geringes Gehalt. Auch Firmenaufgaben oder die eigene Gesundheit würden als Gründe genannt, dass man Ausbildungen vorzeitig beende. Von Vertragslösungen besonders betroffen seien die Gastronomie und das Bewachungsgewerbe. Berufe, in denen die IHK kaum vorzeitige Lösungen verzeichne, seien beipielsweise Industriekaufleute. Havers appelliert, die Berufsvororientierung noch zu verstärken, sodass Schüler über Berufsfelderkundigungen und Praktika Gelegenheit erhielten, in bestimmte Bereiche hineinzuschnuppern. „Informationen und Kennenlernen sind die besten Mittel, um die Abbrecherquote gering zu halten“, ist der IHK-Sprecher überzeugt.

Katrin Rehse sieht Im Übrigen keinen Zusammenhang zwischen den Abbrecherquoten und gewöhnungsbedürftigen Arbeitszeiten oder als gering eingestufte Bezahlung. Im Friseurgewerbe etwa, das finanziell gemeinhin als nicht attraktiv gilt, seien die Ausbildungsbezüge in den vergangenen Jahren um 17 Prozent gestiegen. Richtig sei allerdings, dass es Berufe gebe, die auf weniger Interesse bei Jugendlichen stießen. Dazu gehören das Bäcker- und Fleischergewerbe wie auch eine Ausbildung im Sanitär- und Elektrobereich. Allerdings ticke Oberberg auch hier etwas anders. Viele Betriebsinhaber seien aufgrund guter persönlicher Kontakte in der Lage, Stellen für Auszubildende nach wie vor zu besetzen.
  
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