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Musikalisches Ereignis à la Sulke

vma; 20. Nov 2014, 07:49 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Mit einer faszinierend-lockeren Performance sowie einer enormen Bühnenpräsenz be- und verzauberte Stephan Sulke das Publikum.
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Musikalisches Ereignis à la Sulke

vma; 20. Nov 2014, 07:49 Uhr
Gummersbach – Nicht nur „Uschi mach' kein Quatsch“ sang Stephan Sulke, der klavierspielende Liedermacher, am Mittwochabend in der Halle32 - Das aktuelle und wohl letzte Programm setzt sich aus einer Mischung von alten Hits und neuen Songs zusammen.
Evergreens wie "Lotte", "Der Typ von nebenan", "Uschi", "Der Mann aus Russland" präsentierte er ebenso wie spannende, funkelnagelneue Werke. Das Programm „Ich hab‘ dich bloß geliebt“ begeisterte in Gummersbach. „Ich habe es doch nicht sein lassen können und wieder ein paar neue Songs gebastelt“, verriet Sulke gleich zu Beginn.



Er suche immer mal Themen für neue Stücke. Ein Thema scheine omnipräsent zu sein – „die Blödheit“. So hatte er dazu ein Lied komponiert. Ein weiteres neues Stück war noch gar nicht fertig – das las er kurz vor und forderte das Publikum zu etwas Phantasie auf. Schnell wurde an diesem Abend klar: Stephan Sulke will nicht nur singen, sondern auch ein paar Gedanken loswerden. Und testen, ob es sich lohne, die neuen Stücke aufzunehmen. Den Applaus interpretierte er als positives Votum. Melancholische und heitere Lieder, viele Erzählungen und sogar Witze schenkte er den Gästen in der Halle 32. Man fühlte sich bei ihm abgeholt, vor allem, wenn er von den kleinen Unwägbarkeiten des Lebens sang. „Ich bin der Typ von nebenan“ oder auch „Mensch ging das aber schnell“, bei dem er zugibt, lieber auf Archivfotos zugreifen zu wollen und oft denke, dass er neulich ja noch Anfang zwanzig war.


[Stephan Sulke erzählt gerne und dass mit viel Hintergründigkeit und besonderem Humor.]

Er kokettiert gerne mit seinem Alter. 1943 kam Stephan Sulke als Sohn geflohener Berliner Juden in China zur Welt und wuchs später in der Schweiz auf. Ab 1963 nahm er unter Pseudonym in Frankreich und den USA die ersten Platten auf. Ab 1976 studierte er Jura in der Schweiz, kehrte aber wieder auf die Bühne zurück. 1974 erschienen unter seinem richtigen Namen die ersten eigenen Lieder in deutscher Sprache. Er stürmte als Sänger und Komponist die Hitparaden, schrieb Bücher, zog sich zeitweise wieder zurück, um ab 2000 wieder durch Deutschland und die Schweiz zu touren. 2002 trat Stephan Sulke auch als Maler und Bildhauer in Erscheinung.


[Seine spezielle Sicht auf das Weltgeschehen kommt an beim Gummersbacher Publikum.]

Jetzt tourt Stephan Sulke wieder einmal. Aber diese Tournee ist nicht irgendeine seiner langen Karriere: Es soll seine letzte sein. Er kommt also, um sich zu verabschieden. Und das wieder mit seiner Hintersinnigkeit, seinem Humor und dieser nonchalanten Art, die ihn besonders auszeichnet. Er ist witzig, leicht melancholisch und verschmitzt wie zu seinen großen Zeiten in den 1970er und 1980er Jahren. Ob sein „Geflügel-Song“ oder auch sein Umweltschutz-Alptraum-Lied – viel Komik ist in so manchem Dargebotenen.

Bekannt ist er auch für seine Melancholie. Nach der Pause deshalb: „Wenn Sie gestatten, möchte ich mit meinem traurigsten Lied anfangen – dann haben wir es hinter uns und ich sehe nicht ein, dass ich alleine depressiv sein soll“, so Sulke mit einem verschmitzten Lächeln. Doch auch dieses Lied entpuppt sich als sehr komisch. Was ihn wirklich freut? Das „Uschi“ fast ein Volkslied geworden ist. Und so fehlte es natürlich nicht im Programm. Das Publikum sang nicht ganz textsicher mit, was Sulke mit einem „nach 40 Jahren sollten Sie den Text aber auswendig können“ kommentierte. Schon toll, wie er mit dem Publikum kommuniziert und ihm so ganz nah ist auf der Bühne zwischen Flügel, Gitarre und Keyboard. Und vielleicht war es ja doch nicht eines der letzten Konzertereignisse à la Sulke.


  
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