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Letzte Ausfahrt heißt wohl Verbundschule

nh; 29. Sep 2017, 16:15 Uhr
Bild: Nils Hühn --- Wie es mit der Grundschule Marienhagen weitergeht, steht noch in den Sternen. Der Erhalt des Schulstandorts hat oberste Priorität.
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Letzte Ausfahrt heißt wohl Verbundschule

nh; 29. Sep 2017, 16:15 Uhr
Wiehl - Der Schulstandort Marienhagen soll erhalten bleiben, aber eine Zukunft als eigenständige Grundschule steht trotz nächtlicher Telefonate mit der Regierungspräsidentin bei null - Fusion mit Grundschule Wiehl abgestrebt.
Von Nils Hühn

Seit nun mehr fünf Jahren erreicht die Grundschule Marienhagen nicht mehr die geforderte Sollzahl von 92 Schülern, um als eigenständige Schule anerkannt zu werden. Im Sommer 2018 läuft die Übergangsfrist ab und der Schulträger, in diesem Fall die Stadt Wiehl, muss eine Entscheidung treffen, was mit der Grundschule Marienhagen geschehen soll. „Schließen oder mit einer anderen Schule in einen Verbund eingehen“, zeigt Wiehls Beigeordneter Michael Schell die einzigen Möglichkeiten auf. Beides sind nicht die Wunschlösungen der Verwaltung.

Da die Eltern der künftigen Grundschüler jetzt Klarheit brauchen, um ihr Kind für das Schuljahr 2018/2019 anmelden zu können, eilt die Entscheidung der Stadt. Zwar weiß man seit fünf Jahren, dass die Übergangszeit bald abläuft, aber richtig tätig werden konnte man erst in den vergangenen Wochen. „Es haben aber schon frühzeitig Gespräche stattgefunden“, berichtete Schell. Dabei versuchte die Stadt Wiehl, vor allem Zeit zu gewinnen. „Wir wollten eine Fristverlängerung von einem Jahr“, erklärte Bürgermeister Ulrich Stücker. Aber dieser Wunsch wurde abgelehnt. Nun hoffte man auf die neue Landesregierung, dass sich unter ihr die Haltung ändern würde, aber auch dieses Mal gab es einen ablehnenden Bescheid.


In der Zwischenzeit wurden Gespräche mit den anderen vier Wiehler Grundschulen geführt, ob sie sich eine Verbundlösung vorstellen könnten, was aber alle ablehnten und dabei auch „verständliche Einwände“ vorbringen konnten, wie Stücker berichtete. Die Verwaltung ließ aber nicht locker, da unter anderem bei einem Besuch beim Städte- und Gemeindebund von zahlreichen erfolgreichen Verbundschulen berichtet wurde. Michael Schell und Ulrich Stücker schauten sich daher auch zwei Verbundschulen in Ruppichteroth an und sprachen mit Schulleitung und den Bürgermeistern.

„Für eine Verbundschule brauchen wir aber die Unterstützung von Schulrätin und Bezirksregierung“, führte Stücker aus. Und die Regierungspräsidentin Gisela Walsken hat ihre volle Unterstützung zugesagt. „Gestern Abend rief mich die Regierungspräsidentin um 23:23 Uhr an“, berichte Stücker von einem nächtlichen Gespräch. Kommende Woche werden Vertreter der Stadt nach Köln fahren, um die nächsten Schritte zu besprechen. Angebote der Stadt, anfallende Kosten für eine Verlängerung der Übergangsfrist an die Bezirksregierung zu erstatten, wurden ausgeschlagen, weil dies schlicht nicht möglich sei.

Die Chancen, dass die Schule auf irgendeinem Wege doch noch eigenständig bleiben kann, sind verschwindend gering. „Wir haben sogar versucht, dass sie als Dorf-Projekt im Rahmen eine Regionale erhalten bleibt“, so Stücker. Aber auch ein Gespräch mit der neuen Schulministerin brachte keine weiteren Fortschritte. Da es aber Wille des Rates ist, der letztlich über die Zukunft entscheiden wird, den Schulstandort zu erhalten, wird nun an einer Verbundlösung gearbeitet. Auserkoren wurde die Grundschule Wiehl, aber potenzielle Kandidaten sind weiterhin auch die Schulen in Bielstein, Drabenderhöhe und Oberwiehl.

In einer nicht-öffentlichen Anhörung werden sich Eltern- und Lehrervertreter sowie Rektor Kai Stäpeler dann zu einem möglichen Verbund äußern. Im Vorfeld hatte Stäpeler schon seine Bedenken geäußert. Größter Unterschied beider Schulen ist das Unterrichtssystem. Während in Marienhagen aufgrund der geringen Schülerzahl jahrgangsübergreifender Unterricht stattfindet, wird in den anderen Grundschulen jahrgangsbezogen gelehrt. „Es gibt aber auch Ausnahmegenehmigungen, dass in einem Verbund zwei Unterrichtssysteme erlaubt sind“, so Schell.

Wie genau ein Verbund dann aussehen könnte, müsste in einem Konzept erarbeitet werden, für das man weitere fünf Jahre Zeit hätte. Die Entscheidung soll voraussichtlich am 17. Oktober in Sondersitzungen des Schulausschusses und des Rates getroffen werden. „Bis dahin werden wir weiter alles versuchen“, hofft Stücker immer noch auf ein Einsehen bei den zuständigen Behörden und eine Fristverlängerung.

Sollte es zu einem Verbund zwischen Wiehl und Marienhagen kommen, gilt die Grundschule Marienhagen als aufgelöst. Sollte in ein paar Jahren die magische Grenze von 92 Schülern, nach derzeitigen Prognosen überschreitet die Schule die Grenze im Jahr 2022, überschritten werden, kann die Grundschule aber nicht wieder eigenständig werden. „Für eine Neugründung benötigt man 200 Schüler. Diese Zahl ist illusorisch“, erklärte Schell. Die Auflösung der eigenständigen Grundschule Marienhagen scheint damit endgültig zu sein.
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