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Wo der Dieselskandal spürbar wird – Teil 1

ls,fj; 15. Feb 2018, 16:00 Uhr
Bilder: privat/Archiv --- Dieselautos sind in Verruf geraten und sollen von den Straßen. Es wird über Fahrverbote und einen kostenlosen ÖPNV nachgedacht.
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Wo der Dieselskandal spürbar wird – Teil 1

ls,fj; 15. Feb 2018, 16:00 Uhr
Oberberg – Auch wenn dem Oberbergischen als ländliche Region wohl keine Fahrverbote drohen, sind die Auswirkungen des Skandals in Autohäusern, Werkstätten und Unternehmen spürbar – VRS: kostenloser ÖPNV nicht einfach machbar.
Teil 1: Von Leif Schmittgen und Fenja Jansen

Drohende Fahrverbote, teure Nachrüstungen, sinkender Wiederverkaufswert: Dieselfahrzeuge haben es nicht leicht seit dem Abgasskandal, den VW 2015 losgetreten hat. Zumindest über ein Dieselfahrverbot müsse man sich im Oberbergischen Kreis aber keine Sorgen machen, erklärt Jessica Schöler als Sprecherin der Kreisverwaltung. In einem Schreiben der EU-Kommission seien bundesweit 28 Gebiete genannt, darunter allerdings vornehmlich Großstädte. Die Kommunen im Kreis wären nicht dabei.


[Ob Fahrverbote zulässig sind, entscheidet das Bundesverwaltungsgericht am 22. Februar. Wenn ja, würden sie vorerst nur ausgesuchte Großstädte betreffen.]

Darum macht man sich auch im Gummersbacher Rathaus derzeit weniger Gedanken um den Dieselskandal und seine Folgen: „Auch wenn das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am 22. Februar entscheiden sollte, dass Diesel-Fahrverbote überhaupt zulässig sind, wird uns das als Stadtverwaltung im ländlichen Raum wohl nicht betreffen“, erklärt Siegfried Frank, Sprecher der Gummersbacher Stadtverwaltung Diese habe in ihrem Fuhrpark ohnehin kaum Diesel-Fahrzeuge und wenn nur auf Leasing-Basis. „Da wären wir also flexibel, falls irgendwann etwas kommen sollte“, so Frank. Mögliche Fahrverbote würden daneben sowieso nur für Autos und leichte Nutzfahrzeuge gelten, die Fahrzeuge des Bauhofs wären somit ausgenommen. Auch bei Bussen würden die Grenzwerte anders berechnet.  

Zu den Städten, für die ein Diesel-Fahrverbot gelten könnte, zählt mit Köln jedoch eine Stadt, in die es auch die Oberberger oft zieht - sei es in der Freizeit oder im Beruf. Da kommen Maßnahmen zur Ertüchtigung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), wie beispielsweise der Umbau des Dieringhausener Bahnhofs oder der Bau eines neuen Pendlerparkplatzes in Dieringhausen, natürlich gerade recht. Einer, der diese Angebote im Fall der Fälle nutzen würde, ist Frank Bönninghoff aus Gummersbach-Berghausen, der mit seinem 5er BMW oft in Großstädten unterwegs ist. „Sollte es dort zu einem Fahrverbot kommen, fahre ich eben mit der Bahn“, lässt er sich vom Abgas-Skandal nicht aus der Ruhe bringen. Für ihn kommt ein Verkauf seines Wagens nicht in Frage: „Dieselmotoren sind einfach sparsamer und auch der Kraftstoff ist günstiger“, zeigt sich der 56-Jährige als bekennender Diesel-Fan.


Die Entscheidung, auf Bus und Bahn umzusteigen, würde wohl noch vielen Menschen leichter fallen, wenn der ÖPNV für Fahrgäste komplett kostenlos wäre. In dieses Horn bläst auch die Bundesregierung mit ihrer neuen Idee, in einigen Städten den kostenlosen Nahverkehr für alle zu testen, darunter Bonn und Essen in Nordrhein-Westfalen. Noch sind dies nur Überlegungen angesichts der Forderungen der EU-Kommission nach einer besseren Luftqualität durch weniger Autoverkehr. Doch was wäre wenn?


[Kostenlos einsteige in Bus und Bahn – bleibt die Frage, wie die neuste Idee aus Berlin zu finanzieren wäre.]
  
„Dann müsste erstmal geklärt werden, wer die Kosten für den Mehraufwand übernimmt“, sagt Benjamin Jeschor, Sprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS), zu dem auch der Oberbergische Kreis gehört. Die Infrastruktur müsste ausgebaut, neue Fahrzeuge angeschafft und mehr Mitarbeiter eingestellt werden. „Mit unseren derzeitigen Kapazitäten stoßen wir jetzt schon an Grenzen. Wenn durch den kostenlosen ÖPNV mehr Kunden dazu kommen, müssten wir deutlich aufstocken“. Grundsätzlich stehe man dem Thema aber aufgeschlossen gegenüber und verfolge die Diskussion interessiert. Zunächst entscheidet das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am 22. Februar, ob Diesel-Fahrverbote überhaupt zulässig sind. Je nach Urteil wird die Diskussion um die in Verruf geratenen Dieselfahrzeuge dann wohl neue Fahrt aufnehmen – auch im Oberbergischen.

Morgen erfahren die Leser, was der Dieselskandal für Autohäuser, Werkstätten und Unternehmen in der Region bedeutet. 
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