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Wie übersetzt man eigentlich „Bestallung“?

Red; 5. Jul 2016, 15:29 Uhr
Bild: privat --- Die Kursteilnehmer.
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Wie übersetzt man eigentlich „Bestallung“?

Red; 5. Jul 2016, 15:29 Uhr
Oberberg – In einem sechsmonatigen Kurs hat die Caritas „Sprach- und Kulturmittler“ ausgebildet – Die Hilfe der freiberuflichen Übersetzer können Institutionen und Behörden immer dann anfordern, wenn es erforderlich ist.
Was heißt eigentlich „Bestallung“ im Bereich der Jugendhilfe? Fachausdrücke können schon Muttersprachler vor Herausforderungen stellen, sie dann auch noch korrekt in eine andere Sprache zu übersetzen, ist umso schwieriger. Hinter „Bestallung“ verbirgt sich eine Urkunde vom Gericht, in der der Vormund festgelegt wird. Hat ein Dolmetscher die Aufgabe, beispielsweise beim Gespräch im Jugendamt zu übersetzen, muss er nicht nur den deutschen Fachausdruck kennen, sondern auch den kulturelle Hintergrund mit denken, fühlen und in die andere Sprache mit hinüber nehmen.

Wie man sich als Dolmetscher in die Fachsprache vieler verschiedener Institutionen und Fachgebiete einarbeitet - sei es eine soziale Beratungsstelle wie der Caritasverband, eine Behörde oder der medizinische Sektor – erfuhren die Teilnehmer des sechsmonatigen Kurses „Dialog zu dritt – für gleiche Rechte“, den der Caritasverband für den Oberbergischen Kreis mit seinem Fachdienst für Integration und Migration in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk ausrichtete.

„So nah wie möglich dolmetschen“ lautete das Motto des Kurses, an dem Menschen teilnahmen, die sehr gut Deutsch sowie die eigene Muttersprache sprechen. Oft waren sie zuvor bereits als ehrenamtliche oder selbständige Dolmetscher im Einsatz. Während der sechsmonatigen Schulung lernten sie, auch Fachbegriffe, für die es in der anderen Sprache vielleicht nicht das eine, treffende Pendant gibt, sinnvoll zu übersetzen. So ließen sie sich zu sogenannten „Sprach- und Kulturmittlern“ ausbilden.



Wie wichtig ein guter Dolmetscher ist, weiß Regina Dusi-Schütz vom Fachdienst Migration und Integration des Caritasverbands für den Oberbergischen Kreis. Wenn in ihrer Beratungsarbeit ihr Englisch und Italienisch nicht mehr ausreichen, arbeitet auch sie mit Dolmetschern zusammen. „Sprache ist kein Problem, wenn gut gedolmetscht wird“, weiß sie aus dieser Erfahrung. „Im Gegenteil: Es gibt nichts Spannenderes als Kulturen zu vergleichen, selbst wenn man noch keine gemeinsame Sprache hat“.

Maßgeblich an der Konzeption der Qualifizierung von Sprach- und Kulturmittlern war Antje Schwarze, Ethnologin aus Köln. Sieben Jahre lang hat sie deutschlandweit ein Netzwerk von Sprach- und Integrationsmittlern aufgebaut. Aus diesem Konzept ging der Kurs der Sprach- und Kulturmittler hervor. Mit der gerade abgeschlossenen Qualifizierungs-Maßnahme wurde auch im Oberbergischen Kreis eine Lücke der Verständigung zwischen Migranten und den Einrichtungen, Beratungsstellen und Behörden geschlossen: 16 Sprach- und Kulturmittler aus Albanien, dem Libanon, Bulgarien, Rumänien, Italien, Iran, Polen, Pakistan, Syrien und Deutschland stehen nun bereit, um dort zu helfen, wo es erforderlich ist. Sie dolmetschen zwischen Deutsch und ihren Landessprachen, aber auch in Urdu und Panjabi (Pakistan und Nordindien), Farsi (Iran und Afghanistan) und Ungarisch.

Die Sprach- und Kulturmittler sind freiberuflich tätig und stellen ihre Dienstleistung sowie die Fahrtkosten in Rechnung. Sie sind keine vereidigten Dolmetscher. Die Kontaktdaten können unter Tel.: 02261/306-0 bei der Zentrale des Caritasverbands für den Oberbergischen Kreis erfragt werden.
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