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„Katholischer Salat“ traf auf „evangelisches Sandwich“

us; 5. Jun 2017, 16:14 Uhr
Bilder: Michael Gauger --- Hunderte Menschen nahmen an der ökumenischen Luthertafel Platz, aßen gemeinsam und unterhielten sich.
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„Katholischer Salat“ traf auf „evangelisches Sandwich“

us; 5. Jun 2017, 16:14 Uhr
Wiehl – Hunderte Gäste nahmen heute an der unter freiem Himmel aufgebauten Luthertafel Platz und speisten gemeinsam – Dazu hatten alle Wiehler Kirchengemeinden gemeinsam eingeladen.
Von Ute Sommer

Mit zahlreichen kirchlichen und kulturellen Veranstaltungen im laufenden Jahr erinnern sich auch Oberbergs Christen an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren. Einer der unbestrittenen Höhepunkte der Feierlichkeiten bildete an diesem Pfingstmontag die Wiehler „Luthertafel“, die von den Vertretern aller Wiehler Kirchengemeinden organisiert und ausgerichtet worden war.

Den Auftakt zum Freiluft-Event bildete ein ökumenischer Gottesdienst in der evangelischen Kirche, dessen Besucherandrang so überwältigend war, dass die Menschen nicht nur in den regulären Sitzreihen, auf Zusatzstühlen und Treppenaufgängen, sondern auch auf Bierzeltbänken hinter Altar, Kanzel und Taufstein Platz nehmen mussten. Mit dabei Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde, der katholischen Gemeinden St. Mariä Himmelfahrt Wiehl und St. Bonifatius Bielstein, der evangelisch freikirchlichen Gemeinde Hüttenstraße, Mühlen-Bielstein und der freien evangelischen Gemeinde Drabenderhöhe.

  

Gemäß dem Motto „Es wächst zusammen, was zusammen gehört“ arbeiteten Pfarrerin Judith Krüger, das Pfarrer-Ehepaar Martina und Horst Sonnenberg, Diakon Alexander Frey und Daniel Marsic als Pfarrer der evangelisch freikirchlichen Gemeinde Hüttenstraße mit biblischen Texten, Liedern und Gebeten das Verbindende der unterschiedlichen Konfessionen heraus und stellten Gottes uneingeschränktes „Ja“ zu seinem Volk in den Vordergrund. Nach Ende der erbaulichen Pfingstfeier suchten sich die vielen Hundert Gäste ein lauschiges Plätzchen an der sonnenbestrahlten Luthertafel, die auf der gesperrten Hauptstraße, zwischen evangelischer und katholischer Kirche, mittels 120 Bierzeltgarnituren aufgebaut worden war. Als symbolischer Bodenbelag sorgte ein rotes Teppichband für Wohnzimmeratmosphäre, farblich passendes Kreppband auf den Tischen unterstrich den stimmungsvollen Charakter des Festes.

  
Das Durchkommen in der Menschenmenge erwies sich als mühsam, auf der Straße selbst wurde es eng und an den Tischen rückten die Menschen zusammen. Schon kurz darauf bogen sich die Tafeln unter den verführerischsten Leckerbissen, die sowohl aus heimischen Küchen mitgebracht oder von den anliegenden Restaurants beigesteuert wurden. Köstlich war zum Beispiel der Schinkenbraten der Metzgerei Müller, der zusammen mit Kraut und Rosmarinkartoffeln auf stilechten Holztellerchen serviert wurde. Obwohl Pizza und Lasagne hierzulande im Mittelalter vermutlich eher unbekannt waren, fanden die italienischen Spezialitäten, zusammen mit einem Schlückchen dunklen Gestensafts aus dem Luther-Bierkrug, reißenden Absatz. Doch bevorzugten viele Gäste auch den wortwörtlichen „Self-Service“ und hatten sich Salate, Brot, Braten und Käse zum Schmausen in die Picknickkörbe gepackt.

Über Gemeinde-und Konfessionsgrenzen hinweg entwickelten sich angeregte Tischgespräche, „katholischer Gefügelsalat“ traf auf „freikirchliche Kartoffel-Tortillas“ und „evangelische Sandwichs“. Als Marketenderin verkleidet zog Nicole Hartwig entlang der langen Tischreihen und verkaufte duftendes „Luther-Brot“ im Stoffbeutel, das von der Brotmanufaktur Kraus eigens für das Fest hergestellt worden war. Für passende Tischmusik sorgte der CVJM Posaunenchores Remperg, die Kantorei der evangelischen Kirchengemeinde und das Mittelalter-Duo Kurtzweyl mit geblasenen, gezupften, gepfiffenen und gesungenen Melodien der Jahrhunderte. „Im Traum hätten wir nicht mit solch riesiger Resonanz gerechnet“, freute sich Diakon Alexander Frey, zusammen mit allen Organisatoren, über eine rundum gelungene, ökumenische Luthertafel.
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