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Wanderschäfer schlägt Alarm

nh; 25. Feb 2016, 13:50 Uhr
Bild: privat --- Der europäische Wolf fühlt sich in Deutschland wieder wohl. In den vergangenen Monaten meldete vor allem Förster Sichtungen in Marienheide und an der Bevertalsperre in Hückeswagen.
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Wanderschäfer schlägt Alarm

nh; 25. Feb 2016, 13:50 Uhr
Oberberg - Wanderschäfer Wolfgang Motzkau registriert mit großer Sorge die Rückkehr des Wolfes - „In Sachsen gab es am Montag ein Massaker mit 50 gerissenen Schafen“, will der Schäfer diese Verhältnisse nicht in Oberberg (AKTUALISIERT).
Von Nils Hühn

Noch ist nicht bewiesen, dass es sich bei dem Tier, das am Dienstag ein Schaf totgebissen hat, um einen Wolf handelte (OA berichtete). Dennoch ist Wanderschäfer Wolfgang Motzkau, aus dessen Herde mit rund 50 Mutterschafen und 40 Lämmern das Opfer stammt, aufgebracht: „Freilaufende Hunde sind noch das weitaus schlimmere Problem, aber der Wolf gehört überhaupt nicht hierher.“ Er sei zwar ein Tierfreund und sehe ein, dass der Wolf ein schützenswertes Geschöpf sei, aber er gehöre nicht nach Oberberg.

Motzkau fürchtet sich vor der Ansiedlung von Wolfsrudeln in Oberberg. „In Sachsen gab es am Montag ein Massaker mit 50 Toten Schafen“, ist Motzkau besorgt. Dort lebt seit mehreren Jahren ein Wolfsrudel in der Königsbrücker Heide und bei dem Angriff handelt es sich um den bislang schlimmsten Vorfall. Der Wolfsexperte des Landkreises Bautzen habe drei der Tierkadaver untersucht und anhand der Kehlbisse als Verursacher eindeutig einen Wolf identifiziert.


Auch der Kehlbiss bei dem Schaf in Reichshof-Oberagger sieht verdächtig nach einem Wolf als Täter aus. Der für den Oberbergischen Kreis zuständige Wolfsberater Klaus Poppe nahm Speichelproben, die nun untersucht werden. „Da es sehr viel geregnet hat, glaube ich nicht, dass die Proben brauchbar sind“, ist Motzkau pessimistisch, dass es in rund zwei Wochen gesicherte Erkenntnisse gibt. Ähnlich sieht das Gerd Dumke, Bezirksvorstand beim Schafzuchtverband NRW: „Ich habe schon viele Hundebisse gesehen und die sehen anders aus.“ Zudem sei ungewöhnlich, dass sehr viel Schaffleisch gegessen wurde.

Anlässlich des Schafsrisses, ruft der NABU NRW alle Beteiligten zur Besonnenheit auf und die Untersuchungsergebnisse der Rissanalyse abzuwarten. Nicht jeder Schafsriss sei direkt dem Wolf zuzuschreiben. Im konkreten Fall liege für das entsprechende Gebiet kein Wolfsnachweis vor. In Nordrhein Westfalen gab es bisher drei bestätigte Wolfsnachweise, zuletzt im Januar 2015 im Kreis Siegen- Wittgenstein. Bei jedem dieser Nachweise wurde jeweils ein einzelnes Tier nachgewiesen. „Wolfsrudel gibt es in NRW bisher nicht“, so der NABU-Wolfsexperte Thomas Pusch.

Grundsätzlich ausschließen, dass es ein Wolf ins Bergische geschafft haben könnte, will er allerdings nicht. Für die Nöte des betroffenen Schäfers und die Sorgen der Schafhalter im Zusammenhang mit der Rückkehr des Wolfes nach NRW habe der NABU volles Verständnis. Zwar würde der Geldwert des Schafes ersetzt, damit sei es aber nicht getan. „Wir bieten ein Notfall-Set an“, erklärte Uwe Hoffmann vom NABU Oberberg. Auch Wanderschäfer Motzkau habe die Möglichkeit, will diese aber nicht wahrnehmen. „Es gibt keinen Grund zur Panik“, wünscht sich Hoffmann, dass wieder Ruhe in die Diskussion kehrt. Er hofft auf den überfälligen Wolfs-Managementplan des Landes.

Beim NABU Oberberg erhält man ein Notfallzaunset zum Schutz von Weidetieren vor Beutegreifern. Zwei weitere Notfallsets stellt der Landesbetrieb Wald und Holz zur Verfügung. Weitere Informationen gibt es vom NABU Oberberg unter Tel.: 0163/368 51 23.
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