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Interesse sprengte alle Dimensionen

nh; 23. Sep 2015, 11:40 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- 300 Interessierte fanden sich am Dienstagabend im Paul-Schneider-Haus ein.
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Interesse sprengte alle Dimensionen

nh; 23. Sep 2015, 11:40 Uhr
Wiehl - So voll wie sonst nur an Heiligabend war das Paul-Schneider-Haus beim gestrigen Infoabend „Flüchtlinge in Oberwiehl“ - 300 Bürger zeigten „entschlossene Hilfsbereitschaft“ - Besuch aus dem rechten und linken Lager störte nicht.
Von Nils Hühn

Mit 30 oder 40 Interessierten hatten die Organisatoren der Informationsveranstaltung zum Thema „Flüchtlinge in Oberwiehl“ gerechnet. Doch es kamen zehn Mal so viele Bürger an diesem Bundesligaabend ins Paul-Schneider-Haus und sorgten somit für einen Ansturm wie sonst nur an Heiligabend. „So etwas habe ich noch nicht erlebt. Man sah entschlossene Hilfsbereitschaft“, war Udo Kolpe, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Oberwiehl, vollkommen überwältigt. „Das ist ein tolles Zeichen“, freute sich Wiehls stellvertretender Bürgermeister Wilfried Bast. Die 300 Bürger ließen sich auch nicht durch die kurzfristige Anwesenheit von kleineren Gruppierungen aus dem rechten und linken Lager stören.


[Michael Schell, Beigeordneter der Stadt Wiehl, sprach auch zu der großen Menschenmasse.]

Ideengeber für diesen Abend waren Oberwiehler Geschäftsleute, die Familie Friedrichs, Jörg Decker, Oberwiehler Vereine, Dorfgemeinschaften, die Kirchen und auch die Flüchtlingshilfe Wiehl. Sie alle wollten Fragen erklären, Fakten nennen, zum Erfahrungsaustausch anregen und die Organisation von Hilfen koordinieren. Kolpe erinnerte eingangs an die Entwicklung Oberwiehls von einem 100-Seelen-Dorf im 18. Jahrhundert zu dem heutigen Ort, der mit den umliegenden Dörfern 3.000 Einwohner beheimatet, von denen viele Flüchtlinge waren. „Oberwiehl war immer bunt. Menschlichkeit und Toleranz stehen ganz oben auf dem Ortsschild“, so Kolpe.


Wiehls Beigeordneter Michael Schell schilderte zunächst die aktuelle Lage und wie die Stadt mit der aktuellen Flüchtlingssituation umgeht (OA berichtete). Dabei ging er auch auf die Geschehnisse des 12. September ein, als ein Bauzugwagen in Flamen aufging (OA berichtete). Wie die Polizei heute mitteilte, lliegen immer noch keine Ergebnisse vor. Der Staatsschutz ermittelt weiter. Anschließend übernahm der Wiehler Flüchtlingsbeauftragte Konrad Gerards das Wort und teilte mit, wie seine Arbeit derzeit aussieht und das er komplett ausgelastet sei und sich daher über jede Hilfe freue. Besonders von den rund 160 aktiven Helfern der Flüchtlingshilfe Wiehl wird er unterstützt und da derzeit eine Stelle bei der Stadt ausgeschrieben ist, wird er in wenigen Wochen noch mehr Unterstützung erhalten.


[Dieser Aufkleber wird für einen Euro in diversen Geschäften und Banken verkauft. Die Einnahmen aus dem Verkauf werden der Wiehler Flüchtlingshilfe zugute kommen.]

Diese kündigten auch viele Teilnehmer der Veranstaltung an. 15 Interessierte dokumentierten ihre Bereitschaft mit ihrer Unterschrift. Aus diesem Kreis soll sich ein Führungsteam bilden, das anschließend die Oberwiehler Hilfe organisiert. Auf Handzetteln wurden auch Ideen gesammelt, die nun ausgewertet werden. In den Herbstferien wird es wahrscheinlich die nächste Veranstaltung geben, da ab dem 1. November in und um Oberwiehl die ersten Flüchtlinge einquartiert werden sollen.


[Aufmerksam hörten die Besucher den Ausführungen von Petra Friedrichs zu.]

Dies ist in Marienhagen und Alferzhagen schon passiert. Dort leben seit August die ersten Flüchtlinge, die nun auf den Abschluss des Asylverfahrens warten. Die Wiehler „Bergdörfer“ Marienhagen, Pergenroth, Alferzhagen und Merkausen helfen aktiv bei der Versorgung der Flüchtlinge. So kamen schnell die notwendigen Kleidungsstücke, aber auch Sachgegenstände für den Hausstand zusammen. Als hilfreich hat sich dabei auch die moderne Technik erwiesen. So wurde eine WhatsApp-Gruppe „Bergdörfer Flüchtlinge“ gegründet, die immer mehr wächst. In Alferzhagen fand gestern Abend eine ähnliche Veranstaltung im Sonnenhof statt. Auch hier drohte der Saal aus allen Nähten zu platzen. Wie in Oberwiehl wollten die Menschen wissen, wie die aktuelle Lage ist, wie sie sich entwickeln kann und wie man konkret helfen kann.
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