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Mit Schere und Lockenwicklern: Morsbacherin half jungen Rumänen

Red; 9. Nov 2013, 09:30 Uhr
Bilder: privat --- Zwei Wochen lang brachte Annika Stangier 20 Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Einmaleins im Umgang mit Schere, Lockenwicklern, Glätteisen und Haarfarbe bei.
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Mit Schere und Lockenwicklern: Morsbacherin half jungen Rumänen

Red; 9. Nov 2013, 09:30 Uhr
Morsbach - Mit viel Zuwendung versuchte Annika Stangier bei der 'Making Waves'-Initiative rumänischen Jugendlichen, die aus schwierigen, sozialen Verhältnissen stammen, eine berufliche Zukunft zu geben.
Blitzlichtgewitter und bittere Armut: Diese beiden Extreme lernte die Morsbacherin Friseurmeisterin Annika Stangier jetzt in Rumänien kennen, wo sie für die „Making Waves“-Initiative des Haarpflegekonzerns Wella und das Kinderhilfswerks Unicef zwei Wochen lang junge Jugendliche trainierte. Ziel der Initiative ist es, jungen Menschen aus schwierigen, sozialen Verhältnissen den Weg in eine bessere Zukunft zu ermöglichen: durch Stärkung ihres Selbstbewusstseins und durch eine Grundausbildung in Sachen Frisieren.

Als nun in der Stadt Focsani im Osten Rumäniens ein Ausbildungszentrum für Friseure eröffnet wurde, war auch Annika Stangier mit dabei. Zwei Wochen lang brachte sie 20 Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Einmaleins im Umgang mit Schere, Lockenwicklern, Glätteisen und Haarfarbe bei. Zuvor war sie unter hunderten Bewerbern für die Reise nach Rumänien ausgewählt worden, gemeinsam mit sechs anderen Mentoren aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und Australien.

„Es war eine sehr intensive Zeit, mit vielen emotionalen Momenten“, berichtet die 28-Jährige, die sich erst langsam wieder an den deutschen Alltag gewöhnt. Denn in Rumänien lernte sie beim Besuch rückständiger Dörfer eine völlig andere Welt kennen, die durch Armut und Hoffnungslosigkeit geprägt ist. „Dort herrschen teilweise Zustände wie im Mittelalter. In vielen Häusern gibt es keinen Strom und kein fließendes Wasser“, berichtet sie. Die Exkursionen gehörten zum Programm, um die an westliche Standards gewöhnten Mentoren für die Probleme des Landes zu sensibilisieren.


Aus solchen Dörfern stammen teilweise auch die Jugendlichen, die für das Programm ausgewählt wurden und denen zuvor jegliche berufliche Perspektive fehlte. Dass sich das für einige von ihnen dank des Trainings in Focsani ändern könnte, davon ist Annika Stangier überzeugt. Zumindest aber sei ihr Selbstbewusstsein erkennbar gewachsen. „Es war einfach toll zu sehen, welche Entwicklung die Jugendlichen in der kurze Zeit gemacht haben. Anfangs waren sie sehr schüchtern und trauten sich kaum, Englisch zu sprechen. Aber dann haben sie gemerkt, was in ihnen steckt“, erzählt die Morsbacherin.



Hoch motiviert, wissbegierig und vielfach auch sehr talentiert seien sie gewesen. Symbolträchtige Szenen mit vielen Freudentränen spielten sich dann am Tag der Eröffnung des Ausbildungszentrums ab, über die etliche Fernsehteams und Fotografen berichteten. Alle Jugendlichen bekamen von ihren Mentoren ihre persönliche Friseurschere ausgehändigt. „Das sind Momente, die mich sicher mein Leben lang prägen werden“, sagt Annika Stangier.
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