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Vorsicht ist geboten: Warnung vor dem Waldverkauf

pt; 27. Jul 2017, 14:10 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Revierförster Michael Cescotti (v.l.) zeigt an der Nordhelle bei Gummersbach-Hülsenbusch eine vor rund drei Jahren kahl geschlagene etwa einen Hektar große Waldparzelle. Kai Boenich und Harald Keller vom Regionalforstamt sowie Rolf Kritzler und Karl-Heinz Scherkenbach vom FBG Gimborn sind über die Auswirkungen entsetzt.
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Vorsicht ist geboten: Warnung vor dem Waldverkauf

pt; 27. Jul 2017, 14:10 Uhr
Gummersbach - Das Regionalforstamt zeigt die Auswirkungen und Folgeschäden eines kompletten Kahlschlags nach Verkauf - Es wird weiterhin vor „schwarzen Schafen“ gewarnt - kostenlose Einstiegsberatung.
Von Paulina Theißen

In den vergangenen Jahren wurden einige 100 Hektar Wald in Nordrhein-Westfalen kahlgeschlagen. Allein in Gimborn betrug die Fläche um die 15 Hektar. Aufgrund der derzeitigen demographischen Entwicklung unter den Waldbesitzern, ist es für die angeblichen Holz- oder Forsthändler ein Leichtes, diesen den Wald abzuschwatzen. Oftmals werden Waldparzellen geerbt und viele wissen nicht einmal, wo sich ihr Waldstück überhaupt befindet.


[Nur rund 30 Prozent der etwa einen Hektar großen Fläche wurde aufgeforstet. Einen Hochwald wird es hier in naher Zukunft nicht geben.]  

„Die Spekulanten sind dreist. Über Anzeigen in der Zeitung oder Schildern am Wald-, beziehungsweise Straßenrand gehen sie aktiv an die Waldbesitzer ran“, so Rolf Kritzler, Vorsitzender der Forstbetrieb-Gemeinschaft (FBG) Gimborn. Und die „Pappenheimer“ sind bekannt: Sie kommen aus Belgien, dem Sauerland und aus der näheren Umgebung. Aus dem Oberbergischen Mischwald, der zu 50 bis 60 Prozent aus Nadelholz besteht, sind besonders die Fichtenbestände attraktiv. Mit einem momentanen Wert von über 90 € pro Festmeter bringt die Fichte als bestes Konstruktionsholz viel Geld ein. Beim Verkauf sind das circa 65 bis 70 € pro Festmeter für den Waldbesitzer.

Vorerst klingt das nach einem guten Geschäft, aber Pauschalangebote seien fast immer kritisch zu betrachten, da die Anbieter immer zu ihren Gunsten kalkulieren und bei der Qualität häufig manipuliert werde. Um den Wald und die Besitzer zu schützen, bietet das Regionalforstamt Bergisches Land eine kostenlose Einstiegsberatung an. Die Fachleute kennen die Preise und können die Menge an Holz oder die Größe der Parzelle einschätzen. Ist ein Waldstück jedoch erst einmal verkauft, kann auch das Forstamt nichts mehr machen.


„Nach den forstgesetzlichen Grenzen kann ein Waldbesitzer machen, was er will“, meinte Kai Boenich vom Forstamt. Problematisch sei vor allem, dass die Bestände häufig zu jung eingeschlagen werden. „Der jüngste Kahlschlag war 35 Jahre. Eine Reduzierung der Kahlschlagfläche und des Kahlschlagalters wäre hilfreich“, so Michael Cescotti, Förster vor Ort des Forstbetriebsbezirks (FBB) Strombach. Die Kahlflächen stellen aber auch Probleme für die Nachbarwälder da: „Die Schäden an den angrenzenden Waldstücken werden größer. Es verläuft nach der Salamitaktik“, meint der stellvertretende Vorsitzende des FBG Gimborn Karl-Heinz Scherkenbach.


[Nach dem Sturm Kyrill hat Revierförster Michael Cescotti den Wald fachmännisch aufgeforstet (oberes Bild). Auf der abgholzten Fläche wurden lediglich auf rund einem Viertel der Fläche Birken und Fichten gepflanzt (unteres Bild). Folgeschäden verzeichnet bereits die Nachbarparzelle. Hier gab es schon Windwürfe, da die Wetterseite nun ungeschützt ist.]

Spekulanten kaufen die Waldparzellen, holzen sie ab und verkaufen die Kahlflächen danach wieder oder lassen sie brach liegen. „Es geht ihnen nicht um die Sinnhaftigkeit, sondern um ein gutes Geschäft“, so Cescotti. Eine ordnungsgemäße Wiederaufforstung findet häufig nicht statt und eine Fläche wieder in Kultur zu bringen, die von einer Konkurrenzvegetation besiedelt wurde, ist aufwendig und teuer. Das Forstamt sieht somit seine Aufgaben darin, den Wald zu schützen und kommunale Waldbesitzer zu betreuen und aufzuklären, um eigenen Ärger, oder den mit den Waldnachbarn zu vermeiden.
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