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Metall- und Elektroindustrie will streiken

fj; 27. Jan 2015, 14:20 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- Werner Kusel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Oberberg sowie die Betriebsratsvorsitzenden Thomas Hengstebeck (Firma Berg), Frank Meier (Metalsa) und Heinz Dörr (Dörrenberg).
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Metall- und Elektroindustrie will streiken

fj; 27. Jan 2015, 14:20 Uhr
Oberberg – Bei den Tarifverhandlungen zwischen IG Metall und Arbeitgebern scheint keine Annäherung in Sicht – Oberbergische Mitglieder der Tarifkommission kündigen für die kommende Woche Streiks in der Region an.
5,5 Prozent mehr Lohn, eine geförderte Bildungsteilzeit sowie eine flexiblere Altersteilzeit, das fordert auch die Industriegewerkschaft (IG) Metall Oberberg für ihre rund 11.800 Mitglieder. „Alle drei Forderungen haben den gleichen Stellenwert, darum kommt für uns nur eine Lösung im gesamten Paket in Frage“, erklärte Werner Kusel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Oberberg. Die erste Tarifverhandlung in der Metall- und Elektroindustrie ist in Nordrhein-Westfalen bereits am 15. Januar ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Die zweite Verhandlung findet heute in Düsseldorf statt. Morgen endet die Friedenspflicht. Bereits gestern hat die IG Metall die Planung für Warnstreiks abgeschlossen, mit denen nun in der kommenden Woche zu rechnen ist.

„Sollten die Arbeitgeber heute ähnliche Angebote wie bereits in anderen Bundesländern vorlegen – und davon ist auszugehen – werden wir diese ablehnen und noch vor Karneval streiken“, so Kusel. Damit sich alle Gewerkschaftsmitglieder an den Warnstreiks beteiligen können, plant die IG Metall Oberberg keine zentrale Demo, sondern einzelne Streiks in allen 31 Betrieben ihres Geschäftsgebiets. „In der Woche vom 2. bis 6. Februar wird jedes Unternehmen mindestens einmal für ein paar Stunden lahmgelegt“, so Kusel.


Auch die Vorbereitungen für eine Urabstimmung in den Betrieben, die dann zu längeren Streiks führen könnte, sind im Oberbergischen bereits abgeschlossen. „Eine Einigung gibt es nur, wenn zu allen Forderungen annehmbare Lösungen gefunden werden“, sind sich die Betriebsratsvorsitzenden der Firmen Dörrenberg, Heinz Dörr, Berg, Thomas Hengstebeck, und Metalsa, Frank Meier, einig. Sie nehmen für die IG Metall Oberberg an den momentanen Tarifverhandlungen teil.

Von einer Einigung scheinen die Tarifparteien jedoch noch weit entfernt zu sein. Am 15. Januar sagte der Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff, wenn die IG Metall eine Tariferhöhung unter zwei Prozent akzeptiere, käme man „schnell zum Abschluss". Die Gewerkschaft hält eine Steigerung von 5,5 Prozent angesichts der Unternehmensumsätze für angemessen. Außerdem sollen die Mitarbeiter entscheiden können, ob sie unter Inkaufnahme von Abschlägen früher oder abschlagsfrei und entsprechend später in Altersteilzeit gehen. Ginge es nach den Arbeitgebern, könnten nur 2 Prozent der Beschäftigten eines Unternehmens früher in Rente gehen und zwar nur die, die nicht mehr arbeiten können. Auf wen das zutrifft, so erklärte Kusel, wollen die Betriebe aber künftig ohne den Betriebsrat entscheiden.

Am tiefsten scheint der Graben jedoch beim Thema Bildungsteilzeit zu sein. „Die wird von den Arbeitgebern resolut abgelehnt“, so Kusel. Die IG Metall stellt sich dagegen folgendes Modell vor: Wenn ein Arbeitnehmer phasenweise auf einen Anteil seines Lohns verzichtet, hat er in einer Freistellungsphase bei fortlaufendem Gehalt die Möglichkeit, sich weiter zu qualifizieren. „Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels haben die Unternehmen in diesem Bereich Scheuklappen auf den Augen. Die geförderte Bildungsfreizeit beugt dem Fachkräftemangel vor und macht den Arbeitgeber attraktiv für junge Arbeitnehmer“, ist sich Kusel sicher. Würden die Arbeitgeber der Bildungsteilzeit eine Abfuhr erteilen, wäre dies auf längere Sicht nicht nur zum Nachteil des jeweiligen Unternehmens, sondern auch für den gesamten Standort Oberberg, waren sich auch die Betriebsräte sicher.
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