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Hilfe für die Helfer

bv; 14. Jun 2016, 14:13 Uhr
Bild: Bernd Vorländer --- Vereinsvorstandsmitglied Monica Weispfennig (li.) und Beraterin Karen Lindenberg (2. v. li.) freuten sich über die hohe Spende, die IWC-Präsidentin Julia Henke (2. v. re.) und Schatzmeisterin Schami Kriesten überbrachten.
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Hilfe für die Helfer

bv; 14. Jun 2016, 14:13 Uhr
Gummersbach – Ohne Spendengelder könnte die gewaltpräventive Arbeit des Vereins nina+nico nicht finanziert werden – Inner Wheel Club Gummersbach überreicht Scheck über 10.000 €.
Von Bernd Vorländer

Einige wenige Zahlen verdeutlichen, worum es eigentlich geht: Nach einer neuen Studie sind eine Million Kinder und sieben bis acht Millionen Erwachsene in Deutschland bereits Opfer sexualisierter Gewalt geworden. Folge sind seelische Qualen und Traumata, die oft über Jahrzehnte bestehen. Die Menschen leiden, manche still in sich hinein, andere sind arbeitsunfähig oder können keine Partnerschaft mehr eingehen, wieder andere üben selbst Gewalt aus. Beim Verein nina+nico in Gummersbach kennt man das Leid dieser Menschen. Seit mehr als 20 Jahren kümmert man sich um die Opfer von Gewalt. 30.000 Kinder und Jugendliche hat man durch Präventionsangebote bereits erreicht, 5.600 Einzelberatungen wurden seit 1999 durchgeführt. „Anfangs sind wir belächelt worden, heute sind wir für viele Menschen die letzte Rettung“, sagt Vorstandsmitglied Monica Weispfennig, die zu den Gründungsmitgliedern zählte.


Sieben Beraterinnen des Vereins sind in Schulen und Kindergärten tätig, versuchen zu sensibilisieren und die Mauer des Schweigens zu durchbrechen. Geschehe sexueller Missbrauch in der Familie, betrage die Dunkelziffer über 90 Prozent, so Weispfennig. Die Scham, die Angst vor gesellschaftlicher Isolierung, all dies sorgt dafür, dass Missbrauchsfälle unter den Tisch gekehrt werden. Neben sexualisierter Gewalt die bis zu der Hälfte aller Fälle ausmacht, kümmern sich die nina+nico-Mitarbeiter auch um weitere Formen der Gewalt, die zerstörte Seelen hinterlässt. Kinder, die Schläge in der Familie erleben, sehen dies als Lösungsmittel für Konflikte in Kindergarten und Schule. Andere, wie etwa Flüchtlingskinder, haben grauenvolle Bilder im Kopf, wenn sie in Deutschland ankommen. Da ist etwa der kleine Flüchtlingsjunge, der unmittelbar miterleben musste, wie Mutter und Geschwister umgebracht wurden und dessen Seele in der Resilienzarbeit erst wieder gestärkt werden muss.

Doch die Hilfsarbeit kostet Geld. 50.000 € benötigt der Verein im Jahr, lediglich 7.000 € an Zahlungen etwa des Oberbergischen Kreises kann man einplanen. Die Stadt Gummersbach als größte Kommune, die von der Arbeit des Vereins profitiert, zahlt nichts. „Wir hätten uns schon gefreut, wenn unsere Arbeit vielleicht mit einem Zuschuss für eine halbe Stelle gewürdigt worden wäre“, sagt Monica Weipfennig. Ohne Partner, die dem Verein tatkräftig unter die Arme greifen, geht es nicht.

Einer dieser Partner ist seit Jahren der Inner Wheel Club Gummersbach (IWC). Eingebettet in die größte international tätige Frauenorganisation und den Rotariern eng verbunden widmet man sich sozialen Projekten und dem internationalen Austausch. Bereits in der Vergangenheit hat der IWC in der Kreisstadt dem Verein mit hohen Geldbeträgen unter die Arme gegriffen und auch diesmal kamen IWC-Präsidentin Julia Henke und Schatzmeisterin Schami Kriesten mit einem 10.000 €-Scheck im Gepäck in die Kaiserstraße. Das Geld hatte man auf dem Weihnachtsmarkt mit einem Second-Hand-Basar und einer karitativen Kino-Vorstellung im Burgtheater zusammenbekommen. „Wir wollen gezielt lokale Projekte fördern“, so Julia Henke. Der IWC hat 45 Mitglieder in Gummersbach, fördert vor Ort Kinder unterschiedlicher Nationalität in einem 14-tägigen Treff und sorgt auch für den kulturellen Austausch in einem Frauen-Cafe.
  
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