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Dreijährige stirbt nach Badeunglück

db; 24. Jan 2017, 16:46 Uhr
Archivbild des Gumbala: Links ist das videoüberwachte Kinderbecken zu sehen, im großen Becken rechts hatte der Vater seine Tochter gefunden.
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Dreijährige stirbt nach Badeunglück

db; 24. Jan 2017, 16:46 Uhr
Gummersbach - Das am Sonntag im Gumbala verunglückte Mädchen ist gestorben - Ermittlungen der Polizei laufen in alle Richtungen - Staatsanwaltschaft ordnet Obduktion an (AKTUALISIERT).
Das dreijährige Mädchen, das am Sonntag leblos in einem Becken des Gummersbacher Badelands (Gumbala) gefunden wurde, ist am Montagabend in einem Siegener Krankenhaus gestorben. Dies teilte die Polizei heute mit. Die genauen Umstände des Badeunglücks sind bislang nur lückenhaft bekannt und Gegenstand der laufenden Ermittlungen des Kriminalkommissariats 1 der Kreispolizei. Derzeit wird von einem Unglücksfall ausgegangen, ermittelt werde aber in alle Richtungen, erklärte Direktionsleiterin Marion Golde. Zeugen sollen sich unbedingt melden. Die Staatsanwaltschaft Siegen hat eine Obduktion des Kindes angeordnet. 

Bislang bekannt ist, dass der Vater gegen etwa 19 Uhr das Verschwinden der Dreijährigen bemerkt hatte. Kurz darauf entdeckte er den leblosen Körper des Mädchens im Freizeitbecken gegenüber des Kinderbeckens. Eine Mitarbeiterin des Bades leitete unmittelbar darauf Wiederbelebungsmaßnahmen ein. Notarzt und Rettungswagen waren bereits wenige Minuten nach dem Notruf vor Ort. Nach der Erstversorgung kam das Mädchen ins Gummersbacher Krankenhaus und wurde anschließend nach Siegen in eine Spezialklinik gebracht. Das Mädchen war zusammen mit ihrem 42-jährigen Vater und zwei älteren Geschwistern im Bad. Die Mutter war nicht vor Ort und wurde im Anschluss an das Unglück informiert. Die Familie kommt aus Mannheim.

Die Ermittler müssen nun unter anderem die Frage klären, ob und inwieweit eine Verletzung der Aufsichtspflicht durch den Vater und das Badpersonal vorliegt. Eine Aufsichtspflicht besteht für Kinder unter acht Jahren, sagte Harald Gabriel von der Betreibergesellschaft GMF. Ebenfalls noch ermittelt werden muss, ob das Mädchen Schwimmflügel trug, wo es sich kurz vor dem Unglück aufgehalten hat und wo sich der Vater zu diesem Zeitpunkt befand.Es wurden bereits Aussagen von etwa zehn Zeugen aufgenommen. Weitere Zeugen, die etwas gesehen haben, sollen sich beim Kriminalkommissariat unter Tel.: 02261/ 81 99 820 melden. Insgesamt sollen sich zum Zeitpunkt des Unglücks etwa 20 bis 30 Gäste im Gumbala aufgehalten haben.

In der Schwimmhalle befanden sich zum Unglückszeitpunkt drei Badmitarbeiter. Eine für die Besucherzahl normale Besetzung, so Gabriel. Das Aufsichtspersonal wechsele regelmäßig die Position, um alle Badbereiche überblicken zu können. Alle Badmitarbeiter seien in Erster Hilfe und weiteren Rettungsmaßnahmen ausgebildet und müssten die Inhalte regelmäßig alle paar Jahre auffrischen. Videomaterial gibt es nicht. Die einzige Kamera im Bad ist auf das Kinderbecken gerichtet, die Bilder werden aber nicht gespeichert. Gabriel sagt: „Wir sind sehr gut aufgestellt, werden den Fall aber natürlich auch intern aufarbeiten und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen.“

Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein teilte am Dienstag mit, dass  auf sein Bitten hin das Bad im Beckenbereich künftig mit einem Kamerasystem mit Aufzeichnungsmöglichkeit ausgestattet werde. Das könne zwar schlimme Unglücksfälle nicht verhindern, doch sei es dann möglich, das geschehen zu rekonstruieren.

Helmenstein hatte sich noch am Sonntagabend selbst vor Ort ein Bild der Lage gemacht und spricht von einem „verheerenden Unglück“. „Ich bin zutiefst bestürzt und mit meinen Gedanken und Gebeten bei dem Mädchen und ihrer Familie.“ Nach dem Unfall 2005, bei dem ein zehnjähriges Mädchen in einem Whirlpool ertrunken war, sei alles getan worden, um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. „Hundertprozentige Sicherheit gibt es aber nicht“, sagte Helmenstein und appellierte an Eltern. „Ich gebe meine Aufsichtspflicht als Elternteil nicht ab, wenn ich den Eintritt in ein Schwimmbad bezahlt habe.“Am Montagabend suchte er das Gespräch mit den Badmitarbeitern, um die fürcherlichen Ereignisee aufzuarbeiten. 

Zwei Notfallseelsorger hatten sich noch am Sonntagabend um die Familie und die Badmitarbeiter gekümmert. Das Gumbala blieb am Montag geschlossen und wird erst am Mittwoch wieder eröffnen. „Das Personal soll Zeit haben, zumindest ansatzweise das Geschehene zu verarbeiten“, so Helmenstein. Die Stadt Gummersbach steht außerdem im Kontakt zur Familie des Mädchens und hat alle erdenkliche Unterstützung angeboten.

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