Wiehl - Deutschlandweit gibt es einen Hebammenmangel - Ursachen sind viel Arbeit, schlechte Bezahlung und hohes Regressrisiko - Die Wiehler Hebammenpraxis Sternschnuppe trotzt dem Trend und geht neue Wege.

Von Nils Hühn

Die Geburtenrate im Land steigt, aber zeitgleich gibt es immer weniger Hebammen. Vor allem in ländlichen Regionen wie dem Oberbergischen Kreis spitzt sich die Lage zu. Auch immer weniger Krankenhäuser verfügen über eine eigene Entbindungsstation. Geburten in Wohnortnähe werden damit immer schwieriger. Auf dem Land gibt es zudem immer weniger Hebammenpraxen und noch weniger, die die werdenden Mütter bei der Geburt begleiten. Vor allem seit den Haftpflichtprämien für die freiberuflichen Geburtshelferinnen stark gestiegen sind (OA berichtete).


Auch in der Wiesenstraße in Wiehl gibt es keine Hebammen mehr. Vor fünf Jahren haben sich Insa Wirges und Sandra Halang hier selbstständig gemacht. Erfreulicherweise haben die beiden aber nicht aufgegeben, sondern ein neues Konzept entwickelt und sich vergrößert. Die Hebammenpraxis Sternschnuppe ist nun im historischen Postamt im Bielsteiner Zentrum beheimatet. Dank der Bielsteiner Vermieter-Familie Müller haben die Hebammen hier auf knapp 150 Quadratmetern ihre neue Heimat gefunden. „Es ist einfach ein Traum“, ist Insa Wirges von dem denkmalgeschützten Gebäude mit viel historischem Charme und den neuen Möglichkeiten begeistert.

Das Sternschnuppen-Duo hat sich in Bielstein mit den Hebammen Ulla Pleiß, Ines Weigel und Sandra Kurtenbach zusammengetan. So werden die Kosten für Haftpflicht und Miete auf mehreren Schultern verteilt. Zudem ist eine permanente Betreuung der Schwangeren gewährleistet; auch im Krankheitsfall sind bekannte Gesichter zur Stelle. „Wir bieten hier das volle Programm an“, können sich bei der Hebammenpraxis Eltern mit Kinderwunsch beraten lassen, es findet die Schwangerenvorsorge und Geburtsvorbereitung in dem großen hellen Raum statt. Es gibt Beleggeburten, Wochenbettbesuche, Rückbildungsgymnastik und vieles mehr.


[Groß und lichtdurchflutet sind die Räume der Hebammenpraxis Sternschnuppe.]

Zudem ist die Physiotherapeuten Uschi Wasel-Ziegert, die unter anderem auf Säuglingstherapie spezialisiert ist, in der Praxis integriert. Auch Masseur Klaus Krüger, der für Entspannung bei den Frauen mit den kugelrunden Bäuchen sorgt, und Jasmin Kruse, die „Super-Mama-Fitness“ nach der Schwangerschaft anbietet, gehören zum Team. „Wir wollen, dass man an einem Ort komplett versorgt wird“, erklärt Insa Wirges. Künftig sollen auch Kinder mit Behinderungen in der Praxis behandelt werden können.

Allerdings können auch die Sternschnuppen nicht alle Eltern aufnehmen. „Sobald es einen positiven Schwangerschaftstest gibt, sollte man uns anrufen“, rät Wirges, nicht zu lange mit der Hebammensuche zu warten. Da viele Hebammen in der Region keine Vorbereitungskurse mehr anbieten, gibt es bei den Wiehlern eine Warteliste von bis zu 25 werdenden Müttern. „Wir können auch leider nicht alle Mütter bei der Geburt begleiten“, gibt es laut Wirges einfach zu wenige Hebammen. Die Hoffnung, dass der Gesetzgeber dem Hebammenschwund entgegenwirkt, hat Wirges derweil aufgegeben. Auch wenn die Rufe des Hebammenverbandes immer lauter werden. Aber mit dem neuen Angebot in Bielstein wird dem negativen Trend aktiv entgegengetreten.

Hebammenpraxis Sternschnuppe
Bielsteinerstr. 105
51674 Wiehl
Tel: 02262/69 02 451
E-Mail: info@hebammenpraxis-wiehl.de
www.hebammenpraxis-wiehl.de