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Wachsende Angst mit steigendem Wasser

gs; 2. Aug 2017, 11:44 Uhr
Bilder: Geena Marie Schindler --- Im Mai 2001 musste Familie Reuber aus Weiershagen mitansehen, wie ihr Haus vom Wasser eingeschlossen wurde.
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Wachsende Angst mit steigendem Wasser

gs; 2. Aug 2017, 11:44 Uhr
Wiehl – Familie Reuber aus Weiershagen musste im Mai 2001 machtlos dabei zusehen, wie das Wasser ihr gesamtes Inventar zerstörte – Mit jedem sommerlichen Unwetter kehrt die Angst zurück.
Von Geena Marie Schindler

Samstag, 3. Mai 2001 - Dieses Datum wird Familie Reuber womöglich niemals vergessen. Besonders in den vergangenen Tagen, als sich die Berichte über Hochwasser in Deutschland wieder mehrten, kamen die Erinnerungen zurück: Die Erinnerungen an die Wassermassen, die der Familie auch nach 16 Jahren noch schlaflose Nächte bescheren, wenn es draußen regnet.


[In Bildern haben die Reubers den Schaden dokumentiert. Diese Küche stand komplett unter Wasser.]

Ein kräftiges Unwetter mit starken Regenfällen sorgte damals dafür, dass der Wasserstand in der Wiehl rasch anstieg. Das bekam auch Familie Reuber in Weiershagen zu spüren. Ein Blick in den Brunnen, der im Garten am Haus liegt, genügte, um den Eheleuten zu zeigen, wie schnell der Grundwasserpegel stieg. „Da wussten wir, dass das nicht gut ausgehen würde“, so die Reubers. Vorsorglich wurden Pumpen angeschlossen, doch gegen das rasant ansteigende Wasser waren sie machtlos.



Kurze Zeit später quoll das Wasser auch schon aus dem Boden und überflutete samt Schlamm die Kinderzimmer in der unteren Etage. Es stieg auf eine Höhe von 1,89 Metern, sämtliche Möbelstücke kippten um und trieben umher. „So schnell wie das Wasser kam, konnten wir unsere Sachen gar nicht in Sicherheit bringen“, erinnert sich Ruth Reuber an die Machtlosigkeit angesichts der Naturgewalt. „Wir wussten gar nicht, wie uns geschieht, alles ging so schnell“, ergänzt Rolf Reuber.


[Mit dem Wasser kamen Schlamm und Dreck ins Haus, die dieses Badezimmer lange unbenutzbar machten.]

Zwei Tage lang kämpfte die vierköpfige Familie mit dem Hochwasser, trotzdem entstand ein Schaden von damals insgesamt 151.000 Mark. Da auch die Elektroleitungen in Mitleidenschaft gezogen worden waren, hatte die Familie eine Woche lang nur ab und an Strom. Auch als die Feuerwehr das Wasser abgepumpt hatte, blieb Feuchtigkeit und Schlamm. Drei Monate liefen Trockengeräte. Bewohnbar war die untere Etage erst wieder nach über einem Jahr. In dieser Zeit mussten die Eltern und die beiden Kinder in der oberen Etage eng zusammenrücken. „Ohne die Hilfe unserer Nachbarn und eine Sammelaktion der Stadt Wiehl, bei der 40.000 Mark zusammen kamen, hätten wir diese Situation nicht meistern können“, sind sich die Reubers sicher und noch heute für die Hilfe dankbar.

[Nach der Katastrophe: Was im Wasser trieb, war nicht mehr zu retten und musste weggeschmissen werden.]

Doch neben der Dankbarkeit blieb das Gefühl der Machtlosigkeit in den Köpfen der Familie. „Wir bekommen Gänsehaut, wenn wir aktuelle Bilder aus Hochwassergebieten sehen und hoffen, dass die Menschen die gleiche Hilfe erhalten, wie wir damals“, erklärt Rolf Reuber, dass die aktuellen Nachrichten und Bilder die eigenen Erinnerungen wieder lebendig werden lassen. Auch heute noch, so erzählen die Eheleute, gehen sie bei Starkregen raus in den Garten, um in den Brunnen zu schauen und festzustellen, ob das Wasser wieder steigt. Diese Angst ist auch nach 16 Jahren geblieben.
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